Medienlandschaft veränderte sich auch im Ahrkreis

Arnim Franke

Die bundesdeutsche Medienlandschaft hat sich seit dem »medienpolitischen Urknall« vom 1. Januar 1984 mit dem Kabelpilotprojekt Ludwigshafen/Vorderpfalz, als erste private Hörfunk- und Fernsehmacher ihre Gehversuche unternahmen, drastisch verändert. Ende April dieses Jahres zählten die Insider schon 121 Veranstalter im Hörfunk und 65 im Fernsehen. die von den Alpen bis hinauf nach Flensburg auf Sendung gingen. Diese Zahlen sind aufgrund der inzwischen verwirrenden Vielfalt im privaten Rundfunkgeschehen (Rundfunk = Hörfunk und Fernsehen) sicher längst wieder überholt.

Auch im Kreis Ahrweiler tummeln sich mehrere Programmanbieter auf den Ätherwellen, zeichnet sich ein zunehmender Konkurrenzkampf zwischen den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten und privatem Rundfunk ab.

Basierend auf dem Landesrundfunkgesetz Rheinland-Pfalz - die Rechtsaufsicht liegt bei der Landeszentrale für Private Rundfunkveranstalter (LPR) - gibt es seit April 1986 »Radio 4«, ein Zusammenschluß von vier Anbietergemeinschaften, die von der LPR eine Sendelizenz erhielten. Dazu gehören: »Pro Radio 4«, »Radio 85«, »Linksrheinischer Rundfunk« und »Rheinland-Pfälzische Rundfunk GmbH« (RPR). Diese vier Programmacher sind im Ahrkreis über 103,5 MHz zu empfangen. Weitere terrestrische UKW-Frequenzen stehen in Rheinland-Pfalz (noch) nicht zur Verfügung. Als terrestrisch bezeichnet man die kabelungebundene Verbreitung von Hörfunk- und Fernsehprogrammen »über Luft« zum Empfang mittels Dach- oder Zimmerantenne.

Über die in diesem Bundesland verfügbaren terrestrischen TV-Frequenzen (Fernsehen) verbreitet der private bundesweite Veranstalter »Sat 1« sein Programm (Erstfrequenzen). Zweitfrequenzen nutzt der zweite TV-Vollprogramm-Veranstalter »RTL plus«.

In die Reihe der genannten Anbieter gesellen sich auch zwei öffentlich-rechtliche Sender wie der Südwestfunk - er unterhält im Zuge der Subregionalisierung seit Frühjahr 1988 ein Studio in Bad Neuenahr-Ahrweiler - sowie der Westdeutsche Rundfunk, der im Rahmen seiner Regionalisierungsstrategie auch Interesse für den nahe Bonn gelegenen Ahrkreis bekundet.

Neben diesem Angebot im sogenannten elektronischen Medienbereich verfügt der Landkreis Ahrweiler über eine nahezu ideale Printmedienlandschaft. Immerhin konkurrieren hier gleich drei Regional- bzw. Lokalzeitungen wie die Rhein-Zeitung, Bonner Rundschau (Rhein-Ahr Rundschau) und der Bonner General-Anzeiger mit gelungenem Rhein-Ahrteil. Hinzu kommen lokale Stadt- oder Stadtteilzeitungen, Gemeinde- und Anzeigenblätter.

Es führte zu weit, hier vergleichende Untersuchungen hinsichtlich der qualitativen Gestaltung der Medienanbieter anzustellen. Allerdings sei die Frage erlaubt - dies primär mit Blick auf die elektronischen Medien -, ob die Kreisbevölkerung auf lokaler, die Hörer und Seher auf regionaler oder bundesweiter Ebene von der angedeuteten Medienvielfalt, wenn ja, wie profitieren? Noch gibt es zu wenig, insbesondere »neutrale« empirische Untersuchungen, die ein ernsthartes und abschließendes Urteil zuließen. Hierbei müßte sicher auch zuvor geklärt werden, an welche Art von »Profit« oder Vorteil die sogenannten »Rezipienten« denken, bestimmen doch sie über ihre Leseoder Einschaltgewohnheiten maßgeblich, wohin die Medienreise letztlich geht. Mehr Nachrichten und Informationen über Lokales oder Regionales? Mehr Kultur oder flache Unterhaltung?

Der Landkreis, seine Städte und Gemeinden hoffen durch die Vielzahl von Programmanbietern auf mehr Transparenz, ihre Arbeit und Leistungen in den Verwaltungen betreffend. Mehr Transparenz hieße dann auch mehr Information über das, was innerhalb der Kreisgrenzen geschieht. Auf diese Weise ließe sich Interesse wecken für das lokale Umfeld und damit auch für kommunale Politik. Die Bürger würden mehr Ein- und Durchblick gewinnen, es eröffneten sich neue Formen eines bürgerschaftlichen Engagements und Mitgestaltens sowie letztlich die Chance zur lokalen Identität.

Nimmt man den elektronischen Medienbereich, so sind die Grenzen vom angedeuteten Lokal-zum Regionalfunk allerdings fließend und schwer abzustecken. Ebenso problematisch dürfte die Abgrenzung von Verbreitungsgebieten nach den Merkmalen »zusammenhängender Kommunikations-. Kultur- und Wirtschaftsräume« sein.

Schließlich darf nicht vergessen werden: Für private Programmanbieter sind hohe Einschaltquoten notwendig, um mit der Werbung ins Geschäft zu kommen, und die gut bezahlte Werbung bestimmt schließlich über Sein oder Nichtsein privater Sender, Dies im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Anstalten, die aus dem Gebührentopf schöpfen können.

Um also im Privatfunk die Kosten zu decken, müssen Werbeeinnahmen erzielt werden, die nach den Vorstellungen der Veranstalter nur über eine »überzeugende Reichweiten-Leistung« zu gewinnen sind. So kann es durchaus sein, daß sich verschiedene Sender- auch aus benachbarten Bundesländern - gegenseitig ins Handwerk funken und die »reinrassige« lokale Berichterstattung nur noch zur Alibifunktion verkümmert.

Die Hörer, Seher und Leser sollten wachsam sein und kritisch verfolgen, ob ihnen der Aufbruch nach neuen Medienufern lediglich vervielfältigte Einfalt oder eine unserem Demokratieverständnis entsprechende echte Informationsvielfalt beschert.