Neues Schrifttum über den Kreis Ahrweiler

Ausgewählte Neuerscheinungen und Besprechungen

zusammengestellt von Jürgen Haffke

1. Ausgewählte Neuerscheinungen

Aus den Städten und Gemeinden lieferten Hinweise auf Neuerscheinungen: Frau Fischer (Bad Neuenahr-Ahrweiler), Herr Görtz (Altenahr), Herr Mehlhop (Brohltal), Frau Menacher (Sinzig), Frau Mirbach (Nürburgring), Herr Prothmann (Grafschaft) und Frau Zimmer (Adenau). Dieser Bericht schließt an den letzten Bericht im Heimatjahrbuch 1992 (S. 188 - 191) an.

Kreis Ahrweiler/Eifel

Verbandsgemeinde Adenau

Verbandsgemeinde Altenahr

Verbandsgemeinde Bad Breisig

Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler

Verbandsgemeinde Brohltal

Gemeinde Grafschaft

Stadt Remagen

Stadt Sinzig

2. Besprechungen

Jürgen Haffke

Was bewegt uns eigentlich, historisches Gedenken an die Regeln des Dezimalsystems zu binden? Besteht nicht in unserer Zeit ein stillschweigendes Einverständnis, Jubiläen mit zwei oder gar drei Endnullen rechtfertigten außergewöhnliche Aktionen? Von 10 bis 2000 Jahre reicht die Bandbreite der Zeiträume, die man auch in unserem Umfeld in den letzten Jahren zum Anlaß größerer Feiern nimmt: 2000 Jahre: Andernach 1988, Bonn 1989, Koblenz 1992; 1100 Jahre: Oberwinter 1986, Ahrweiler, Bad Bodendorf, Dernau, Kreuzberg, Lind, Pützfeld, Vischel 1993; 1000 Jahre: Beul (Bad Neuenahr) 1990, Adenau, Königsfeld, Koisdorf, Ramersbach, Wadenheim (Bad Neuenahr) 1992; 900 Jahre: Abtei Maria Laach, Kempenich 1993;

700 Jahre: Stadt Mayen 1991. Die Reihe ließe sich fortsetzen. Interessanterweise gibt es von keinem der genannten Orte eine Schrift, welche den vergleichbaren Jubiläumsanlaß schon vor 100 Jahren gewürdigt hätte. 1908 eröffnet Bad Neuenahr die "Tradition" der Ortsjubiläen im Kreisgebiet, als man das 50-jährige Bestehen des Kurortes feiert, u. a. mit der Herausgabe zweier Festschriften. Seitdem folgt alle 25 Jahre ein Band: 1933, 1958, 1983. "700 Jahre Stadt Remagen" hätte man 1921 feiern können, was aber wohl wegen der Zeitumstände nach dem Ersten Weltkrieg nicht geschah; 1971 beging man dann "750 Jahre Stadt Remagen". 1935 erinnert man sich in Sinzig, seit 600 Jahren "Stadt" zu sein. 1948 erscheint von Jakob Rausch "700 Jahre Stadt Ahrweiler 1248 - 1948". Diesen wenigen Jubiläen und Schriften in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts stehen über 30 Festschriften aus den beiden letzten Jahrzehnten gegenüber. Besonders 1992 und 1993 sind in ungewöhnlich vielen Orten Jubiläen gefeiert worden, die zum einen an eine Urkunde Kaiser Otto III ( 983 -1002) aus dem Jahr 992, zum ändern an das berühmte Prümer Urbar aus dem Jahr 893 anknüpfen. Hinzu kommt die Gründung Maria Laachs 1093. Daß es aber nicht immer eines Jubiläums bedarf, der Bevölkerung zu einer guten Ortschronik zu verhelfen, belegt das gewichtige Werk über Niederzissen. Ob nun mit oder ohne Anlaß, erfreulich ist das Erscheinen guter Bücher über Stadt und Land unseres Kreisgebietes allemal. Viele Bürger verspüren wohl, wie sehr sich die Lebensumstände in ihrem Umfeld verändert haben, und sie finden in den Ortschroniken in Wort und Bild zahlreiche Stützen für ihre private Erinnerung. Auch die wirtschaftlichen Verhältnisse haben sich gegenüber der Vergangenheit so grundlegend verbessert, daß man in unserer Gegenwart zum ersten Mal die Herausgabe eines Buches über das Heimatdorf riskieren kann.

