Herzliches Willkommen für DDR-Flüchtlinge

»Wir haben ein Stück Geschichte miterlebt«, diese Aussage eines Zuschauers belegt treffend, was sich am 5. Oktober 1989 am Ahrweiler Bahnhof abspielte.

Viele hundert Menschen waren gekommen, um einen Sonderzug mit rund 800 DDR-Übersied-lern zu begrüßen. Diese waren tags zuvor in Prag aufgebrochen und über DDR-Gebiet in die Bundesrepublik Deutschland gelangt -ebenso wie viele tausend ihrer Landsleute, die im Herbst 1989 der angestammten Heimat den Rücken kehrten und im Westen einen Neuanfang in Freiheit wagen wollen.

Zur Begrüßung der Flüchtlinge, die nach der langen Bahnfahrt übermüdet, aber glücklich den Zug verließen, war politische Prominenz aus Bund und Land in die Rotweinmetropole gekommen. Die Bundesministerin für innerdeutsche Beziehungen, Dr. Dorothee Wilms, war ebenso wie der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Dr. Carl-Ludwig Wagner und Sozialministerin Dr. Ursula Hansen anwesend, um den neuen Landsleuten einen erfolgreichen Start in ein neues Leben zu wünschen.

Eine erste Anlaufstation für die Übersiedler bildete die Katastrophenschutzschule des Bundes in Bad Neuenahr-Ahrweiler, die kurzfristig und unter Einsatz vieler tatkräftiger Helfer zum Notaufnahmelager hergerichtet worden war. Daß das Schicksal der Übersiedler viele Menschen in unserem Land bewegt, zeigte sich in den Tagen des Aufenthaltes in der Katastrophenschutzschule. Den Übersiedlern schlug eine Welle großer und engagierter Hilfsbereitschaft entgegen. In kurzer Zeit türmten sich Kleidung und Kinderspielsachen in der Schule, hatten Firmen und Privatleute Arbeitsplätze und Wohnungsangebote unterbreitet, waren Angebote zur persönlichen Hilfe eingegangen. Höhepunkt dann am 8. Oktober: Bundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker stattete den DDR-Übersiedlern einen Besuch ab, informierte sich in Gesprächen über die Situation der Menschen in der Notunterkunft und ihre Zukunftspläne. In seiner Bewertung ließ das Staatsoberhaupt neben der Anerkennung über die vielfältigen Hilfen auch eine Mahnung einfließen. »Ich bin von der Bereitschaft zu helfen sehr beeindruckt. Es ist jedoch wichtig, daß diese Bereitschaft anhält«, meinte der Bundespräsident mit Blick auf die erforderliche Integration der Neubürger.

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Nach langer Irrfahrt ein Ende der Odyssee: Die hiesige Bevölkerung bereitete den DDFt-Übersiedlern
am Bahnhof Ahrweiler einen begeisternden Empfang.

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Das persönliche Gespräch mit den Übersiedlern suchte Bundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker
bei seiner Stippvisite in der Katastrophenschutzschule des Bundes in Bad Neuenahr-Ahrweiler.