Neues Schrifttum über den Kreis Ahrweiler

Ausgewählte Neuerscheinungen und Besprechungen

zusammengestellt von Jürgen Haffke 1. Ausgewählte Neuerscheinungen

Kreis Ahrweiler/Eifel

Verbandsgemeinde Adenau

Verbandsgemeinde Altenahr

Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler

Verbandsgemeinde Brohltal

Stadt Remagen

2. Besprechungen

Ecciesia Lacensis. Beiträge aus Anlaß der Wiederbesiedlung der Abtei Maria Laach durch Benediktiner aus Beuron vor 100 Jahren am 25. November 1892 und der Gründung des Klosters durch Pfalzgraf Heinrich II. von Laach vor 900 Jahren 1093. Herausgegeben von Emmanuel von Severus, Benediktiner von Maria Laach. Münster 1993. (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinertums, Supplementband 6)

In der Reihe der gewichtigen Veröffentlichungen aus Anlaß der beiden Klosterjubiläen gebührt dem vorliegenden Werk ein besonderer Rang. Auf über 600 Seiten leisten 35 Autoren dem Kloster, seiner Geschichte und Gegenwart, seiner religiösen und bauhistorischen Bedeutung ihre Referenz. Die Leistung des Herausgebers, Pater Dr. von Severus, verdient allen Respekt. Das Reizvolle an diesem Werk liegt in der großen Vielfalt der Perspektiven, mit denen die Autoren sich Maria Laach nähern. Der Blick richtet sich nach innen, in die lange Geschichte des Ringens um wichtige theologische Fragen, die hier entscheidende Impulse erhielten. Der Blick richtet sich nach außen, auf die Bedeutung der Abtei für die Region, mit der sie in vielfältiger Weise verbunden ist. Wer also einen guten Eindruck davon gewinnen möchte, was in Maria Laach geschieht, der wird in diesem Werk eine solide Quelle finden. Angesichts des Preises (150.- DM) wird allerdings mancher Freund des Klosters und seiner schönen Umgebung zögern, das Buch zu erwerben. Es sollte jedoch in keiner öffentlichen Bibliothek, keiner Pfarr- und Schulbücherei des Kreisgebietes fehlen, damit es wenigstens dort viele Leser erreicht. Vielleicht widmet sich einmal jemand der Aufgabe, die anläßlich des Jubiläumsjahres erschienene grundlegende Literatur über Maria Laach für eine nun gut untermauerte und zugleich preiswertere Darstellung auszuwerten, der eine größere Verbreitung vergönnt sein dürfte. Den Millionen Gästen des Klosters pro Jahr wäre das ebenso eine Hilfe wie der Heimatbevölkerung.

Jürgen Haffke

Der Kreis Ahrweiler im Wandel der Zeit. Landschaft, Geschichte, Kunst und Kultur, Brauchtum, Landwirtschaft, Weinbau, Wirtschaft und Verkehr, hg. vom Landkreis Ahrweiler, Bad Neuenahr-Ahrweiler 1993

Unter dem Titel „Studien zu Vergangenheit und Gegenwart" gibt es seit 1987 eine Beiheftreihe zum Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler, als deren 3. Band vorliegender Sammelband erschien. Die Titelseite kombiniert ein Weltraumfoto des Kreisgebietes mit einem Ausschnitt .aus einer Karte des Erzbistums Köln von 1643 und verdeutlicht damit die Schwerpunkte des Buches: die naturräumliche Lebenswelt und die geschichtliche Entwicklung des Kreisgebiets.

Den Band eröffnet Wilhelm Wendlings Beitrag „Natur und Landschaft" (S. 11 -28). Er kontrastiert eingangs ältere Beschreibungen der „öden" Eifellandschaft (wieso „romantische Ironie"?) mit dem heutigen positiven Bild und gibt dann einen instruktiven Überblick über die geologische Entwicklung, wobei die schwer nachvollziehbaren Zeiträume (Hunderte von Jahrmillionen) einmal plastisch verdeutlichtwerden: „Komprimiert man die gesamte Erdgeschichte auf ein einziges Jahr, so geschah der Laacher-See-ausbruch vor nur 63 Sekunden!" (S. 15). Es folgen dann Beschreibungen der einzelnen Landschaftsräume: Laacher Vulkanwelt, Hoch-eifel und die Abschnitte des Ahrtals („junge Ahr" - „obere Ahr" - „Ahr-Engtal" - „unteres Ahrtal"). Nicht ganz glücklich scheint mir die Mischung streng fachlicher Darstellung mit nicht erklärten Fachtermini (was sind z. B. S. 23 „Konvektions-niederschläge" und „Advektionsniederschlä-ge"?) mit allzu schwärmerischer Beschreibung der landschaftlichen Schönheiten - wenn auch nicht bestritten sei, „wie malerisch die Eitel, wie berauschend die Ahr und wie schön und abenteuerlich der Kreis Ahrweiler ist" (S. 28).

