Den Abfallberg abbauen

In dem Maße, in dem die Müllberge wachsen, sind neue Ideen gegen die Abfallflut gefordert. Behörden, Medien und Bürger befassen sich mit dem Thema Abfallwirtschaft. Der Kreis Ahrweiler, der für diese Aufgabe innerhalb seines Gebiets zuständig ist, hat sich besonders intensiv mit dem Problem zu beschäftigen. Mehrere Neuerungen setzten 1991 Akzente rund um die Mülltonne:

In Sinzig startete der Kreis im April den Versuch, alle organischen Abfälle getrennt zu sammeln und zu kompostieren. Papier wird seit Jahresbeginn kreisweit jeden Monat eingesammelt statt bisher im Zwei-Monats-Rhythmus. Grünabfälle werden monatlich per Straßensammlung abgeholt. Ein moderner Groß-Häcksler soll Garten- und Parkabfälle zerkleinern und kompostierbar machen. Daneben zeigten drei weitere Veranstaltungen, daß die Abfallwirtschaft immer mehr an öffentlicher Bedeutung gewinnt.

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Feste feiern ohne Reste: Geschirrmobile sollen die Flut von Einwegtellem und Plastikgeschirr auch im Kreis Ahrweiler stoppen.

In Adenau rollte im März das erste Geschirrmobil vor, um der Frage zu entgegnen: Was tun gegen die Flut von Einweggeschirr bei Festen? Die praktische Antwort: je 500 flache und tiefe Porzellan-Teller, Kaffeetassen und Untertassen, Edelstahl-Messer, Gabeln, Suppenlöffel, Kaffeelöffel und Kuchengabeln. Dazu eine Spülmaschine, die 550 Teller in einer Stunde reinigt. Gekauft hat den 31 000 Mark teuren mobilen Umweltfreund die Energie-Versorgung Mittelrhein, vermittelt hat Landrat Joachim Weiler die Anschaffung, stationiert ist er in Adenau, brauchen sollen ihn alle, die "Feste ohne Reste" feiern. - Das zweite Geschirrmobil lief kurze Zeit später aus der Produktionshalle in den Kreis Ahrweiler, bezahlt von der Kreissparkasse Ahrweiler, zu mieten über die Katastrophenschutzschule des Bundes. - Die Kontakte zu den Geschirr- und Spül-Anhängern: Adenau: Ruf 02691/2335; Bad Neuenahr-Ahrweiler, Ruf 02641/381 204 und 26255. Im Oktober wurde ein drittes Geschirrmobil angeschafft, dessen Standort bei Redaktionsschluß dieses Buche noch nicht festgelegt war.

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Eine Leinentasche oder zehn Plastiktüten - was ist wohl umweltfreundlicher?

In Bad Neuenahr-Ahrweiler taten sich der Interessenverbund Werbegemeinschaft und die Kreisverwaltung eine Woche im April zusammen, um die Bürger öffentlichkeitswirksam zu Müllvermeiden zu animieren. In zahlreichen Kaufhäusern und Geschäften forderte ein schwarz-gelbes Plakat die Verbraucher auf: Leinen statt Plastik. Gezielt gemeint waren auf der einen Seite die Platiktüten, Symbole jener Einwegware, die nach einmaligem Gebrau gleich in der Mülltonne landet; angesprochen war aber auch der Müll allgemein. Gemeint auf der anderen Seite waren die strapazierfähig und somit oft verwendbaren Leinentaschen - Beispiele für Mehrwegware und Kennzeichen für praktisches Müllvermeiden. Ein großes Kaufhaus hatte allein 1990 über eine Million (1 000 000!) Plastiktüten ausgegeben - vom Ladentisch in die heimische Küche, in die Mülltonne, auf die Deponie. Einige Zehntausend Leinentaschen hingegen wandern jetzt von zu Hause zum Bäcker zum Metzger zum Buchladen ..... und zurück.

Und in Remagen-Oedingen wurde die Erweiterung der Hausmülldeponie gefeiert. Rum Millionen Mark hat der Kreis bereits in diese Abfallentsorgungsanlage investiert, um die Deponie auf den modernsten Stand derTechnik zu bringen. Weitere 14 Millionen Mark folgen nach. »Wir produzieren alle Müll - täglich«, erklärte Kreisdeputierter Gerhard Steffens. Daher habe der Kreis bewußt Bürger und Behörden, Firmen und Bürgermeister, Umweltverbände und Politiker in den neugestalteten Eingangsbereich eingeladen. Motto des 9. Juni 1991: Kommen, sehen, informieren. Es gab Unterhaltendes für groß und klein, Kulinarisches und Flüssiges für jung und alt, Informatives für engagierte Umweltschützer und solche, die vertieft ins Thema »Müll« einsteigen wollen.

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Beim Tag der offenen Tür auf der Mülledeponie Remagen-Oedingen wurde das Zwei-Kammer-System bei Mülltonnen vorgestellt. Mit ihm lassen sich verschiedene Müllfraktionen getrennt sortieren.