Neues Schrifttum über den Kreis Ahrweiler

Ausgewählte Neuerscheinungen und Besprechungen

Zusammengestellt von Jürgen Haffke

I. Ausgewählte Neuerscheinungen

Mit der jedermann zugänglichen Bibliothek des Kreisarchivs im Landratsamt Ahrweiler ist seit dem Herbst 1985 endlich eine Einrichtung geschaffen, an der man das meiste Schrifttum über die Städte, Gemeinden und Landschaften des Kreisgebiets vorfindet. Eine hektographierte Liste »Literatur über den Landkreis Ahrweiler aus der Bibliothek des Kreisarchivs« verhilft zu einer Übersicht über die Bestände. Zusammen mit den beiden Schrifttumsverzeichnissen in den Heimatjahrbüchern 1985 und 1986 verfügt nun jeder Interessent recht bequem über die Möglichkeit, sich Anregungen für seine eigenen Nachforschungen zu holen. Der folgende Literaturbericht umfaßt in der Hauptsache Neuerscheinungen der Jahre 1985/86, vereinzelt finden sich auch Nachträge, die bisher übersehen worden sind. Als Gewährsleute aus den einzelnen Gemeinden füngierten freundlicherweise: Frau Golden (Bad Neuenahr-Ahrweiler), Herr Görtz (Altenahr), Herr Hommen (Bad Breisig), Herr Kürten (Re-magen), Frau Mehnacher (Sinzig), Herr Prothmann (Grafschaft), Frau Reuter (Brohltal) und Herr Reuter (Adenau). 

Kreis Ahrweiler/Eifel

Verbandsgemeinde Adenau

Verbandsgemeinde Altenahr

Verbandsgemeinde Bad Breisig

Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler

Verbandsgemeinde Brohltal

Gemeinde Grafschaft

Stadt Remagen

Stadt Sinzig

II. Besprechungen

Zu schön, um wahr zu sein? — Zwei neue Bildbände über die Osteifel Daß sich die Kreisverwaltung in hiesigem Raum für die Herausgabe von Bildbänden einsetzt, hat schon Tradition. 1909 erschienen in dem Buch »Aus dem Kreis Adenau« 95 Photos, 1927 folgte »Der schöne Kreis Ahrweiler« mit 56 Aufnahmen. Dann dauerte es bis 1974, ehe der nächste, dann farbige Band auf 106 Bildseiten die Landschaft »Vom Rhein zur Ahr« vorstellte. Im Juli 1986 folgte Wolfgang Pechthold: Eifelland an Rhein und Ahr. Köln (Horst-Ziethen-Verlag) 1986. 49.80 DM Auf den ersten Blick — ein schönes Buch! In der Aufmachung, Qualität der Farbdrucke auf schwerem Papier und Gestaltung der Seiten ist der Bildband sehr ansprechend: 64 Bildseiten, 21 Stiche, 16 Seiten Text des Journalisten W. Pechtold, je 6 Seiten englische und französische Auszüge aus dem deutschen Text. Der als Nachfolger des 1974 von Wolfgang Segschneider herausgegebenen Buches »Vom Rhein zur Ahr« gedachte Band weist Verbesserungen in drucktechnischer und konzeptioneller Hinsicht auf, obgleich er weniger Photos enthält. Vom Titelbild her — herbstliche Weinbergszene — ähneln sich beide Bücher zu sehr, das hintere Umschlagbild des neuen Bandes ist dem des Vorgängers vorzuziehen — Luftbild der Olbrück mit dem Zissener Ländchen statt Abendstimmung am Rolandsbogen —. Die Übersichtsgraphik des Kreisgebietes auf dem Vorsatzblatt bietet ein freundliches Entree, auf dem Nachsatz die preußische Generalstabskarte 1816 - 1847 mit einem ähnlichen Ausschnitt einen noch informativeren Schlußpunkt. Wie 1974 stammen auch jetzt die meisten Aufnahmen von Karl Kinne, der diesmal in Werner Mertens von der Kreisbildstelle Ahrweiler einen versierten Partner findet. Es überwiegen Ansichten ganzer Orte oder einzelner Gebäude, landschaftliche Impressionen treten dagegen zurück. Alle Teile des Kreises sind angemessen repräsentiert, manche Lük-ken bzw. Ungleichgewichte des Vorgängerbandes korrigiert.