Sehr sachlich und gut verständlich gibt Horst Fehr einen kompakten Überblick über den „Kreis Ahrweiler in vor- und frühgeschichtlicher Zeit" (S. 29-42). Trotz zahlreicher Fundstücke und mancher aufsehenerregender Ausgrabungen läßt die archäologische Erforschung hier noch sehr zu wünschen übrig - Fehr spricht von „einer ausgesprochenen Forschungslücke im Kreisgebiet" (S. 30). Dennoch kann er behutsam allgemeinere Rückschlüsse ziehen. In Alt-und Mittelsteinzeit war das Kreisgebiet wegen der recht siedlungsunfreundlichen Landschaft weitestgehend unbesiedelt; das änderte sich auch in Jungsteinzeit (Fundstelle Steckenberg!), Bronzezeit und vorrömischer Eisenzeit nur wenig. Reichere Besiedlungszeugnisse haben wir erst aus der provinzialrömischen Zeit (Christi Geburt bis 450 n. Chr.): neben der sensationellen Ausgrabung der Ahrweiler Silberberg-Villa sind eine Reihe weiterer römischer Gutshöfe nachgewiesen; der Nordosten des Kreises wies eine dichte römische Besiedlung auf. Der Einbruch germanischer Stämme über den Limes und die Rheinfront brachte einen Rückschlag mit allmählicher Ausdünnung der Besiedlung. Seit der Einbeziehung des Kreisgebiets in das Frankenreich (ca. 475) kam es zwar zu zahlreichen Neugründungen von Höfen, die später zu Dörfern wurden; dennoch gewinnt Fehr den Eindruck, „daß nunmehr bis zum Ende der Frankenzeit um 700 n. Chr. das Gebiet des Kreises Ahrweiler [...] wieder weitgehend in Bedeutungslosigkeit zurückgefallen war" (S. 42).

Ulrich Heibach hat in seinem umfangreichen Beitrag „Das Mittelalter" (S. 43-88) fast 1000 Jahre Kreisgeschichte zu bewältigen: er- meistert diese schwierige Aufgabe in übersichtlicher Form und klarer Sprache, wobei er für den Nichtfachmann besonders sinnvoll -jeweils die Grundtatsachen und zugehörigen Begriffe der politischen, wirtschaftlich-sozialen und kirchlichen Entwicklung im Mittelalter klärt und vor dieser Folie die speziellen Verhältnisse im Kreisgebiet schildert. Die „vorterritoriale Zeit der Personenverbände", geprägt durch Grundherrschaft, Grafschaftsverfassung und Reichsgutsverwaltung, sah seit dem späten 10. Jh. die rheinischen Pfalzgrafen als mächtigste Herren in unserem Gebiet. Seit der Wende vom 11. zum 12. Jh. brachte die „Zeit der entstehenden Territorien" generell starke Veränderungen mit sich; das Kreisgebiet geriet zunehmend stärker unter kurkölnischen Einfluß, aber auch Kurtrier und Jülich drangen vor. Die komplizierten Verhältnisse unseres Raumes als Interessengebiet auswärtiger Politik veranschaulicht eine sehr nützliche Karte „Die Herrschaftsverhältnisse um 1350 im Kreis Ahrweiler" (S. 72/73). „Zentralfunktion erlangte das Kreisgebiet daher in Verbindung mit den großen Territorien, in denen Orte wie Ahrweiler, Adenau, Sinzig, Remagen oder Kempenich bald zu mehr oder weniger großer Bedeutung gelangten" (S. 76).

