Scharping auf AW-Tour

Einen Tag lang, prall gefüllt mit Informationen und Impressionen, nahm sich der Ministerpräsident Zeit, um den Kreis Ahrweiler mit all seinen Sorgen und Nöten, aber auch mit seinen Hoffnungen und Visionen kennenzulernen. Rudolf Scharping hatte der Einladung von Landrat Joachim Weiler zu der Stippvisite gerne zugestimmt. Was der Landesvater am Abend des 15. April 1993 wieder mit nach Mainz nahm, das waren Eindrücke, die wohl auf jeden Landkreis in Rheinland-Pfalz zutreffen, aber auch ganz spezielle Anliegen des AW-Kreises.

Kindergärten beispielsweise beschäftigen Kreise, Gemeinden und Kirchen im ganzen Land. Nach einem generellen Einführungsgespräch in Maria Laach mit Regierungsvizepräsident Fritz Robischon und Landrat Weiler stand ein Besuch in der Tagesstätte Oberzissen auf dem Programm. DerTenorhier: Der Kreis, aber auch Kommunen und Kirchen, müssen sich finanziell und organisatorisch an die Decke strecken, um jedem Dreijährigen einen Platz zum 1. August 1993 anbieten zu können; ein Unterfangen, das, wie sich einige Monate später zeigen sollte, dem Kreis Ahrweiler in exzellenter Weise gelang.

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Landrat Joachim Weiler begrüßte Ministerpräsident Rudolf Scharping
mit einem Korb voller Spezialitäten aus dem Kreis Ahrweiler.

Der Troß von Politikern, Bürgermeistern, Vertretern der Wirtschaft und Journalisten fuhr vom Brohltal aus an den Nürburgring. Hier forderte Scharping ein integriertes Gesamtkonzept, um den Ring für den harten Existenzkampf der nächsten Jahre zu wappnen. Die Landesregierung verfolge „mit großem Nachdruck" den Lückenschluß der A 1 westlich des Nürburg-rings. Zur Komplettierung des Angebots am Ring gehört nach den Worten Scharpings auch das neuen Fahrsicherheitszentrum. Und zur Haltung des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) meinte der SPD-Politiker: Die Umweltverbände sollten sich nicht pauschal gegen neue Projekte sperren und in eine Aversion gegen den Motorsport verfallen.

Nachdem sich der Landes-Chef über den Stand der Dinge in dem vom Arbeitsplatzabbau gefährdeten Werk der Firma Böge in Ahrweiler informiert hatte, stand das regionübergreifende und aus strukturpolitischer Sicht des AW-Krei-ses derzeit größte Problem auf der Tagesordnung: die Bonn/Berlin-Entscheidung des Deutschen Bundestages und seine möglicherweise verheerenden Auswirkungen auf Bonn und sein Umland. Landrat Weiler hatte nicht ohne Grund die Gemeinde Grafschaft zur Erörterung dieser Situation gewählt.

Hier, sozusagen vor den Toren von Bonn, würde ein massiver Umzug der Behörden, Verbände, Botschaften und Medienorgane vom Rhein an die Spree besonders herb zuschlagen. Einwohner gingen verloren und mit ihnen die Kaufkraft, Arbeitsplätze und Aufträge für die Wirtschaft. Landrat Weiler forderte von der Landesregierung, diesem Problem die gleiche Aufmerksamkeit zu widmen wie dem Thema „Konversion" (der Umnutzung militärischer Liegenschaften zu zivilen Zwecken) in anderen Landesteilen. Im Gewerbegebiet Gelsdorf versicherte der Ministerpräsident der Ahrkreis-Delegation, die Landesregierung werde den Kreis Ahrweiler unterstützen. In den nächsten Jahren erwartet er keine größeren Umzugsaktionen. Am Rande: In Gelsdorf sprach sich SPD-Mann Scharping für die Müllverbrennung aus.

Den Abschluß der gebündelten AW-Rundreise stellten ein kommunalpolitisches Gespräch mit den hauptamtlichen Bürgermeistern und Beigeordneten in Sinzig und ein Bürgerempfang im Bahnhof Rolandseck dar.