Erneuter Besuch eines Ministerpräsidenten

Im April 1993 reiste der damalige Ministerpräsident Rudolf Scharping durch den Kreis Ahrweiler, um die Region und ihre Menschen kennenzulernen. Keine zwei Jahre später rüstete man sich im AW-Kreis aufs neue, um einem Mainzer Landesvater Probleme und Perspektiven einer Region zu verdeutlichen. Der Personalwechsel an der rheinland-pfälzischen Regierungsspitze machte es möglich und nötig: Kurt Beck auf Stippvisite hoch im Norden seines Landes.

Der SPD-Mann legt, wie seine Vorgänger auf dem Posten des Ministerpräsidenten auch, Wert auf solche Kreisbereisungen. Zeigen sie doch Details und vermitteln sie doch persönliche Eindrücke, die einem Landeschef beim bloßen Aktenstudium verborgen bleiben würden. Er fühle sich an der Ahr wohl, sagte Beck mit einem Kennerblick auf den Rotwein bereits zum Auftakt der AW-Rundreise am 2. März 1995. Neben seiner politischen Couleur möge diese farbliche Zuneigung auch darin begründet sein, daß er als Fan der „Roten Teufel" gerne den Betzenberg in Kaiserslautern besuche, plauderte Beck. Tagesordnung, Themen und Gesprächspartner ließen ihm und seinen ständigen Begleitern, unter ihnen Regierungspräsident Gerd Danco und Landrat Joachim Weiler, jedoch wenig Zeit für Gemütlichkeit. Die Besichtigung bei einem wirtschaftlichen Flaggschiff im Kreis Ahrweiler, dem Apollinaris-Mineralbrunnen in Bad Neuenahr, zählte allein wegen der dortigen neuen, topmodernen Abfüllanlage zum absoluten Muß einer solchen Rundreise. Welche Anstrengungen der AW-Kreis bei der Seniorenpolitik unternommen hat, wurde dem Ministerpräsidenten im Alten- und Pflegeheim Sankt Josef in Bad Breisig deutlich. 24 Millionen Mark hatte der neue Komplex gekostet; vor allem der Kreis mit 6,2 Millionen, aber auch das Land mit 2,8 Millionen Mark bauten kräftig mit.

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Im Plausch mit Ministerpräsident Kurt Beck (links), der sich beim Besuch
in der Kaiserhalle Burgbrohl ins Gästebuch eintrug: Landrat Joachim Weiler
und die damalige Gebietsweinkönigin der Ahr, Andrea Schreier.

Ein anschließendes Gespräch mit Verbänden, Gruppen und Beschäftigten aus dem Sozialbereich brachte nochmals ans Tageslicht, wohin derzeit die meisten Gelder aus den öffentlichen Haushalten fließen, nämlich in den Sozialsektor. In Remagen setzten sich Beck, Danco und Weiler anschließend mit Unternehmern zusammen, um über deren und die strukturpolitischen Perspektiven der Region nachzudenken.

Nach einem kommunalpolitischen Meinungsaustausch in Sinzig ging die Reise durch Waldorf (1994 Landessieger bei „Unser Dort soll schöner werden") und das Gewerbegebiet Nie-derzissen zum Empfang nach Burgbrohl. Dort, in der Kaiserhalle, waren Bürger geladen, um „ihren" Ministerpräsidenten mal ganz nah zu erleben. Beck hatte dabei Gelegenheit, jenen Helfern Dank zu sagen, die wenige Monate zuvor bei der Hochwasserkatastrophe im Januar 1995 tatkräftig angepackt hatten.

An echten Neuigkeiten hatte der „MP" nur eine im Reisegepäck: Hans-Werner Rieck wurde zum offiziellen Leiter der Berufsbildenden Schule Bad Neuenahr-Ahrweiler bestellt. Eine andere, brennende Frage konnte oder wollte Beck hingegen nicht beantworten: nämlich, wohin die Fachhochschule im Kreis Ahrweiler kommt. Diese Standort-Entscheidung gab Mainz erst im Mai '95 bekannt.