Content-Type: text/html Die Ahrtormadonna

Die Ahrtormadonna - Marienverehrung in der Ahrhutgemeinschaft

Josef Müller

Im religiösen Leben der Bürgerschaft der ehemaligen Stadt Ahrweiler nimmt die Marienverehrung seit eh und je eine besondere Stellung ein. Sie findet ihren künstlerischen Ausdruck in der „Ahrtormadonna" und einer kleineren Figur gleichen Typus, deren Entstehung die Kunstgeschichte auf die Zeit um 1330 in Köln festlegte. Diese Madonna war jahrzehntelang in einer Nische der Außenseite des Ahrtores untergebracht. Zahlreiche Verwitterungsschäden und andere Einwirkungen veranlaßten 1926 die Unterbringung im früheren „Ahrgau-Museum" im Weißen Turm, dem heutigen „Museum der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler".

Die „Ahrtormadonna" ist 115 cm hoch und aus Eichenholz gefertigt. Im Rücken ist die Figur hohl, jedoch durch ein Brett geschlossen. Die rechte Hand und die Hände des Kindes fehlen. Die Figur zeigt starke Parallelen zu einer „lothringisch beeinflußten" kölnischen Sitzmadonna der Pfarrkirche zu Weeze, Kreis Geldern am Niederrhein. Die Muttergottes sitzt auf einer mit Kissen belegten Sitzbank. Ihr Oberkörper ist leicht nach rückwärts vom stehenden Christuskinde fortgebeugt. Sie umfaßt das Kind mit der Linken. Das Haupt Mähens ist leicht geneigt, um ihren schmallippigen Mund ist ein verklärtes Lächeln. Maria trägt ihren Mantel über dem gegürteten Gewand. Das Kind trägt eine Tunika und eine Übertunika mit auf der Brust umgeklappten Kragen.

Die Ahrtormadonna wurde 1950 im Mittelrheinmuseum in Koblenz von einem Ölanstrich befreit. Dabei traten auch Reste einer Versilberung zutage, ebenso Reste ornamentaler Verzierungen an dem Gewand und am Sitzkissen. Die ursprüngliche Goldfassung der Ahrtormadonna deutet darauf hin, daß die Ahrweiler Sitzmadonna nicht für eine Aufstellung im Freien vorgesehen war. An die Stelle der Ahrtormadonna stiftete der Ehrenbürger Geheimrat und Sanitätsrat Dr. Karl'von Ehrenwall als Ersatz eine im Buntfarbenanstrich gehaltene sitzende Madonna, die aber beim Bombenangriff am 29. Januar 1945 zerstört wurde. Dann wurde eine Terracotta Figur aufgestellt. Diese befand sich bis Mitte Februar 1995 in der Nische des Ahrtores. Sie wurde vermutlich durch Steinwürfe mehrtach beschädigt.

Nun entschloß sich die Hutengemeinschaft „St. Barbara" der Ahrhut, eine neue Madonna anzuschaffen, die dann allerdings vor Witterungseinflüssen abgeschirmt werden sollte. Dieser Plan wurde von der gesamten Bevölkerung der Stadt Ahrweiler sehr begrüßt. Inzwischen wurde in Hans Schäfer ein Sponsor gefunden, der die Anschaffung einer neuen Madonna übernimmt. Josef Küls, Wilhelm Söller und Hutenmeister Rolf Groß haben sich sehr für diesen Plan eingesetzt. Ortsvorsteher Helmut Gies hat im Beisein von Stadtbürgermeister Edmund Flohe an Ort und Stelle Maß genommen. Die neue Madonna wird im gotischen Stil in Lindenholz gestaltet.

Im April 1995 hatte der niederbayerische Hergottschnitzer Franz Diewald die Statuer - eine Sitzmadonna mit Jesuskind - wie geplant fertiggestellt. Am Samstag, 13. Mai wurde sie in der Abendmesse in der voll besetzten Pfarrkirche St. Laurentius von Dechant Josef Mettel gesegnet. Am Mittwoch, 17. Mai, wurde morgens im Beisein vieler Bürger der Ahrhutgemeinschaft und aus dem gesamten Stadtgebiet die neue Madonna in der Nische des Ahrtores aufgestellt. Es ist die Bitte der Ahrhöder an die Madonna, sie möge wie in den vergangenen Jahrhunderten ihre Hand schützend und segnend mit ihrem Kinde überdie Ahrweiler Bürgerschaft halten. Maria wird verehrt als „regina pacis" - als „Königin des Friedens" und als „Mutter von der immerwährenden Hilfe".

Bevor die Nische durch eine Panzerglasscheibe geschlossen wurde, fügten Stadtbürgermeister Edmund Flohe, Ortsvorsteher Helmut Gies sowie Hutenmeister Rolf Groß eine Urkunde in einer Metall-Hülse bei.

Wie sehr auch heute noch die Marienverehrung in der Bürgerschaft von Ahrweiler im religiösen Leben verankert ist, beweist ein Lied des verstorbenen Mitbürgers Engelbert Strohe. Er schrieb es auf Anregung des Geheimrats Dr. von Ehrenwall und widmete es der St. Sebastia-nus-Bürgerschützengesellschaft. Dieses Lied ist in Ahrweiler deshalb so bedeutend, weil es auch heute noch von den Bürgerschützen bei ihren Zusammenkünften soli und gemeinschaftlich gesungen wird. Es lautet:

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Die alte Ahrtormadonna (um 1320/30) befindet sich heute im Museum der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Die neue Ahrtormadonna, 1995.

"Das Marienbild im Ahrturme zu Ahrweiler"
(Melodie "In einem kühlen Grunde")

Im grauen morschen Turme
der Residenz der Ahr,
ruht trotzend Wind und Sturme,
Maria wunderbar.

Es liegt in ihrem Schoße,
ihr göttlich Kind so mild,
es gleicht der jungen Rose,
der Liebe schönstes Bild.

Sie folgt des Pilgers Schritten
zum nahen Wallfahrtsort,
sie hört auf seine Bitten,
sein flehend frommes Wort.

Und lächelt sanft zur Stelle,
wo drauf er niederkniet,
denn an des Kreuzes Schwelle
dem Pilger Trost erblüht.

Der zarten Kinder Spiele,
belauscht sie liebewarm,
in himmlischem Gefühle,
ihr Knäblein in dem Arm.

Sie schützt sie vor Gefahren,
die schleichend ihrer droh'n
sucht sie so gut zu wahren,
wie einst den eignen Sohn.

Ruh stets im morschen Turme
der weinbelaubten Ahr
ruh trotzend jedem Sturme,
Maria wunderbar.