Schöne Motive, gekonnt photographiert, hervorragend gedruckt — mit diesem Eindruck werden die meisten Betrachter, und die will ein Bildband ja wohl besonders ansprechen, von Bild zu Bild blättern, die Lokalisierung der Pho-tos in der Kopfzeile zur Kenntnis nehmen und schließlich zufrieden das Buch zur Seite legen: Ja, das Eifelland an Rhein und Ahr ist schön, werden Einheimische und Gäste denken, und das ist auch nicht falsch! Aber, auf den zweiten Blick, bietet das Buch Abbilder der Wirklichkeit, des Alltags im Kreis Ahrweiler? Ist die Auswahl der Photos, mit denen sich der Kreis repräsentiert, nicht zu schön, um wahr zu sein? Diesen Verdacht findet der Leser der einleitenden Kapitel und Bildtexte bald bestätigt. Eingehendes Studium der historischen Literatur wie auch intime Kenntnisse der gegenwärtigen Situation in den Städten und Gemeinden des Ahrkreises bilden die Grundlagen, auf denen W. Pechtold sein gelungenes Portrait des Kreises zeichnet. Schon 1974 war Pechtold für den Text in »Vom Rhein zur Ahr« verantwortlich. Aus damals 7 sind jetzt 16, erheblich verbesserte, Seiten geworden. In 14 Kapiteln schildert er nicht nur Fakten und Anekdotisches aus der politischen, Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte des Kreises, sondern reflektiert auch über manche Entwicklungen der Gegenwart, deren Fragwürdigkeit er nicht verschweigt. Sucht man nun, nach der Lektüre des Eingangsessays, nach bestätigenden Photos, so wird man für die wenigen Idylle beschreibenden Passagen fast alle Photos als Beleg verwenden können, während die meisten Ausführungen, die von Sorgen und Nöten, von Arbeit und Alltag der Menschen berichten, kein Pendant im Bildteil besitzen. Bezeichnend für diese Gegensätzlichkeit der beiden Buchteile: Im Text spricht Pechtold mehrfach Bedeutung und Probleme heimischer Industrien an, auf neuangesiedelte und bodenständige Betriebe wird hingewiesen. Aber keines der Motive des Bildteils hat die Industrie zum Gegenstand. Bei Segschneider 1974 fand sich immerhin eine Ansicht (Blick in den Abfüllraum des Apollinaris-Brunnens). Das einzige Photo in dem neuen Band, das arbeitende Menschen zeigt, befindet sich auf S. 73, oben links: 3 Winzer bei der Lese. Und genau dieses Photo war 1974 Titelbild des Segschneider Bandes. Nicht nur die — sogar mehrfache — Verwendung mindestens 12 Jahre alter Photos ist bedauerlich, um nicht zu sagen peinlich. Vielmehr wirkt es wie ein Blick in ein privates Album eines Sonntagsknipsers, wenn die erstaunlich wenigen Bilder, auf denen überhaupt Menschen zu sehen sind, nur Szenen aus der Freizeitgestaltung wiedergeben: Spaziergänger, Golfer, Winzerfest-Besucher, Weinprobe, Wanderer, Skifahrer, Radfahrer, Straßencafe-Gäste, segelnde Kinder. Diese verzerrte Selbstdarstellung sollte auch der um die Vorkehrung seiner Schokoladenseite be-mühte Kreis Ahrweiler nicht nötig haben. In allen Wirtschaftsbereichen gibt es Motive, die ästhetischen und dokumentarischen Ansprüchen genügen. Warum soll kein Mähdrescher auf einem Grafschafter Feld stehen, warum kein Motor-Seilzug eines Winzers zu sehen sein? Sind Lavabrüche und Kiesgruben, Forstarbeiter und Marktfrauen, gefüllte Kirchen und Schulhöfe, Straßenbauarbeiten und Stadtsanierung usw. usw. nicht ebenfalls Teil der Wirklichkeit der 80er Jahre, welche das Buch ja erklärtermaßen auch dokumentieren will? Um nicht mißverstanden zu werden: Es geht nicht darum, auf allen Photos Menschen posieren zu lassen, aber den Nachweis von der Existenz der Menschen im Kreis Ahrweiler auf ihre Freizeitaktivitäten zu beschränken, erscheint schon absurd. Trotz des einen Apollinaris-Brunnen-Photos leidet der Segschneider-Band 1974 unter der gleichen Einseitigkeit (18 Freizeit-Motive). Einer vielleicht in einigen Jahren denkbaren Neuauflage des neuen Buches möchte man daher den Austausch mehrerer Bilder und eine bessere Anpassung der Motive an das Textportrait empfehlen, was auch für die Zuordnung der Stiche zu den meisten Kapiteln der Einleitung gilt.

Bei aller Kritik, »Eifelland an Rhein und Ahr« bleibt ein schönes Buch, dessen Betrachtung und Lektüre sich für alle Freunde des Kreises Ahrweiler lohnen.

Dieses letztlich positive Fazit möchte der Rezensent bei folgendem Werk nicht wiederholen:

