Neues Abfall-Zeitalter

Mit dem 1. Januar 1993 begann im Kreis Ahrweiler ein neues Zeitalter in der Abfallwirtschaft. Die Müllberge wachsen in Deutschland wie in anderen Industrienationen immer weiter, wertvolle Rohstoffe wandern auf die Deponien und verrotten dort. Was tun?

Der Kreis Ahrweiler hat sich für ein ganzes Paket von Gegenmaßnahmen entschieden:
Biomüll wird jetzt vor der Haustür getrennt eingesammelt; beim Sperrmüll werden die Wertstoffe Metall und unbehandeltes Holz separat ertaßt; gebrauchte Verpackungen mildem „Grünen Punkt" werden über die gelbe Wertstofftonne abgeholt (dafür zeichnet bundesweit das Duale System Deutschland verantwortlich, das auch die gelbe Farbe der neuen Tonnen bestimmte); das Netz der Altglas-Container wurde engmaschiger geknüpft; Altpapier und Problemstoffe werden weiterhin bürgerfreundlich vor der Haustür abgeholt; Eigenkom-postierung wird finanziell belohnt (wer einen Schnellkomposter oder einen Komposthaufen betreibt, kann auf die Biotonne verzichten und zahlt weniger Gebühren); auf den Deponien, der Müllumladestation Leimbach und bei der Entsorgungsfirma Umtech in Niederzissen wurden Wertstoffhöfe neu eingerichtet oder ausgebaut.

Die für den Bürger auffälligste Neuerung: In jedem Hof stehen seit Januar die graue Restmülltonne, die gelbe Wertstofftonne und in vielen Fällen die braune Biotonne. Die für die Kreisverwaltung aufwendige und schwierige Aufgabe:

80.000 neue Tonnen verteilen und dabei jeden einzelnen Sonderwunsch, etwa zur Größe der Tonnen, berücksichtigen. Und das für alle erfreuliche Echo: Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung begrüßte das neue Müllsystem. Kritisiert wurden lediglich „Kinderkrankheiten" und Details. Der Biotonne etwa wurde es im Sommerwarm, was die Mücken lebendig machte; mit kleinen Tricks läßt sich dieses Problem jedoch weitgehend beseitigen. Und zu Beginn der Müllumstelllung mußten sich die Bürger noch an die vielen Abfuhrtermine gewöhnen. Der Blick in den Abfall-Merker, eine jedem Haushalt zugeschickte Broschüre, sorgte jedoch stets für Klarheit.

Weiterhin wurde deutlich: Das Wort „Müllgebühren" greift zu kurz. Der Kreis bezahlt mit den Abfallentsorgungsgebühren der Bürger mehr als nur das Einsammeln des Mülls. Das komplette System der Wiederverwertung von Metall, Grünschnitt, Erdaushub, Baustoffen, teilweise Papier und anderen Wertstoffen läuft über den Haushalt der Abfallwirtschaft.

Und dann die Deponien: In Remagen-Oedin-gen muß erweitert werden; 1993 erhielt der Kreis die Planfeststellung zur Erweiterung des Deponiekörpers; da im Kreis Ahrweiler der Müllnotstand droht, muß der Kreis in Gedingen für 35 Millionen Mark zusätzliches Volumen schaffen und die Deponie sanieren, bis die neue Deponie „Auf dem Scheid" den Betrieb aufnimmt. In Remagen-Kripp entstand eine Bauschuttdeponie mit Recyclingcenter. In Brohl-Lützing nahm die neue Entgasungsanlage den Betrieb auf (Kosten: für den zweiten Bauabschnitt der Deponie zwei Millionen Mark, für die endgültige Rekultivierung weitere acht Millionen Mark). Die verfüllte Deponie Schuld wird für 1,8 Millionen Mark rekultiviert. Im Raum Adenau sucht die Kreisverwaltung einen Nachfolgestandort für die Bauschuftdeponie bei Leimbach. Dies alles bezieht sich auf das Jahr 1993. Und auf dem Scheid entsteht die neue Kreismülldeponie, die bisher schon vier Millionen Mark an Planungskosten verschlang.