»Lantershofen« in aller Welt

Das Studienhaus St. Lambert besteht 20 Jahre

Hans Kühn

Das Studienhaus St. Lambert, eine in der Bundesrepublik einmalige Einrichtung, die ein Theologiestudium ohne Abitur ermöglicht, besteht inzwischen 20 Jahre. Im Heimatjahrbuch 19891)' wurde bereits die Entstehungsgeschichte und Gründung des Studienhauses sowie die weitere Entwicklung vorgestellt. Nach erfolgreicher Arbeit über zwei Jahrzehnte ist es sicher interessant, einen kurzen Überblick über die Herkunft der Absolventen zu geben, die während ihres Studiums Lantershofen und den Kreis Ahrweiler kennenlernten und draußen weiter bekanntmachten.

Es kann überraschen, wenn ein junger Mann. der sich für die Ausbildung im Studienhaus interessiert, mitteilt, er habe von der Möglichkeit, auch ohne Abitur Theologie studieren zu können, in Brasilien gehört. Der mögliche Anfänger nennt auch den Namen des Priesters, der ihm im Staat Mato Grosso in der Mitte Brasiliens auf Lantershofen aufmerksam machte. Schließlich ist der Ratgeber selbst ein Absolvent von St. Lambert. Außer ihm sind noch drei Ehemalige auf dem lateinamerikanischen Subkontinent tätig. Aber auch in Nordamerika, in Kanada, in Toronto betreut ein Priester, der Lantershofen durchlaufen hat, die griechischkatholische Gemeinde.

Es ist freilich nicht die Regel, daß ein Interessent bis nach Brasilien oder Paraguay reisen muß, um vom Studienhaus zu hören. Aber immerhin sind insgesamt 18 aus Lantershofen hervorgegangene Priester im Ausland tätig. Ein Oblatenpater wirkt seit zwei Jahren im Süden Afrikas, in Namibia, ein Benediktiner gehört zur Abtei Lindi in Tansania. Ein Marist ist seit gut einem Jahr am anderem Ende der Erde, in Bougainville im fernen Neuguinea im Einsatz.

Aber auch im europäischenAusland ist Lantershofen vertreten. Im hohen Norden, in Island, in Norwegen und Schweden sind unter den wenigen Katholiken ehemalige Lantershofener als Seelsorger anzutreffen. In Österreich, in der Schweiz und in Luxemburg kann ein Reisender Absolventen des Studienhauses begegnen.

Natürlich gehören die meisten der augenblicklich 193 Priester, die aus Lantershofen hervorgegangen sind, den Diözesen der alten Bundesrepublik an. Spitzenreiter ist das Bistum Trier, in dem auch das Studienhaus liegt, mit 16 Absolventen von St. Lambert. Auf Platz zwei folgt Osnabrück mit 14. Auf dem dritten Platz liegen Köln und Speyer mit je 11 ehemaligen Bewohnern des Kreises Ahrweiler. Für die Erzbistümer Freiburg und München-Freising wurden jeweils neun Ex-Lantershofener geweiht. In den Diözesen Essen und Hildesheim wurden jeweils acht frühere Angehörige des Studienhauses zu Priestern geweiht. Jeweils sechs »Ehemalige« verteilen sich auf die kirchlichen Sprengel Paderborn, Regensburg und Würzburg. In die sechs deutschen Diözesen Aachen, Augsburg, Eichstätt, Mainz, Münster und Rottenburg-Stuttgart wurden jeweils vier Priester inkardiniert, die in der Grafschaft ausgebildet wurden. Je drei frühere Studenten »der Burg« gehören zu den Bistümern Bamberg und Fulda. Schließlich ist auch in der Diözese Limburg Lantershofen durch zwei Absolventen vertreten.

Damit bildet das Studienhaus bislang für alle Bistümer der alten Bundesrepublik bis auf Berlin und Passau eineAusbildungsstätte von Seelsorgern.

Darüber hinaus gingen aus Lantershofen 47 Patres hervor, die sich auf insgesamt 25 Ordensgemeinschaften verteilen. An der Spitze liegen die Benediktiner, deren Absolventen allerdings verschiedenen Abteien angehören. Ehemalige Lantershofener sind Mitglieder der Klöster in Meschede im Sauerland, in Maria Laach, in Münsterschwarzach, Siegburg und Niederaltaich.

Für die Franziskaner, die Oblaten von der Allerseligsten Jungfrau Maria und die Pallottiner wurden jeweils vier frühere Mitglieder des Studienhauses gweiht. Zu nennen sind noch die Spiritaner mit drei Patres, die die hiesige Ausbildung durchlaufen haben, von denen allerdings bereits einer in Brasilien gestorben ist.

Es würde zu weit führen, alle Ordensgemeinschaften aufzuzählen, zu denen frühere Burgbewohner gehören. Sie verteilen sich über das gesamte alte Bundesgebiet und noch darüber hinaus.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß Lantershofen auch in die Literatur Eingang gefunden hat. So schildert in einem weitverbreiteten Taschenbuch der Herderbücherei auch ein frühe-rerAngehöriger des Studienhauses seinen Weg:

»Aufmerksam geworden, über den sogenannten Dritten Bildungsweg mein Ziel, Priester zu werden, erreichen und verwirklichen zu können, begann ich im Einverständnis mit meinen Ordensoberen im Januar 1977 in Burg Lantershofen bei Bad Neuenahr-Ahrweiler das Theologiestudium.«2)

Es bleibt zu hoffen, daß eines Tages auch Bewerber aus den Bistümern der neuen Bundesländer nach Lantershofen finden. Erste Ansätze gab es bereits. Es ist aber unbestreitbar, daß das Studienhaus St. Lambert in den 20 Jahren seines Bestehen die Gemeinde Grafschaft und auch den Kreis Ahrweiler auf vielfältige Weise weithin bekannt gemacht hat.

Anmerkungen:

  1. Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 1989. Seile 32ff.

  2. Für wen gehst du'? Ordensleute berichten über ihre Berufung (Hg. A,L. Balling und J. Hopfgartner) (Herderbücherei 1325) 1987, 78.