Auch Walter Rummels Beitrag „Die frühe Neuzeit (1500-1794)" (S. 89-124) hat mit fast 300 Jahren ein gewaltiges Pensum zu bewältigen. In sehr sinnvoller Weise kombiniert er eine kompakte Darstellung der „Wesenszüge der Epoche" mit quellennahen Details aus der Ortsgeschichte. An zahlreichen plastischen Beispielen wird die für das Kreisgebiet leidvolle Zeit von Reformation und Gegenreformation, Dreißigjährigem Krieg und französischen Ausdehnungskriegen veranschaulicht; eine gewisse Beruhigung sollte erst der weitere Verlauf des 18. Jh. bringen. Eine sehr übersichtliche Karte „Die Herrschaftsverhältnisse um 1789 im Kreis Ahr-weiler" (S. 120/21) verdeutlicht - auch im Vergleich mit der o. a. Karte (S. 72/73) - die Wandlungen vom Spätmittelalter zum Ende der frühen Neuzeit. Einer eindringlichen Schilderung der „territorialgeschichtlichen Entwicklung, Verwaltung und Wirtschaft" folgt im letzten Teil „Das Leben der Untertanen zwischen Zwängen und Handlungsspielräumen" mit sehr konkreten Einblicken in das alltägliche Leben; besonders hervorzuheben ist hier der z. T. geradezu schockierende Abschnitt über die Hexenprozesse.

Ignaz Görtz. „Vom Ende des Alten Reiches bis zum Ersten Weltkrieg (1794-1914)" (S. 125-170) behandelt zunächst ausführlich die Franzosenzeit, die zweifellos zu den einschneidendsten Abschnitten der linksrheinischen Geschichte gehört und weitreichende gesellschaftliche Veränderungen mit sich brachte. Görtz schildert detailliert die Neuordnung der Zivilverwaltung, durch die „die politische Zersplitterung und die zahlreichen Grenzen des Alten Reiches verschwanden" (S. 130). Besonders aufschlußreich ist die Darstellung der Übergangszeit vom französischen Departement Rhin et Moselle über das Provisorium eines preußischen Generalgouvernements Mittel- und Niederrhein (mit Sitz in Aachen) zur Provinz Großherzogtum Niederrhein, die in die drei Regierungsbezirke Aachen, Koblenz und Trier gegliedert war. Das Kreisgebiet gehörte zum Regierungsbezirk Koblenz, der in 16 Kreise eingeteilt war. Die genaue Schilderung der staatlichen und kommunalen Verwaltung macht dem Leser bewußt, wie stark die preußischen Verwaltungsstrukturen noch heute nachwirken. Des weiteren stellt Görtz ausführlich die wirtschaftliche, soziale, kulturelle und kirchliche Entwicklung (Kulturkampf-Auswirkungen) bis zur Jahrhundertwende dar. Der Beitrag schließt mit zwei längeren Zitaten: 1913, nach 100 Jahren preußischer Verwaltung, legten die Landräte von Adenau und Ahrweiler recht selbstbewußte und optimistische Kreisbeschreibungen vor.

Die düstersten Kapitel der Kreisgeschichte behandelt Leonhard Janta, „Im Zeichen zweier Weltkriege - Die Zeit von 1914 bis 1945" (S. 171 -194). Wie im ganzen Reich herrschte auch im Kreis Ahrweiler 1914 ein ausgesprochener Hurra-Patriotismus, der vereinzelt schon üble Früchte trug; Janta zitiert aus einem Vortrag über die Lage des Weinbaus vom November 1914: „Wie der größte Feind im gegenwärtigen Krieg der Engländer ist, so ist es im Kriege gegen die Schädlinge im Weinberg der Heu-und Sauerwurm, von jetzt ab „Engländer" genannt" (S. 172). Die Begeisterung legte sich allerdings bald. Nach dem Waffenstillstand folgten harte Notjahre; auch nach der Zusammenlegung mit dem Kreis Adenau 1932 blieb der Kreis Ahrweiler einer der ärmsten Kreise Preußens. Das so sensible Thema der NS-Zeit im Kreis behandelt Janta sachlich und ausgewogen. Zurecht weist er darauf hin, daß der Kreis - wie das ganze katholische Rheinland - noch lange recht resistent gegenüber dem NS-Virus blieb (noch in der Reichstagswahl im März 1933 kam die NSDAP im Kreis nur auf 24,2 % gegenüber 61,8 % des Zentrums!); andererseits stellt er die unerfreulichen Vorgänge um die Gleichschaltung des Kreistags und die Zerschlagung der kommunalen Selbstverwaltung mit ihren menschlich abstoßenden Seiten dar (etwa die Absetzung des Ahrweiler Bürgermeisters Dr. Pomp im Februar 1934). Die zunehmende Militarisierung machte auch der Bevölkerung im Kreis Ahrweiler - etwa mit der Einrichtung des Luftwaffenübungsplatzes Ahrbrück - deutlich, wohin die Reise gehen sollte. Mit den Leiden des II. Weltkriegs, in dem 3.230 Soldaten aus dem Kreisgebiet ihr Leben ließen, schließt der Beitrag.

