Kreisverwaltung in größerem Dienstgebäude

Richard Remshagen

Die Arbeiten am Erweiterungsbau der Kreisverwaltung gehen dem Ende zu. Die Einweihung wird im Frühsommer 1985 stattfinden. Die endgültige Fertigstellung des Gesamtkonzeptes wird eine effektive Arbeit der Kreisverwaltung ermöglichen und durch die Zentralisierung an einem Ort für die Bürger viele Behördenwege erleichtern. Rein optisch säumen nun drei »Generationen« von Dienstgebäuden der Kreisverwaltung die Wilhelmstraße in Bad Neuenahr-Ahrweiler:

Der Altbau aus dem Jahre 1894, das 1966 fertiggestellte Hauptgebäude und der Erweiterungsbau.

Der im Jahre 1894 eingeweihte Altbau, Wilhelmstraße 24, war das erste Verwaltungsgebäude, das eigens für die Unterbringung der Kreisverwaltung errichtet wurde. Im Erdgeschoß dieses Hauses befanden sich die Büroräume, die 1. Etage war Dienstwohnung des Landrats. Doch schon bald stellte sich heraus, daß dieses Gebäude für die Unterbringung der Kreisverwaltung nicht mehr ausreichte. Bereits im Jahre 1911 sah sich der damalige Landrat genötigt, ein weiteres Haus anzumieten, das später angekauft wurde. Nach dem 2. Weltkriege war die Raumsituation in der Kreisverwaltung wiederum sehr beengt. Die Unterbringung fand zeitweise in sechs Gebäuden statt. Das jetzige Hauptgebäude, im Jahre 1966 fertiggestellt, schaffte Abhilfe. Die Mitarbeiter der Kreisverwaltung wurden zentral untergebracht und fanden moderne, zeitgemäße Arbeitsplätze.

Bei der Planung dieses Neubaues war noch nicht abzusehen, daß die Vergrößerung des Landkreises im Rahmen der Gebietsreform und noch stärker die Funktionalreform zu Beginn der 70er Jahre eine erhebliche Aufgabenvermehrung für die Kreisverwaltung brachten. Es fehlte wiederum Büroraum. Die Dienstwohnung des Landrats im Altgebäude wurde in Büroräume umgewandelt. 1975 mußten drei Abteilungen in Außenstellen untergebracht werden. Doch diese Maßnahmen reichten nicht aus. Viele Büroräume waren überbesetzt, frühere Aktenräume, Besprechungszimmer und Lagerräume mußten als Büroräume verwendet werden.

Vorsprechende Bürger konnten nur in äußerster Enge bedient werden. Vor allem war es unzumutbar, in dreifach besetzten Zimmern persönliche und vertrauliche Dinge zu besprechen.

Dieser Situation trug der Kreistag Rechnung, als am 15. 5. 1981 die Notwendigkeit eines Erweiterungsgebäudes anerkannt und der Auftrag zur Planung erteilt wurde. Die Baupläne wurden im Rahmen der beantragten Zuschußgewährung sowohl von den zuständigen Landesministerien als auch vom Rechnungshof Rheinland-Pfalz geprüft. Im Mai 1983 konnte der erste Spatenstich erfolgen. Die beiden Neubauteile sind in gestaffelter Bauweise von ein- über vier- bis fünfgeschossig erstellt, wobei das bestehende Hauptgebäude — sechsgeschossig — weiterhin dominiert. Für die notwendigen Stellplätze wurde fast der gesamte Neubaubereich als Tiefgarage zweigeschossig ausgebaut. Die ohnehin notwendigen Tiefgründungen konnten zweckmäßig mitgenutzt werden. Die Bürogeschosse sind als Nord- und Südflügel an den Außenbereichen des bestehenden Gebäudes so angeordnet, daß die Zugänglichkeit über die vorhandenen Treppenanlagen des Hauptgebäudes erfolgen kann. Die neue, behindertengerechte Aufzugsanlage ist im bestehenden Hauptgbäu-de an zentraler Stelle eingebaut worden und führt bis zum fünften Obergeschoß. Vor allem ist für die Besucher der Zulassungsstelle von der Tiefgarage aus ein direkter Zugang zu dem Großraumbüro geschaffen worden. Die Straßenverkehrsabteilung mit der Zulassungsstelle befindet sich im Erdgeschoß, während im ersten Obergeschoß die Zentralabteilung sowie die Bereiche des Landrates und der Dezernenten untergebracht sind. Hieran schließen sich nach oben die einzelnen Abteilungen an.

Drei »Generationen« von Dienstgebäuden der Kreisverwaltung (links der Erweiterungsbau)
Foto: Kreisbildstelle

Beide Bauteile wurden aus Gründen der Wirtschaftlichkeit als reine Stahlbetonteile erstellt. Die Dächer sind als Kaltdächer ausgebildet und können von innen auf Dichtheit kontrolliert werden. Für eine einheitliche Optik wurden die Fassaden als isolierte, vorgehängte und belüftete Konstruktionen mit Verkleidung in Basaltlava wie am vorhandenen Gebäude ausgeführt.

Den Umfang des Bauvorhabens mögen einige statistische Zahlen aufzeigen:

Umbauter Raum:
Tiefgarage
Bürogeschosse


= 12 200 cbm
= 13 400 cbm

Hauptnutzfläche:
Tiefgaragen
Bürogeschosse


= 3 560 qm
= 1 920 qm

Stellplätze:
Tiefgarage


ca. 100 Stück

Herstellungskosten:

13,24 Mio DM

Der Altbau wird nach der Bezugsfertigkeit des Erweiterungsgebäudes weiter genutzt. Die Kreismusikschule wird dort ebenso untergebracht werden wie das Sprachheilambulatorium. Ferner wird das Kreisarchiv — jetzt lagern viele Bücher noch im feuchten Keller — dem Zweck entsprechend und publikumsfreundlich eingerichtet. Der traditionsreiche Sitzungssaal bleibt nach schon jetzt durchgeführter Renovierung erhalten.

Die Fertigstellung des Erweiterungsbaues ermöglicht eine zeitgemäße Unterbringung der Verwaltung und bringt Erleichterungen für den Bürger beim Besuch der Kreisverwaltung — hoffentlich ist diesmal für einen längeren Zeitraum vorgesorgt.