Hilfe für den Nächsten durch »Nachbar in Not«

Bürgerselbsthilfe für die Wechselfälle des Lebens 

Robert Ehlen

Wohl kaum eine Selbsteinrichtung im Kreise Ahrweiler genießt derzeit eine solche Bürgernähe und findet Anerkennung durch alle Schichten der Bevölkerung wie die Aktion »Nachbar in Not«.

Unbürokratische Soforthilfe dort zu leisten, wo Not am Manne ist und sonstige Hilfen nicht Platz greifen, diesem Ziel hat sich die 1974 ins Leben gerufene Einrichtung verschrieben. Damals von Landrat Dr. Christoph Stollenwerk initiiert, nahm sie unter seinem Nachfolger, Landrat Dr. Egon Plümer, dank stetiger und nachdrücklicher Förderung einen ungeahnten Aufschwung. Die Bedeutung der Aktion »Nachbar in Not« unterstreicht die Tatsache, daß bis heute mit fast 400.000,-DM geleisteter Hilfe in aberhundert Fällen Not gelindert werden konnte.

Als früherer Sachverwalter von »Nachbar in Not« kenne ich nur zu gut die segensreichen Auswirkungen dieser Selbsthilfeeinrichtung der Bürger für die Mitbürger. Hierbei ist die Anonymität der Hilfe zu nennen, vor allem aber die kurzfristige Bereitstellung von Mitteln und der gezielte Einsatz unter Abwägung des Einzelfalles. Daher blieb auch die Anerkennung der Kirchen, Gemeinden, der freien Wohlfahrtsverbände und engagierter Bürger nicht aus, die auf in Not geratene Menschen aufmerksam machten. Ein nicht unerheblicher Verdienst kommt auch unserer Lokalpresse zu, die mit ihrer Berichterstattung auf Notfälle hinwies und gleichzeitig über die Spendentätigkeit berichtete.

Immer wieder wurde schnell und unbürokratisch Hilfe zuteil, ohne zeitraubende rechtliche Abwägungen bei der Entscheidungsfindung vernehmen zu müssen. Es entstehen keine langwierigen Verwaltungsabläufe. In dringenden Fällen kann sofort und flexibel geholfen werden. Zudem ist der Verwaltungsaufwand hierfür gleich Null, weil die Aktion vom jeweiligen Leiter der Sozialabteilung bei der Kreisverwaltung betreut wird und der Landrat nach Vortrag des Sachverhalts unmittelbar entscheidet.

So genießt diese Hilfseinrichtung uneingeschränktes Vertrauen in der Bevölkerung. Das bisherige Spendenaufkommen beweist dies zur Genüge.

Sicherlich ist auch versucht worden, die Aktion »Nachbar in Not« in die Nähe von »Rechtsansprüchen« anzusiedeln, um sie so zusätzlich als eine von vielen Leistungsträgern in Anspruch zu nehmen. Solchem unbegründeten Anspruchsdenken konnte aber immer erfolgreich begegnet werden. Diese klare Linie, die hier verfolgt wurde, hat den vielen Spendenaktivitäten Auftrieb gegeben. Man wußte eben, die Hilfe kam an, und sich später ergebende Rechtsansprüche anderen gesetzlichen Leistungsträgern gegenüber waren dann ein willkommenes zusätzliches finanzielles Polster, um die Notlage im Rahmen der Nachsorge materiell zu beseitigen oder zu lindern.

Besonders zu nennen sind die Hilfen für die Hochwassergeschädigten des Jahres 1983, die als Anlieger des Rheines bei den beiden Hochwassern erhebliche Schäden an Hab und Gut hinnehmen mußten und die ja bekanntlich versicherungsrechtlich nicht abgesichert sind. Hier haben wir uns die Arbeit der ohnehin tätigen Schadensfestellungskomission zunutze gemacht. Wie wohltuend waren da die Hilfen, die ihrer Höhe nach festgestellt und nach Vorschlag unmittelbar den Geschädigten zugingen.

Wer die glücklichen und strahlenden Augen, insbesondere der in der Weihnachtszeit bedachten bedürftigen älteren Menschen unseres Kreises einmal gesehen hat, wird diese Augenblicke des Helfens nicht vergessen. Zu Herzen gehende Dankschreiben der Bedachten zeugen davon, wie sehr alle bisherigen Hilfen ankamen und wie tief verwurzelt das Ansehen der Aktion »Nachbar in Not« im Bewußtsein unserer Bürger bis zu heutigen Tage ist.

Es soll an dieser Stelle eine verdiente Würdigung all derer nicht fehlen, die mit ihren Initiativen der »Odem« der Selbsthilfeeinrichtung sind und ohne die das Segenswerk nicht fortgeführt werden könnte.

So ist es fast unglaublich, mit welchem Ideenreichtum Veranstaltungen zugunsten der Aktion »Nachbar in Not« vorbereitet und erfolgreich durchgeführt worden sind. Aufzuzählen sind hier beispielhaft das »Adventssingen« von Schulklassen, ein durchgeführtes Mähdreschen nach früheren Methoden verbunden mit einer Traktorenschau, die Durchführung von Oktoberfesten, Carrera-Autorennen, Reitturnieren, Musikfeste, Handwerksschauen, Versteigerungen beim Landwirtetreffen, Wohltätigkeitskon/erten der Bundeswehr, die Erlöse der Arbeiten von Strick- und Bastelgruppen und des karnevalistischen Treibens der »Mohne« in vielen Orten des Kreises. Nachbarschafts- und Straßenfeste waren ebenso hilfreich wie Sammelaktionen der Schützengesellschaften und von Sportvereinen, des Lyons-Clubs, der Rotarier und vieler mehr, die sich in den Dienst der guten Sache stellten und die Gelder zusammenbrachten.

Nicht zuletzt war es auch der Wunsch und das Vermächtnis mehrerer, inzwischen verstorbener Bürger unseres Kreises und deren Angehörigen, anstatt der zugedachten Kranzspenden die Aktion »Nachbar in Not« zu bedenken. Daß hierbei Beträge zwischen drei- und viertausend Mark zusammenkamen, sei nur am Rande vermerkt.

Ihnen allen, den Lebenden und den Verstorbenen, sei hierfür ein aufrichtiges »Dankeschön« und »Vergelts Gott« gesagt. Den Dank an alle Spender verbindet die Selbsthilfeeinrichtung »Nachbar in Not« mit dem Wunsche, ihr weiterhin die sicherlich notwendige Unterstützung nicht zu versagen. Glückliche Menschen werden es Ihnen zu danken wissen. Möge der Aktion »Nachbar in Not« selbst ein langes Leben beschieden sein.