Neues Schrifttum über den Kreis Ahrweiler

Ausgewählte Neuerscheinungen und Besprechungen

zusammengestellt von Jürgen Haffke

1. Ausgewählte Neuerscheinungen

Dieser Bericht schließt an den Bericht im Heimatjahrbuch 1996 (S. 189-192) an.

Kreis Ahrweiler/Eifel

Verbandsgemeinde Adenau

Verbandsgemeinde Altenahr

Verbandsgemeinde Bad Breisig

Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler

Verbandsgemeinde Brohltal

Gemeinde Grafschaft

Stadt Remagen

Stadt Sinzig

2. Besprechungen

Eifelführer. Hrsg. v. Eifelverein e.V. Düren, 37. Auflage 1995.
Sabine Doering-Manteuffel: Die Eifel. Geschichte einer Landschaft. Frankfurt/New York 1995. Heinz Renn: Die Eifel. Wanderung durch 2000 Jahre Geschichte, Wirtschaft und Kultur. Düren, 2. Auflage 1995.

Es geschieht nicht oft, daß in einem Jahr gleich drei Werke erscheinen, die sich umfassend mit der Eifel befassen oder dies im Titel zumindest vorgeben. Am meisten erwartet worden ist der neue Eifelführer, der nun in seiner seit 1889 37., völlig neugestalteten oder überarbeiteten Auflage vorliegt. Um es gleich vorweg zu sagen: Wie seine Vorgänger ist auch diese Ausgabe unentbehrlich für jeden Freund der Eifel. Nach einem ausführlichen, sehr lesenswerten Textteil, in dem 17 namhafte Autoren vom Naturraum über

die Geschichte bis zum Brauchtum und Fremdenverkehr den Stand der Wissenschaft referieren, folgt ein umfangreiches alphabetisches Ortslexikon aller wesentlichen Orte zwischen Aachen, Köln, Koblenz und Trier. Wie man sich die Eifel in erster Linie zu Fuß auf Strecken- und Rundwanderungen, aber auch zu Rad und mit dem Auto erschließen kann, wird detailliert auf annähernd 200 Seiten dargestellt. Eine Übersichtskarte mit Maßstab 1:200.000 bietet auf der einen Seite Informationen über die Verkehrswege, auf der Rückseite über die Hauptwanderwege. Eine Blattübersicht erleichtert den Erwerb der größermaßstäbigen Wanderkarten 1:25.000 und 1:50.000, die sich im Angebot des Eifelvereins befinden. Das ganze Werk besticht durch seine konzentrierte Konzeption und die Zuverlässigkeit im Detail. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, daß hier der gesamte Eifelraum berücksichtigt wird. Damit tun sich die beiden anderen Werke deutlich schwerer.

Heinz Renn's Darstellung gebührt da noch der Vorzug gegenüber der hier in gekürzter Fassung vorliegenden Habilitation der Volkskundlerin Sabine Doering-Manteuffel. Lag es am Verlag oder an der Autorin? Die im Untertitel ihres Buches vollmundig angekündigte „Geschichte einer Landschaft" bietet sie in diesem umfassenden Sinne keineswegs. Zutreffender wäre es gewesen, das Buch „Die Eifel im 19. Jahrhundert" zu nennen, aber das läßt sich wohl nicht so gut verkaufen. Insgesamt ist man von seinem zwar gut lesbaren Inhalt doch enttäuscht, bietet er nichts weiter als eine Zusammenfassung der gängigen Sekundärliteratur, und dies noch recht willkürlich. Von einer historisch orientierten Habilitation hätte man die Aufarbeitung von bislang unveröffentlichten Archivalien und anderen unbekannten Quellen erwartet. Zudem bleibt unbefriedigend, wie wenig die Autorin zwischen Teilräumen innerhalb der Eifel differenziert. Daß die rheinnahe Osteifel in vielen Berichen eine andere Entwicklung nahm als die Nord- und Hocheifel, daß das Maifeld sich nicht mit der Schneifei vergleichen läßt, wird in dem Buch nicht herausgearbeitet. Statt dessen dominiert ein pauschaler Eifel-Begriff, der eine Homogenität suggeriert, die es nie gab. Es mangelt zudem an einem Vergleich mit anderen Mittelgebirgsregionen in Deutschland. Die als eifeltypisch geschilderten Phänomene der nur schwerfälligen Anpassung der Bevölkerung an die modernen Entwicklungen in der weiteren Umgebung gelten auch im Westerwald, der Rhön oder im Fichtelgebirge. Da greift man besser zu Heinz Renn's Werk, das aus einer jahrzehntelangen Befassung mit der Eifel und ihrer Geschichte erwachsen ist. Der 1992 verstorbene Autor gibt seinem Buch mit „Wanderung durch 2000 Jahre Geschichte, Wirtschaft und Kultur" einen treffenden Untertitel, der nicht mehr verspricht als er auch einhält. Wie es im Wesen einer Wanderung liegt, daß der Blickausschnitt auf die Landschaft sehr vom gewählten Weg abhängt, so schildert Renn zahlreiche Facetten der Eifel, insbesondere der westlichen Teile, die ihm durch seinen persönlichen Werdegang deutlich vertrauter sind als die östlichen. Nachdem er schon 1988 zum 100. Geburtstag des Eifelvereins die „Geschichte der Eifel bis 1888" geschrieben hatte, die er hier erneut vorlegt, überzeugen vor allem seine Ausführungen über das 20. Jahrhundert. Dies gelingt ihm umso besser, als er ja auf dem Hintergrund des eigenen Erlebens viele Akzente setzen kann, die einem ortsfremden Beobachter verborgen bleiben müssen. So reicht seine Darstellung bis an den Beginn der 90er Jahre. Bemerkenswert sind auch seine biographischen Abrisse über bedeutende Maler, Dichter und weitere Persönlichkeiten der Eifel, die er in einem Anhang zusammengestellt hat.

