Der Regierungspräsident trug seine Ideen elanvoll vor

"Station" im Kreis Ahrweiler machte Ende Januar 1990 der Koblenzer Regierungspräsident Dr. Theo Zwanziger.

Im Mittelpunkt seiner Unterredungen in der Kreisverwaltung stand zunächst das Thema Müll. Am Abend referierte Zwanziger dann vor den haupt- und ehrenamtlichen Bürgermeistern des Kreises über Möglichkeiten einer bürgernahen Verwaltung.

Bei der morgendlichen Gesprächsstunde im Sitzungssaal der Kreisbehörde stand die Zukunft der Müllentsorgung auf der Tagesordnung. Am Tisch: neben dem Koblenzer Regierungspräsidenten auch dessen Kölner Kollege Dr. Franz-Josef Antwerpes, alle Landräte des Regierungsbezirks Koblenz und Kommunalpolitiker aus dem Kreis Ahrweiler. Nach Auffassung des Kölner Regierungspräsidenten stellen "grenzüberschreitende Entsorgungspfade" zwischen den beiden Nachbarregionen einen möglichen Lösungsansatz bei der Müllentsorgung dar. Beispielsweise sei die Zusammenarbeit zwischen einer Müllverwertungsanlage im Neuwieder Becken und in Bonn denkbar. Antwerpes erklärte sich grundsätzlich zur Hilfe bereit, wenn im Regierungsbezirk Koblenz der Müllnotstand ausbrechen sollte. Seine Bedingung: Der südlich angrenzende rheinland-pfälzische Regierungsbezirk müsse selbst auch entsprechende Zugeständnisse machen.

Vor großer Zuhörerschaft im vollbesetzten Sozialraum der Kreisbehörde skizzierte am Abend des Zwanziger-Besuchs zunächst Landrat Weiler Probleme und Perspektiven des Kreises Ahrweiler. Vor den Bürgermeistern verwies der Kreisverwaltungs-Chef auf das Ziel, die Attraktivität des Lebensraumes zu bewahren und zu verbessern. Die Versorgung mit Schulen und Kindergärten sprach Weiler besonders an. Fortschritte seien in der Dorferneuerung erzielt worden. Die wirtschaftliche Lage sei gut. Die Wasserversorgung im östlichen Teil des Kreises müsse hingegen verbessert werden. Die Standortsuche für die neue Kreismülldeponie gelte es, forciert voranzutreiben.

Der Koblenzer Regierungspräsident schlug in seiner Rede vor den haupt- und ehrenamtlichen Bürgermeistern des Kreises anschließend eine Bresche für die "Verwaltung von unten". Dr. Zwanziger, dessen frei vorgetragene Thesen die erhöhte Aufmerksamkeit aller Besucher fanden, will mit Blick auf große Leistungsunterschiede im Beamtenwesen "mehr Flexibilität in die Strukturen der Verwaltung bringen". Außerdem müßten die kommunalen Bündelungsbehörden, Kreisverwaltung und Bezirksregierung, mehr Entscheidungskraft haben. Konkret: Zuständigkeiten sollen nach den Vorstellungen Zwanzigers nach unten verlagert werden. Beschlüsse müßten mehr in Nähe der Bürger gefaßt werden, um somit an Durchsichtigkeit zu gewinnen.