Die Kriegsleiden gingen nach der Kapitulation über in den täglichen Kampf ums Überleben. Leonhard Janta/Hubert Rieck, „Von der frühen Nachkriegszeit bis heute" (S. 195-218), schildern diesen „Neuanfang aus dem Chaos" mit Entnazifizierung, Wiederentstehen der Parteien, ersten Wahlen und wirtschaftlichem Aufbau. Ausführlich gehen sie auf die Gebiets- und Verwaltungsreform von 1970 ein, die den Kreis mit der Eingliederung der Verbandsgemeinde Brohltal vergrößerte (bei gleichzeitiger Ausgliederung derGemeinde Nohn an den Kreis Daun). Eine übersichtliche Karte „Territoriale Entwicklung des Kreises Ahrweiler" (S. 211) veranschaulicht die Veränderungen seit 1816. Die starken, historisch gewachsenen Bindungen an den Köln-Bonner Raum ließen anfangs viel Skepsis über die Lage des Kreises im nördlichen Zipfel des künstlichen Gebildes Rheinland-Pfalz aufkommen; die Verf. zitieren aus dem Protokoll einer Kreistagssitzung vom Mai 1951: „Kreistagsmitglied Beu schloß sich der Stellungnahme des Kreistagsmitgliedes Schütz hinsichtlich der Lebensfähigkeit des Landes Rheinland-Pfalz an und machte den Vorschlag, Bittgottesdienste abzuhalten, damit ein guter Gott gnädig sei, daß das von Frankreichs Gnaden und Diktat geschaffene, nicht existenzfähige Land bald aufgelöst würde" (S. 200f.). Bei einer Volksabstimmung über diese immer wieder diskutierte Frage stimmten 1975 60,6 % der teilnehmenden Kreisbürger für den Verbleib bei Rheinland-Pfalz. Mit der jüngsten Entwicklung seit der Wiedervereinigung und dem Berlin-Beschluß werden dann noch die gegenwärtigen Probleme des Kreises angesprochen.

Nach den historischen Beiträgen widmet sich der Rest des Bandes verschiedenen Sach- und Lebensbereichen des Kreises. Leonhard Jantas reich illustrierter Überblick „Kunst und Kultur im Kreis Ahrweiler" (S. 219-232) macht auf die Fülle von Denkmälern von der vorgeschichtlichen Zeit bis zur Gegenwart „in einer zum Teil für den ländlichen Raum erstaunlichen Anzahl und Qualität" (S. 219) aufmerksam. Die Bildunterschriften hätte man sich zuweilen etwas präziser gewünscht: beim Foto des Neue-nahrer Kurhauses ist die Angabe „Heilbadarchitektur des 19. und 20. Jahrhunderts" allzu vage (S. 229); das Ahrweiler Niedertor ist - bei aller Hochachtung vor der gelungenen Restaurierung - nicht „Teil der vollständig erhaltenen mittelalterlichen Stadtbefestigung". Der knappe Raum läßt oft nur Aufzählungen von Werken und Namen zu; beim Leser wird aber die Lust auf (Wieder)Entdeckungsfahrten durch das Kreisgebiet geweckt.

Hildegard Ginzler, „Bräuche im Kreis Ahrweiler" (S. 233-250), zeigt eine Fülle von Brauchtümern auf - von ganz allgemein verbreiteten wie dem Martinsbrauch bis zu ganz speziellen Bräuchen einzelner Orte wie dem Zahnkuß der hl. Apollonia in Niederheckenbach zur Abwehr von Zahnschmerzen. Die Vf. konstatiert, wie auch anderwärts, im Kreisgebiet den Verlust vieler liebenswerter Bräuche, sieht aber gleichzeitig seit den 70er Jahren geradezu eine Gründungswelle neuer Feste, die allerdings oft bewußt auf Außenwirkung setzen, d. h. der Steigerung des Fremdenverkehrs dienen sollen und dabei verstärkt Züge der Kommerzialisierung zeigen.