1000 Jahre Adenau. Aus der Geschichte der Johanniterstadt. Hrsg. von der Stadt Adenau. Adenau 1992. 272 S., kart. mit Schutzumschlag

In 17 Beiträgen, die von der Geologie der Eifel über verschiedene Kapitel aus der Adenauer Geschichte bis zu den Partnerstädten Sillery und Malta ein breites Themenfeld behandeln, erhält der Leser erstmals einen informativen Überblick zu Vergangenheit und Gegenwart der Johanniterstadt. In dem mit zahlreichen Abbildungen ausgestatteten Buch wäre als Ergänzung zu den historischen Karten der Druck eines aktuellen Stadtplanes und einer Umgebungskarte sinnvoll gewesen, um späteren Generationen einen besseren Eindruck von den heutigen Verhältnissen zu überliefern. Der Bedeutungswandel des ehemaligen kurkölnischen Amtssitzes und Hauptortes des gleichnamigen Kreises zum Sitz der Verbandsgemeinde läßt sich in den gut lesbar geschriebenen Artikeln, die mit ihren Hinweisen zu Quellen- und Literatur ein tieferes Eindringen in die Geschichte des Ortes und der Region erlauben, anschaulich nachvollziehen.

Rudolf Leisen: Chronik von Ramersbach und der Gemeinde Heckenbach 992 - 1992. Ramersbach 1992. 379 S., kart.

Es ist schon erstaunlich, was der Autor - den Lesern des Heimatjahrbuchs durch verschiedene Artikel schon länger bekannt - über seinen Heimatort und die Nachbargemeinde in jahrelangem Fleiß zusammengetragen hat. Noch erstaunlicher ist es jedoch, daß er Mittel und Wege fand, den Ertrag seiner Forschungen so aufwendig zu publizieren. Wereinmal eine Dorffestschrift redaktionell betreuen mußte, vermag es angemessen zu würdigen, daß hier ein gelungener Text mit vielen, zum Teil sogar farbigen Photos auf gutem Papier in einem soliden Einband auf den Markt kam. Angesichts der geringen Einwohnerzahlen der Dörfer, in denen eine schlecht zu kalkulierende Auflage abgesetzt sein will, gehört viel Idealismus und wirtschaftlicher Mut zu der Herausgabe eines solchen Buches im Selbstverlag. Mit seiner umfassenden Schilderung vor allem der Alltagsverhältnisse im 19. und 20. Jh. bildet das Buch eine schöne Ergänzung zu Prothmanns "Landleben in der Voreifel" für den südlichen Teil des Kreises und gewinnt so einen weit über die behandelten Dörfer hinausreichenden Wert.

Peter Neu: Königsfeld. Rheinischer Städteatlas, Lfg. X Nr. 55. Köln/Bonn 1992. '

Wie Adenau, Ramersbach und Blasweiler (Gemeinde Heckenbach) findet auch Königsfeld in der gleichen Urkunde von 992 seine erste Erwähnung. Daß im Jubiläumsjahr dem Ort ein Heft des Rheinischen Städteatlas gewidmet ist, unterstreicht das Interesse der allgemeinen S-tadtgeschichtsforschung an derartigen Siedlungen, die rechtlich manche Voraussetzungen zur Entwicklung einer Stadt besessen haben, deren Werdegang dann aber einen bescheideneren Verlauf nahm. Wie alle der rund 60 seit 1972 erschienenen Hefte (insgesamt 187 Städte und Stadtrechtsorte möchte man bearbeiten) gliedert sich die Mappe in nach festen Schemata konzipierte Text- und Kartenteile, was die Vergleichbarkeit der Informationen zumindest formal erleichtert. Damit wird auch das Anliegen dieses Atlaswerkes deutlich: Es geht um eine breit angelegte Bestandsaufnahme des Städtewesens im rheinischen Raum, die an vergleichbare Projekte in Westfalen oder anderen Landstrichen anschließt (Westfälischer Städteatlas, Deutscher Städteatlas). Aus dem Gebiet des Kreises Ahrweiler liegen bisher vor: Vier von Peter Neu bearbeitete Hefte "Altenahr" (1982. Lfg. VII Nr. 37), "Adenau" (1985, Lfg. VIII Nr. 42), Gelsdorf (1989, Lfg. IX Nr. 49) und Königsfeld; von Thomas Schilp wurde "Bad Breisig" (1989, Lfg. IX Nr. 48) bearbeitet (vergl. die ausführliche Besprechung von C. B. Hommen im HJbAW, 1991. S. 188 - 190). Geplant sind Hefte über Ahrweiler, Neuenahr, Heimersheim, Sinzig, Remagen und Oberwinter.