Zieht man ein Fazit nach der Lektüre der drei Neuerscheinungen über die Eifel, ist festzuhalten: Der Eifelführer bietet das vielseitigste Bild in geraffter Form und lädt ein, die Region selbst zu erkunden. Heinz Renn liefert einen lesenswerten Überblick über den Gesamtzeitraum und Sabine Doering-Manteuffel über das 19. Jahrhundert. Eine umfassende und zugleich räumlich differenzierende Darstellung der Eifel und ihrer Geschichte bleibt ein Wunsch für die Zukunft.

Bruno P. Kremer (Hrsg.): Laacher See. Landschaft, Natur, Kunst, Kultur. Köln 1995. Bruno P. Kremer (Hrsg.): Die Ahr. Erleben und Gemessen. Köln 1996.

Gleicher Herausgeber, ähnliches Konzept, derselbe Verlag: Auf knapp 100 Seiten jeweils läßt Bruno P. Kremer, den Lesern des Heimatjahrbuchs von mehreren fundierten Beiträgen her bekannt, erwiesene Kenner der Region zur Wort kommen und steuert auch selbst einige Betrachtungen bei. Die Bücher füllen eine echte Marktlücke aus, lag doch bisher in Inhalt und geschmackvoller Aufmachung nichts vergleichbares vor. Nicht eine umfassende Gesamtdarstellung der beiden Landschaften und ihrer Geschichte war beabsichtigt, sondern eine schlaglichtartige Auswahl von Themen, für die ein breites Interesse besteht: Die Naturgeschichte wird in beiden Bänden von dem führenden Eifel-Geologen Prof. Wilhelm Meyer geschildert, über Flora und Fauna berichtet der Herausgeber selbst, und Dr. Josef Ruland begibt sich auf kunst- und kulturhistorische Streifzüge in Stadt und Land. Bei den weiteren Beiträgen unterscheiden sich zwischen den beiden Bänden die Autoren und verständlicherweise auch die inhaltlichen Akzente. Positiv fällt auf, daß sich die Texte durchweg nicht auf Schönfärberei beschränken, wie es allzu häufig in Büchern vorkommt, auf deren Photos ständig die Sonne scheint und die abgebildeten Menschen ausschließlich Freizeitaktivitäten nachgehen. Natürlich präsentieren sich Laacher See und Ahrtal nicht nur im Regen, auch hier dominiert die Sonne. Aber nicht nur bildlich, sondern auch inhaltlich werden Wolken, Dunst und Nebel nicht verleugnet. „Tips - nicht nur für Regentage" heißt bei beiden ein nützliches, zu Besuchen und Erkundungen anregendes Kapitel, und wer noch mehr wissen will, dem helfen ausgewählte Literaturhinweise zu jedem Kapitel. Alles in allem, zwei schöne Bücher, die betrachtet und vor allem auch gelesen sein wollen. Schöne Geschenke - für Freunde und für einen selber.