Vergangene Berufe:

Als Fuhrmann für den Bergbau

Heinrich Schäfer

Das auf der Grube Hürnigskopf bei Plittersdorf geförderte Blei- und Zinkerz mußte zum Bahnhof Kreuzberg/Ahr transportiert werden. Von dort ging es nach Bad Ems zur Verhüttung. Den Transport zur Bahn erledigten in den 20er und 30er Jahren Pferdefuhrwerke.
Lassen wir Martin Olzem berichten, den letzten Fuhrmann.

Neben dem Schacht der Grube Hürnigskopf wurde das geförderte Erz in Kisten zu zwei Zentnern abgemessen und aufgeschichtet. Wir Fuhrleute luden unsere Wagen selbst. Eine Vorrichtung, die unsere Arbeit erleichtert hätte, gab es nicht. Mit der großen eisernen Gabel schaufelten wir 50 Zentner Erz auf unsere Fuhrwerke. Wir beeilten uns, in 20 Minuten fertig zu sein, damit wir zur gleichen Zeit abfahren konnten, wenigstens zwei Fuhrwerke zusammen. Es konnte ja sein, daß wir uns unterwegs gegenseitig helfen mußten, etwa wenn ein Wagen wegen der schlechten Wege steckenblieb und ein Vorspann benötigte.

Bei trockenem Wetter durften wir über Plittersdorf fahren und den direkten Weg, ein Plitters-dorfer Gemeindeweg, durch den Wald zum Sahrtal benutzen. Auf dem Bahnhof in Kreuzberg vollzog sich das Entladen auch mit der Hand, Schaufel nach Schaufel vom Pferdewagen in den 20-Tonnen-Waggon.

Im Sommer und bei gutem Wetter schafften wir 2 Fuhren am Tage. Das sind auf diesem genannten kürzeren Weg 40 km Tagesleistung, für die Pferde eine stramme Arbeit. Im Winter und bei schlechtem Wetter schafften wir nur eineinhalb Fahrten. Wir ließen dann die beladenen Wagen im Sahrtal stehen, wo wir sie am nächsten Tag abholten. Der längere der beiden Fahrwege führte über den Knopp in Richtung Effelsberg, und an dem Punkt, der Scheidstein genannt wird, bogen wir nach rechts ab und gelangten über Fraumich hinab ins Sahrtal.

Ich habe noch nicht gesagt, daß ich im Dienste des Fuhrunternehmens Hupperich in Binzen-bach stand. Ich erhielt als Lohn 1,50 Mark pro Tag bei freier Kost und Logis. Urlaub oder einen freien Tag gab es nie, denn die Pferde mußten auch sonntags gepflegt werden. Der Arbeitstag dauerte von morgens 5 Uhr bis abends 22 Uhr. Immerhin hatten die Tage, die wir mit Erzfahrten verbrachten, den Vorteil, daß wir nachts im Bett schlafen konnten. Waren wir dagegen bei der Holzabfuhr tätig, dann mußten wir bisweilen im Freien am Arbeitsort übernachten. Dann legten wir uns im Wald auf den Futtersack und versuchten, so gut es ging, zu schlafen. Später konnte ich mich selbständig machen, und als freier Mann ließ sich die Arbeit angenehmer gestalten.