Mit ihrer Konzeption sprechen die genannten Hefte vornehmlich historisch vorgebildete Leser an. Die stichwortartige Aneinanderreihung von aus den Quellen belegten Fakten erleichtert zwar das schnelle Auffinden von Daten. Aber wenn man nichts sucht, sondern der Unterhaltung halber zu den Mappen greifen sollte, wird die Lektüre recht spröde. Wollte man die ortsansässige Bevölkerung am Ertrag der Forschungen teilhaben lassen, bedürfte es einer mit mehr Erläuterungen versehenen Darstellung. So stellen sich die Atlanten als sicherlich solider und gut benutzbarer "Steinbruch" für weitere Schriften dar, die sich an eine breitere Bevölkerung richten. Bedauerlich ist dabei nur, daß die Autoren der lokalhistorischen Studien aus drucktechnischen und finanziellen Gründen meist außerstande sind, die Karten der Atlashefte in ihren Veröffentlichungen weiter zu verbreiten. Für "Heimatforscher" ist eine Mappe des Rheinischen Städteatlas eine schöne Sache, als in jeden Haushalt gehörende "Heimatchronik", ob nun mit oder ohne Jubiläumsanlaß erschienen, ist sie nicht gedacht. Insofern könnten parallel dazu bearbeitete Hefte der "Rheinischen Kunststätten" eine gute Ergänzung bieten. Fazit: Jeder (vor allem kleine) Ort, dem ein Heft des Rheinischen Städteatlas gewidmet ist, kann sich glücklich schätzen, wenn auf diese aufwendige Weise wesentliche Kapitel seiner Geschichte professionell erforscht und wichtige kartographische Quellen aus dem Schattendasein gehoben worden sind. Es bleibt nur zu hoffen, daß die siedlungsgeschichtlichen Erkenntnisse ins allgemeine Bewußtsein und insbesondere in die Bauleitplanung einfließen.

Hans-Georg Klein (Hrsg.): De aruuilre. 1100 Jahre Ahrweiler. Bad Neuenahr-Ahrweiler 1992. (Beiträge zur Stadtgeschichte 8/9. Sonderband) 231 S., kart.

Als in Umfang, Satz, Bild und Einband aufwendiger gestalteter Sonderband der "Beiträge zur Stadtgeschichte" erschien das 231 -seitige Sammelwerk mit dem für die Allgemeinheit etwas sperrigen Titel, der die Ersterwähnung des Ortes vor 1 100 Jahren zitiert. Nicht nur die Herausgeberschaft, sondern auch vier wertvolle, aus den Quellen schöpfende Beiträge über "Ahrweiler im Spiegel des Prümer Urbars", "Die Judengasse zu Ahrweiler", "Historische Flurnamen und Lagebezeichnungen in der Gemarkung Ahrweiler" und eine "Bibliographie zu Ahrweiler" sind H.-G. Klein zu verdanken. Er leistet damit ebenso vorbildliche Grundlagenarbeit wie Prof. Dr. Klaus Flink in seinem um einen Nachtrag ergänzten Aufsatz von 1975 "Der Stadtwerdungsprozeß von Ahrweiler und die .kurkölnischen Stadtgründungen"', der bislang in den Rheinischen Vierteljahresblättern nur die Fachwelt erreicht hatte. Während Alexander Kelter "Mittelalterliche Wüstungen in der Gemarkung Ahrweiler" darstellt, widmet sich Robert Bous "Ahrweiler unter französischer Herrschaft (1794 - 1814).

Damit liegen einige wesentliche Aspekte aus der Ahrweiler Geschichte gründlich aufbereitet vor, die für eine noch zu schreibenden Stadtgeschichte. für eine breitere Bevölkerung bearbeitet, heranzuziehen sind. Es ist verdienstvoll, daß sich Autoren. Herausgeber und Verlag der Aufgabe gestellt haben, eine schwierige Materie anzufassen, statt der Versuchung zu einem wohlfeilen, vordergründig populären, abersachlich problematischen Nachdruck älterer Arbeiten zu erliegen. Wer sich ernsthaft mit Ahrweiler Geschichte befaßt, findet in dem Band eine unverzichtbare, wenn auch sich einem flüchtigen Konsum widersetzende Lektüre.