Hans Wick gibt einen mit reichem statistischen Material belegten Überblick über „Die Landwirtschaft im Kreis Ahrweiler" (S. 2151 -266). Wie überall geht auch im Kreisgebiet der Anteil der Landwirtschaft rapide zurück; 1990 gab es noch ganze zwei Auszubildende für den Landwirtberuf! Der Trend zur Konzentration im größeren Betrieb und zur Verlagerung auf den Nebenerwerbsbetrieb (1987 Anteil von 71,5 %) ist auffällig. Dennoch sieht Wick durchaus eine Zukunft für die Landwirtschaft, allerdings bei geändertem Berufsbild: „Nur der Landwirt wird überleben können, der die geistigen Tätigkeiten der Betriebsleitung, -planung und -kontrolle ebenso als Arbeitserledigung betrachtet, wie sein Großvater das Melken der Kühe und das Bestellen des Ackers" (S. 266).

Geradezu euphorisch liest sich Wolfgang Frischs Beitrag „Der Weinbau im Kreis Ahrweiler" (S. 267-276). Auch hierwerden anhand einer Reihe von Statistiken die Veränderungen in der Betriebsstruktur, der Sorten- und Ertragsstruktur, der Produktionstechnik und der Vermarktung dargestellt.

Seit 1868 in Mayschoß die erste deutsche Winzergenossenschaft gegründet wurde, hat sich das Genossenschaftswesen zunehmend durchgesetzt (mit dem Trend zur Fusion von Ortsgenossenschaften). Interessant ist die Entwicklung der Sortenstruktur: so stieg der Anteil der Rotweinsorten von 56 % 1964 auf 78,4 % die absolute Spitzenstellung (gegenüber 23 % 1964). Man kann dem Kreis nur wünschen, daß Frischs optimistischer Ausblick auf die „Zeichen für eine gesunde Dynamik in den Weinbaubetrieben, in denen die Anforderungen der Zukunft erkannt sind und energisch angegangen werden" (S. 276), sich erfüllt.

Eine Fülle von Informationen vermittelt Wolfgang Dietz über „Industrie, Handel, Handwerk und Verkehr im Kreis Ahrweiler" (S. 277-310). Ausgehend von den wirtschaftlichhistorischen Grundlagen, schildert er die Entwicklung im 19. Jh. mit der Schaffung wichtiger Verkehrswege (rheinische Eisenbahn, Ahrtal-bahn, Brohltalbahn, aber auch derAhrtalstraße bis Altenahr mit dem ersten Tunnel in Preußen) und dem großen Aufschwung der „vielen bodenständigen, auf natürliche Ressourcen sich stützenden Gewerbe und Kleinindustrien" (S. 283). Die Entwicklung im 20. Jh. mit den jeweils schweren Rückschlägen der beiden Weltkriege und zweier Geldentwertungen (1923 und 1948) wird an vielen Beispielen konkret vorgeführt und statistisch belegt, wobei der Leser zuweilen von den endlosen Zahlenangaben erschlagen zu werden droht. Auch die jüngste Entwicklung und die Zukunftsprobleme nach dem Berlin-Beschluß werden behandelt (nützlich die Karte „Entwicklungsbereich Gewerbe/Industrie" S. 296/97).

Ein ebenso reiches Material verarbeitet Jürgen Haffke, „Der Fremdenverkehr im Kreise Ahrweiler - Gegenwart und Geschichte" (S. 311 -346), versteht es aber ganz vorzüglich, die in sechs Graphiken veranschaulichten statistischen Daten in präziser und flüssiger Sprache dem Leser nahezubringen. Er geht - durchaus sinnvoll - von der gegenwärtigen Situation aus (vgl. die hervorragende Karte „Fremdenverkehr im Kreis Ahrweiler 1990" S. 312/13) und schildert dann eindringlich die geschichtliche Entwicklung von den Anfängen (römische Quell-und Badeanlagen) über „die erste Blüte 1858-1914", „die Wechselbäder 1914-1947" und „die zweite Blüte 1948- ca. 1968" bis zu „Stagnation und Rezession ca. 1969-1989", um am Schluß auf Probleme und Möglichkeiten der Gegenwart zurückzukommen. Besonders aufschlußreich sind die z. T. spannenden Ausführungen über ein um 1850 geplantes Kurbad „Heilbronn" bei Brohl und der Wettlauf mit Sinzig und Beul, aus dem der kapitalkräftigere Kaufmann Kreuzberg als Sieger hervorging: der unaufhaltsame Aufstieg des Bades Neuenahr begann.