Bernhard Gondorf: Vom Rhein zur Nürburg — Entlang an Mosel und Ahr. Köln (Horst-Ziethen-Verlag) 1985. 59.80 DM. Das im gleichen Verlag wie »Eifelland an Rhein und Ahr« erschienene Buch möchte auf 96 Farbbild-Kunstdruckseiten »einen repräsentativen Querschnitt des Gebietes in Form einer Rundreise« zeigen, wie es im Klappentext heißt. Was der Autor B. Gondorf für repräsentativ hält, hat allerdings wenig bis nichts mit dem Leben in der Gegenwart der ausgewählten Landschaften zu tun. Der drucktechnisch ebenfalls sehr schön gestaltete Band bedarf dringend eines klärenden Untertitels. Vorgestellt werden fast ausschließlich bauliche Zeugnisse der Kunst und Kultur des Raumes, die eher Repräsentanten für alle anderen Jahrhunderte sind, während das Heute beinahe zufällig auftaucht, wenn es sich nicht umgehen läßt (z. B. Nürburgring, Radioteleskop Effelsberg). Den potentiellen Käufer sollte man da doch fairerweise von Beginn an nicht im Unklaren lassen, was dieser Bildband bietet. Denn daß der Autor z. B. relativ breit die Festung Ehrenbreitstein beschreibt, aber den Hinweis auf die heutige Bedeutung von Koblenz als Standort der Bundeswehr nicht für nötig hält, daß er das Riesenbauwerk des Kernkraftwerks Mülheim als Zeugnis der Gegenwart schlicht übergeht und daß er die Wiedergabe eines Reliefs eines römischen Grubenarbeiters für wichtiger hält als ein Photo der durch Bims- und Lavaabbau geschaffenen Mendig-Kruft-Plaidter »Mondlandschaft«, spricht für sich. Auch der Text der Einleitung und Bildzeilen bietet kein Korrektiv und bleibt, vor allem im Vergleich zu W. Pech-tolds Leistung, unbefriedigend. Da von den 47 Photos, die das Gebiet des Kreises Ahrweiler betreffen, sich 21 auch bei Pechtold finden, verliert der Band für Interessenten aus dem Ahrgebiet erheblich an Attraktivität. Bedauerlich ist, daß auch Gondorf (wie Pechtold) auf ein altes Photo der Burg Rheineck zurückgreift. Das löbliche Bestreben des Verlages, neben der gesamten Eitel (siehe Erich Justra: Die Eifel im Farbbild) mit Gondorfs Buch auch »ein Teilgebiet — die östliche Eifel — ausführlicher und detaillierter darzustellen«, bleibt noch eine Aufgabe für die Zukunft.

Jürgen Haffke

Deutscher Bund für Vogelschutz (DBV) Verband für Natur- und Umweltschutz — Gruppe Ahrtal und Umgebung e. V. (Kreis Ahrweiler): Jahresbericht 1982, 1983, 1984 In der Erkenntnis, daß Gemeinsamkeit stärkt, schlössen sich 1980 die Einzelmitglieder des Deutschen Bundes für Vogelschutz (DBV) aus dem Kreisgebiet zur »Gruppe Ahrtal und Umgebung« innerhalb des Dachverbandes zusammen. Über den Vogelschutz hinausgehend widmet sich der Verband — und auch die Kreisgruppe — insgesamt dem Natur- und Umweltschutz. Mit dem »Jahresbericht 1982« stellte die Kreisgruppe ihre bisher geleistete Arbeit erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vor und wies zugleich auf die Problematik des Landschafts- und Naturschutzes im Kreisgebiet hin. Diese broschierten (Din A5) und im Selbstverlag vornehmlich an die Mitglieder des DBV vertriebenen »Jahresberichte« — inzwischen liegen diese auch für 1983 und 1984 vor — enthalten auf 50 - 60 Seiten jeweils ca. 10 Beiträge, die oft mit Kartenskizzen, Diagrammen und Zeichnungen ausgestattet sind. Die fundierten Artikel mit Themen wie z. B. »Die Swistbachaue — Ihre Bedeutung für den Natur- und Artenschutz« von H. Galas (1982), »Der Uhu brütet wieder im Kreis Ahrweiler« von K. Herrlinger (1983), »Wissenswertes über Orchideen und ihr Vorkommen im Umkreis von Sinzig« von W. Schäfer und A. Deres (1984) dokumentieren eigene Feldarbeit in der Bestandsaufnahme der Tier- und Pflanzenwelt wie auch der Naturdenkmäler. Darüber hinaus berichten mehrere Beiträge über das Engagement des Vereins, aktiv Umweltschutz zu betreiben. Sowohl in planungsrechtlichen Verfahren (z. B. »Naturschutz für einige Vulkanberge« von W. Meyer 1984) als auch in praktischer Arbeit (z. B. »Vom DBV gepachtete und in Pflege genommene Grundstücke« 1983 und 1984) bemüht sich der Verein, schädigende Eingriffe in Natur und Landschaft des Kreisgebietes zu beschränken oder zu mildern. Die Themenvielfalt und die Qualität der Artikel machen die »Jahresberichte« zu einer wichtigen Informationsquelle für alle, denen die Natur und Landschaft des Kreises Ahrweiler am Herzen liegt. Gegen eine Schutzgebühr von 5.-DM (+ 1.40 DM Porto) pro Heft sind die Jahresberichte erhältlich beim Vorsitzenden der Kreisgruppe des DBV Albert Leuers, Birkenweg 5, 5482 Grafschaft-Birresdorf, Tel. 0 26 41 / 2 49 63. Die große Inanspruchnahme des Vereins bei Schutzmaßnahmen und als Gutachter in laufenden Planungen führt dazu, daß sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter erst 1988 wieder in der Lage sehen, einen dann 3 Jahre umfassenden »Jahresbericht« herauszugeben.

Jürgen Haffke