Udo Bürger: Chronik Niederzissen. Geschichtliches der Brohltal-Gemeinde in Wort und Bild. Hrsg. v. Gemeinde Niederzissen. Niederzissen 1992. 800 S., kart.

So erfreulich es ist, daß sich zumindest zu Ortsjubiläen Aktivitäten regen, über die lokale Geschichte zu reflektieren, um so schöner ist es, wenn sich eine Gemeinde auch ohne den "moralischen" und zeitlichen Druck eines "drohenden" Jubiläums gewissermaßen freiwillig der Aufgabe stellt, eine Ortschronik zu erarbeiten, die materiellen Voraussetzungen dafür zu schaffen, einen geeigneten Bearbeiter zu finden und das verlegerische Risiko zu übernehmen. Was die Gemeinde Niederzissen mit ihrer Chronik demonstriert hat, darf in jeder Hinsicht als vorbildlich bezeichnet werden. Dabei hatte sie das Glück, mit U. Bürger eine Idealbesetzung einer als "Arbeitsförderungsmaßnahme" geschaffenen Stelle zu treffen, was nicht in allen Gemeinden, die ähnliche Stellen für einen vergleichbaren Zweck geschaffen haben, gelungen ist. Etwa die Hälfte des Umfangs ist dem Abriß der Geschichte gewidmet, die andere Hälfte liefert Informationen zu einem breiten Themenspektrum, von der Kirchengeschichte über die Geschichte der Juden, das Schulwesen, das Wirtschaftsleben, örtliche Sagen und Legenden, die Vereine bis "Zum Vokabular des ,Zesse Platt'". Der reich bebilderte Band legt mit seinen umfangreichen Anmerkungs- und Quellenverzeichnissen einen Grundstein für weitere Forschungen nicht nur in der Geschichte Niederzissens, sondern auch in der weiteren Umgebung. Was für eine Gemeinde von der Größenordnung Niederzissens ganz außergewöhnlich ist, stünde mancher Stadt im Kreisgebiet gut an.

Bertram Fiesmini: Die Benediktinerabtei Laach. Germania Sacra, Neue Folge 31: Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier, Das Erzbistum Trier 7. Berlin/New York 1993. 559 S., 6 Klapptafeln, Leinen.

Das im Verlag Walter de Gruyter erschienene Werk ist in jeder Hinsicht mit anderen Maßstäben zu messen als die übrigen hier besprochenen Bücher. Das gilt für die sachliche Qualität und Aufmachung, das gilt für den Preis. Es ist eindrucksvoll, was ein professioneller Historiker und Archivar (Dr. Resmini ist am Landeshauptarchiv Koblenz tätig) in mehr als zehnjähriger Arbeit hier vorgelegt hat. Die Geschichte Maria Laachs von der Gründung der Abtei 993 bis zu ihrer Aufhebung 1802 wird in sieben großen Kapiteln dargestellt. Die Baugeschichte findet ebenso Beachtung wie Schilderungen aus dem Klosterleben. Den religiösen Wirkungen der Abtei geht der Autor in gleicher Weise nach wie der Verflechtung des weltlichen Besitzes in der Region. Umfangreiche Personallisten dokumentieren die überlieferten Äbte, Prioren, Subprioren, Pröbste usw. Daß Resmini nicht allein die Sekundärliteratur ausgewertet hat, darf von einem Archivar erwartet werden. Bewundernswert ist aber dennoch der Grad der Ausschöpfung der Primärquellen in allen Kapiteln. Dabei bleibt sein Buch gut lesbar. Zudem verhilft die klare Gliederung zu einer leichten Orientierung, die durch das über 40-seitige Register noch leichter wird. Natürlich hat das gewichtige Werk seinen Platz in jeder theologischen Bibliothek. Findet es seinen Weg auch in die landes- und heimatkundlichen Abteilungen allgemeiner Büchereien der Gemeinden, Schulen und Pfarreien? Angesichts des Preises und eines knappen Budgets wird vielleicht mancher Bibliothekar eine Anschaffung scheuen. Das wäre schade, denn dieses Standardwerk wird auf Jahrzehnte hin Gültigkeit besitzen. "Der Resmini" ist seinen Preis wert! Das Buch ist zwar keine Festschrift im üblichen Sinne, aber sein Erscheinen im Jahr der 900-Jahr-Feier der Abtei bedeutet den wohl wichtigsten Beitrag aus einer Reihe von Veröffentlichungen über Maria Laach und seine Geschichte.