Im letzten kurzen Beitrag „Der Nürburgring" (S. 347-354) schildert Luki Scheuer zunächst sehr lebhaft die Eröffnung des Rings im Juni 1927 (mit dem Star Rudolf Caracciola) und gibt dann einen Überblick über die wechselvolle Geschichte der „schönsten Rennstrecke der Welt", deren Bedeutung als Wirtschaftsfaktor für die Eifelregion nicht zu unterschätzen ist. Eine Zeittafel mit ausgewählten Daten aus der Kreisgeschichte (S. 355-357), eine von Anita Mayer zusammengesteljte Auswahl an Statistiken (S. 359-372) und - für das spezielle Weiterstudium nützlich - Angaben von Quellen und Literatur zu allen Beiträgen beschließen den gewichtigen Band. Zu dem mit zahllosen durchweg gut wiedergegebenen Abbildungen reich ausgestatteten, vorzüglich gedruckten Buch kann man dem Kreis nur gratulieren; möge es viele Leser finden!

Prof. Dr. Ulrich Nonn

Kurt Kleemann: Das Römische Museum Remagen. Rheinische Kunststätten, Heft 401. Neuss 1994

Seit 1945 führte das „Städtische Heimatmuseum" - im Volksmund zu unrecht despektierlich „et Scherwelehäus'che" genannt - in Remagen nur noch ein Schattendasein. Die Bedeutung der römischen Funde in Remagen war nur noch wenigen Fachleuten bekannt. Auch nach seiner Wiedereröffnung 1989 ist das RÖMISCHE MUSEUM REMAGEN ein Geheimtip geblieben.

Schon zur Einweihung im Jahre 1905 hatte Eugen Funck, der Gründer des Museums, einen „Führer durch das Städtische Museum in Remagen" veröffentlicht, der zwanzig Jahre später in einer erweiterten Neuauflage erschien. Siegfried Gollub, der die Neueinrichtung nach dem 2. Weltkrieg wissenschaftlich betreut hatte, brachte 1957 einen neuen Führer heraus. Es waren dies den Zeitumständen entsprechend schmale Heftchen mit nur wenigen Abbildungen.

Mit seinen 32 Seiten ist das neue Heft zwar schmal, gibt jedoch einen informativen, gut lesbaren Einblick in die römische Epoche der Re-magener Geschichte. Die früheren Führer waren weitgehend Kataloge, die versuchten, alle ausgestellten Stücke aufzulisten. In der neuen Darstellung werden nicht nur ausgewählte Objekte aus der Remagener Sammlung beschrieben, sondern sie werden auch im Kontext der Ausgrabungsbefunde vorgestellt. So erhält der Leser ein plastisches Bild über Aspekte des Lebens in einer kleinen römischen Garnison am Rhein. Er erfährt aber auch etwas über Methode und Probleme der archäologischen Forschung.

Im Kastell RIGOMAGUS waren im Verlauf von 3 Jahrhunderten Hilfstruppenkohorten aus verschiedenen Teilen des Römischen Reiches stationiert. Ihre Ausrüstung, ihr Dienstplan, die Baugeschichte ihrer Kaserne und ihr religiösen Vorstellungen werden vorgestellt. Das Kernstück der Sammlung stellen die Funde aus den fast 200 Gräbern dar, die Eugen Funck zwischen 1901 und 1905 an der Römerstraße ausgegraben hatte. Hinzu kommen die wichtigen frühchristlichen Grabfunde aus Remagen und wenige Frankengräber.

Hervorzuheben ist die ausgezeichnete Qualität der 34 Abbildungen, die so bislang noch nie zu sehen waren. Das Weiterlesen wird dem interessierten Leser erleichtert durch eine ausführliche Übersicht über die Fachliteratur über das römische Remagen.

