Von Remagen in die ganze Welt

Die Erinnerung an das Kriegsende vor 50 Jahren schlug eine Brücke der Versöhnung

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Historische Aufnahme von der eingestürzten Rheinbrücke im Sommer 1945.

Der Kreis Ahrweiler im Spiegel der Weltpresse. Wann mag es diese Besonderheit geben? Vielleicht, als am 5. Oktober 1989 der erste Sonderzug mit 800 flüchtenden Übersiedlern aus der zerfallenden DDR im Ahrweiler Bahnhof einrollte. Ganz sicher jedoch bei einem Ereignis: bei der kriegswichtigen, entscheidenden Einnahme der Remagener Rheinbrücke durch die amerikanische Armee am 7. März 1945. Und exakt 50 Jahre später, als am gleichen, geschichtsträchtigen Ort vor den denkmalgeschützten Resten der Brücke eine Jubiläums-, Gedenk- und Versöhnungsfeier stattfand.

Remagens Bürgermeister Lorenz Denn traf dabei den Nagel auf den Köpf: „An dieser Stelle wurde ein Stück Weltgeschichte geschrieben." Und sein Amtsvorgänger, Hans Peter Kürten, richtete einen herzlichen Gruß an jene 500 Veteranen, die eigens aus den USA über den Atlantik geflogen kamen. Hans Peter Kürten, auch daran sei erinnert, der als ehemaliger Bürgermeister von Remagen und Vorsitzender des Friedensmuseums Maßgebliches für die Aussöhnung der einst zerstrittenen Völker geleistet hat. In der Tat: Aus früheren Gegnern waren einander achtende Ex-Kriegsgegner, vielleicht sogar Freunde geworden. Amerikaner, Belgier und Deutsche gedachten gemeinsam jener Stunden, die den Zweiten Weltkrieg wochenlang, wahrscheinlich sogar monatelang verkürzten: Weil die Sprengung der strategisch wichtigen Brücke durch die deutsche Wehrmacht am 7. März 1945 mißlang, erreichte eine vollständige Division US-Soldaten die rechte Rheinseite.

Zehn Tage später brach die 4.642 Tonnen schwere Stahlkonstruktion, geschwächt von Bombardements der Alliierten und von den Sprengversuchen der deutschen Armee, zusammen und krachte in den Rhein. Dennoch: Das „Wunder von Remagen" verhalf den alliierten Streitkräften im März 1945, den Rhein zu überqueren und in das Kernland des untergehenden Deutschen Reiches vorzudringen.

50 Jahre später prägten erneut die Amerikaner das Bild am Rheinufer und an den Ruinen derehemaligen Ludendorff-Brücke. Viele US-Kriegsveteranen zeigten sich in ihrem erfrischend lockeren und amerikatypischen Outfit, mit Baumwolljacken und Baseballmützen. Andere Ex-Soldaten hingegen trugen ihre historischen Uniformen. Internationale Fernsehsender und Agenturen wie CBS, CNN und Reuters waren vor Ort und berichteten ebenso wie ihre deutschen Kollegen.

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Rückkehr an die einstige Stätte von Tod und Trauer: amerikanische Soldaten mit der Fahne ihrer Armee-Einheit...

... und in stillem Gedenken

Sie erinnerten an jenen Schauplatz, der vor 50 Jahren zahlreiche Menschenleben kostete und heute als Mahnmal des Krieges und gleichzeitig als Inbegriff der Völkerverständigung bekannt ist - weltweit: die Brücke von Remagen.

Auch die Kreisverwaltung Ahrweiler gedachte des Kriegsendes vor 50 Jahren. Eine Ausstellung mit originalen Fotos und anderen historischen Dokumenten machte die Zeit der Entbehrungen und Wirren wieder lebendig - auch zu verstehen als Mahnung für den Frieden. Aber: Dieser Frieden herrschte auch 1995 nicht überall auf der Welt. Er herrschte noch nicht einmal in Europa, jenem Kontinent, der nach 1945 weitgehend von Auseinandersetzungen verschont blieb. Bei der Katastrophe in Bosnien wurden 1995 Menschen verschleppt, gefoltert, getötet. J.K.