Der Kripper Wasserturm

Willy Weis / Hildegard Funk

Der Wasserturm mit Pumpanlage und Wasserwerk ist ein Zeugnis kommunaler Wasserversorgung in Kripp. Die Absicht, die leicht zu verunreinigenden Dorfbrunnen um die Jahrhundertwende durch eine kommunale zentrale Trinkwasserversorgung zu ersetzen, war die Geburtsstunde unseres Wasserturms.

So wurde behördlicherseits um 1900 im Zuge strenger Bestimmungen zur Verbesserung der Hygiene und zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung die Errichtung eines neuen Wasserleitungsnetzes in Erwägung gezogen. Ein kombiniertes System aus Pumpanlage, Wasserwerk, Hochdruckreservoir und Leitungssystem sollte entstehen. Von 1904 an wurde dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt.

Baubeschreibung

Der Wasserturm, der 1904 an der höchsten Stelle in Kripp, derWeinbergstraße, erbaut wurde, hat einen äußeren Sockeldurchmesser von 7,50 m und verjüngt sich nach 20 m auf 5 m konisch zulaufend. Das Mauerwerk ist, abgesehen von dem 4,20 m hohen verputzten Sockel, aus Kripper Ziegelsteinen als Sichtmauerwerk hergestellt. Der Turm ruht auf einem 3,50 m tiefen konisch auslaufenden Ringfundament mit einer maximalen unteren Ringbreite von 2 m. Über ein abschließendes verputztes Kranzgesims mit auslaufenden kleinen Bogenschnitten erhebt sich der über dem Mauerwerk hinausragende Wasserbehälter, der „Wasserkopf", der mit einer Stahlkonstruktion umkleidet und mit Kalkzementputz versehen ist. Als Putzträger dient ein umlaufendes Drahtgeflecht. Der Aus-sendurchmesser des verputzten Oberteiles beträgt 7,50 m. Der innenliegende Stahltank hat ein Volumen von 80 Kubikmeter und liegt voll auf dem konisch verjüngenden Turmschaft auf. Durch eine linksgewendelte Steintreppe, die direkt im Mauerwerk eingelassen ist, erreicht man nach fast 100 Stufen das Oberteil des Turms, das durch 8 Vertikalfenster genügend ausgeheilt ist. Dreizehn Fenster, die spiralförmig verteilt über die Treppenstufen vertikal eingelassen sind, erhellen den Turmschaft. Tatsächlich besteht der Turm nur aus zwei Räumen; aus einem geräumigen Treppenhaus von ungefähr 5 m Mitteldurchmesser und 20 m Höhe und dem Wasserkopf mit einem phantastischen Ausblick auf die Rhein- und Ahrlandschaft.

Ein rundes Schieferdach mit einer Neigung von ca. 50° und einem seitlichen Überstand von ca. 0,80 m bilden leider zur Zeit den oberen Abschluß. Bis 1988 gab es noch eine Turmspitze aus einer Stahlkonstruktion mit seitlichen Lamellen.

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Das Kripper Wahrzeichen: Der Wasserturm, Zustand 1994

Diese mußte infolge ihres ruinösen Zustandes aus Sicherheitsgründen im Wege einer Ersatzvornahme durch die Kreisverwaltung entfernt werden, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten. Seit dieser Zeit lag die Spitze auf dem Gelände des städtischen Bauhofes in Remagen und rostete still vor sich hin, bis sie im April 1994 verschrottet wurde.

Ab 1907 übernahm die Stadt Remagen die Wasserförderung und -Versorgung in Kripp. Nach dem Bau des Turmes wurde die umliegende Gegend zum Wasserschutzgebiet erklärt. Zum Sammeln des Wassers wurde unterhalb der Weinbergstraße, am Badenackerweg, ein Schöpfbrunnen vorgetrieben, um den ein Pumpenhaus gebaut wurde. Zum Heben des Wassers diente eine Pumpe mit Gasmotor, durch die das Wasser in einer Druckleitung 25 m hoch in den im Wasserturm befindlichen Hochbehälter gepumpt wurde.

Ein Wahrzeichen

Der Wasserturm half 70 Jahre lang mittels eines dauerhart geregelten Wasserdrucks, das Wasser über die Verteilungsanlage in die Kripper Stuben zu transportieren. Unser guteralter Wasserturm, von den französischen Touristen liebevoll „chateau d'eau" (Wasserschloß) genannt, wurde 1994 neunzig Jahre alt. Von den Krippern zum Wahrzeichen ernannt, prägt er mit seinen annähernd 35 Metern, in unmittelbarer Nähe des Kirchturms stehend, die Dortsilhouette.

Unser Dorfjuwel, dessen Glanz allmählich verblaßt und einer dringenden Renovierung bedürfte, hatte Mitte der 70er Jahre durch den Einsatz moderner Methoden seine eigentliche Funktion verloren. Infolge erhöhten Wasserverbrauchs konnte er den Bedarf nicht mehr dekken und wurde durch die neue Pumpstation „Im Sand" abgelöst. Von diesem Zeitpunkt an diente er der Freiwilligen Feuerwehr Kripp als Gerätehaus und dem Energieträger RWE als Trafostation. Der Abriß wurde erwogen, als die Feuerwehr ein eigenes modernes Gerätehaus baute und das RWE in die neue Trafostation umzog. Die Kripper Bürger, die gegen das Abrißvorhaben Sturm liefen, konnten sich jedoch durchsetzen.

So wurde 1980 von der Stadt Remagen der Kripper Wasserturm für 65.000.- DM an einen Kölner Architekturprofessor mit der Rückfallklausel verkauft, daß der Turm in den Besitz der Stadt Remagen zurückfällt, sollte er nicht nach einer gewissen Zeit von dem Erwerber zu Wohnzwecken genutzt werden.

Zwei Weltkriege hat er unbeschadet überstanden. Nunmehr nagt der Zahn der Zeit an ihm. Bisher wurden keine sichtbaren baulichen Aktivitäten zur Erhaltung bzw. Gestaltung des äusseren Erscheinungsbildes vorgenommen. Der Turm befindet sich in einem verwahrlosten Zustand, einzelne Putzteile bröckeln ab und die Eingangstür verfault. Löcher in der Dachver-schlagung sind mit bloßem Auge erkennbar, nistende Vögel fliegen ein und aus. Wollen wir unserWahrzeichen erhalten, sind bauliche Maßnahmen dringend erforderlich.

Trotzdem, wenn auch lädiert und funktionslos, gibt der Wasserturm heute noch Zeugnis technischen Wirkens.

Da er im Bewußtsein der Kripper Bürger immer eine große Rolle gespielt hat, besitzt er für uns einen hohen Identifikationswert. Er ist in seiner Art der einzige Wasserturm der Umgebung. Es dürfte für uns eine vordringliche Aufgabe sein, ihn wenigstens in seinem äußeren Erscheinungsbild zu erhalten.

Eine Unterschutzstellung des Bauwerks durch die Denkmalbehörde wäre wünschenswert. Die ursprüngliche Form des Turmes ist bis auf die Dachspitze erhalten. Mit einigen guten Ideen und baulichen Maßnahmen könnte auch dieser schwierige Baukörper innen optimal und attraktiv nutzbar hergerichtet werden. Wollen wir hoffen, daß alle Mißverständnisse und Hemmnisse mit einer guten Portion Willen und Mut beseitigt werden und in Kripp die bisherige 90jährige Dorfsilhouette auch weiterhin erhalten bleibt.