Für den geringen Preis von DM 4,50 erhält man ein rundum gelungenes Werk. Es ist zu hoffen, daß in den nächsten Jahren viele Besucher den Weg in das RÖMISCHE MUSEUM REMAGEN in der Kirchstraße finden.

Leonhard Janta

Lothar Brüne / Jakob Weiler: Remagen im März 1945. Eine Dokumentation zur Schlußphase des 2. Weltkrieges. 2. überarbeitete Auflage, Remagen 1994

Am 7. März 1995 jährt sich zum 50. Mal die unerwartete Rheinüberquerung amerikanischer Truppen über die Ludendorffbrücke in Remagen. Nach vielen Jahren der Recherche und der Befragung von weit über 200 Zeitzeugen haben Brüne / Weiler 1993 eine Untersuchung vorgelegt. Da sie keinen Verleger dafür fanden, gab das „FRIEDENSMUSEUM Brücke von Remagen e. V." sie heraus. Eine erste Auflage war innerhalb von wenigen Monaten vergriffen. Nun liegt eine 2. ergänzte Auflage vor.

Nach einer Einführung über die Lage an der Westfront aus Sicht der Deutschen und der alliierten oberen Führung, die Auswirkungen des Bombenkrieges und die Verhältnisse in Remagen werden die Ereignisse des 7. März 1945 minutiös dargestellt. Die Hauptbeteiligten werden vorgestellt. Ebenso detailliert wird ein Bild der Kämpfe um den Brückenkopf Remagen gezeichnet. Besondere Bedeutung kommt dabei den deutschen Luftangriffen auf die Brücke zu. Erstmals werden hier diese selbstmörderischen Aktionen und ihre Hintergründe aufgezeigt. Nochmals aufgerollt wird die Tätigkeit des „Fliegenden Standgerichts West", die zur Hinrichtung von vier deutschen Offizieren führte. Dieses Buch ist mit der Darstellung der Situation auf deutscher Seite das Gegenstück zum Standardwerk von Ken Hechler, A Bridge at Remagen, das seit 1957 in über 700.000 Exemplaren verkauft wurde.

Kurt Kleemann

Karlheinz Grohs: Die Schwarze Madonna von Remagen. 1945: Kriegsgefangen am Rhein. Ein zeitgeschichtlicher Dokumentar-Report über das US-Massenlager Remagen-Sinzig. Remagen 1993. 150 S.

1985 nach dem ersten Treffen ehemaliger Kriegsgefangener in Remagen gab Hans Peter Kürten die Broschüre „Kriegsgefangen in Remagen" heraus. Mittlerweile ist auch die zweite Auflage vergriffen. Die Nachfrage nach Informationen zu diesem Thema blieb. Der Remage-ner Journalist und Schriftsteller Karlheinz Grohs hat das vorliegende Material neu zusammengestellt, ergänzt und durch eigene Recherchen erweitert. Herausgekommen ist ein gut lesbares, abwechslungsreiches Buch, das verschiedene Facetten der schrecklichen Situation im Frühjahr 1945 in den Kriegsgefangenenlagern Remagen und Sinzig zeigt.

Besonders sei auf den „Dialog der Enkel" hingewiesen, deren Großväter als deutscher Gefangener und amerikanischer Bewacher auf verschiedenen Seiten des Zaunes standen.

Kurt Kleemann

Erich Mertes-Kolverath: Alte Fruchtmaße in den ehemaligen Regierungsbezirken Koblenz-Trier und ihre Umrechnung in kg/ Liter, in: Landeskundliche Vierteljahresblätter. Heft 4/1993. S. 189-208

Mertes-Koverath hat aus rund 100 Orten „die alten Fruchtmaße in unsere heutigen metrischen Maße nach Liter (Volumen) und Kilogramm (Gewicht) umgerechnet". Bisher ist dies in diesem Umfang noch nicht durchgeführt worden. Aus dem Kreis Ahrweiler werden in dem Aufsatz alte Fruchtmaße in folgenden Orten genannt: Adenau, Aremberg, Breisig, Brohl, Nürburg, Olbrück, Remagen, Schuld. Angaben zur Zeit der Verwendung der Fruchtmaße werden nicht gemacht.