„Er überzeugte durch Sachkompetenz, Ruhe, Verbindlichkeit und Aufrichtigkeit"

Karl-Heinz Sundheimer, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, gedachte des Verstorbenen im Namen des Kreistags und der kommunalen Gebietskörperschaften

Karl-Heinz Sundheimer

Fassungslos stehen wir auch in dieser Stunde noch vor dem furchtbaren Schicksalsschlag, der vor allem Sie, liebe Familie, aber auch alle Menschen hier im Kreis, und weit darüber hinaus alle, die mit Joachim Weiler näher verbunden waren, getroffen hat. Warum gerade er und warum schon jetzt, viel zu früh? Das sind Fragen, die uns alle bewegen, auf die wir aber keine Antwort finden können. Meine Vorrednerin hat Joachim Weiler als herausragenden Politiker und engagierten Vertreter unseres Kreises gewürdigt, dem es mit ausgeprägtem Sachverstand und unermüdlichem Einsatz gelungen ist, nach der Entscheidung für Berlin unserem Kreis mit und in der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahr neue Visionen und konkrete Ziele zu geben. Dies dann aber auch auf den Weg zu bringen und Entscheidendes schon umzusetzen.

Ich bin gebeten worden für den Kreistag zu sprechen, für die hauptamtlichen Bürgermeister und für die ehrenamtlichen Bürgermeister, das heißt auch für alle im Kreistag vertretenen Fraktionen und für die Bürgermeister aus verschiedenen politischen Parteien und Gruppierungen. Deshalb darf ich nun auf die Art und Weise zu sprechen kommen, wie er diese, seine Arbeit mit den politischen Partnern umsetze. Und ich denke hier bei dem Begriff Partnerschaft nicht nur an meine eigene Partei, die auch die seine war, sondern auch an alle anderen. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie er bei wesentlichen Problemstellungen mir die Frage stellte: „Hast du schon mit den anderen Fraktionen geredet" oder „sprich doch noch einmal mit der SPD. Es wäre schön, wenn wir hier einen gemeinsamen Beschluss hinbekämen." Und darin zeigte sich einer seiner herausragenden Wesenszüge. Er polarisierte nicht, sondern er war um den Ausgleich bemüht. Natürlich konnte und wollte er sich in der Sache auch durchaus streiten, dieser Streit durfte aber nicht ins Persönliche gehen. Dank Joachim Weiler war fast immer ein gutes Klima im Kreistag. Es gab kontroverse Ansichten, aber sachliche Debatten.

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Am 29. Juni 1994 unterzeichneten Vertreter der Region und Bundesinnenminister Manfred Kanther den Ausgleichsvertrag für die Region Bonn. Zufriedene Gesichter nach der Vertragsunterzeichnung vor dem Alten Bonner Rathaus (v.l.n.rj: Landrat Joachim Weiler (Kreis Ahrweiler), Landrat Dr. Franz Möller (Rhein-Sieg-Kreis), Oberbürgermeister Dr. Hans Daniels (Stadt Bonn), Staatsminister Wolfgang Clement (Nordrhein-Westfalen), Regierungssprecher Herbert Bermeitinger (Rheinland-Pfalz), Oberstadtdirektor Dieter Diekmann (Stadt Bonn).

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Am 5. Oktober 1998 wurde die neue Fachhochschule Rhein-AhrCampus feierlich eröffnet. Die FH - hier Landrat Weiler bei der Grundsteinlegung - gilt als das wichtigste Projekt des Bonn-Berlin-Ausgleichs im Kreis Ahrweiler.

Fairness war für ihn kein Fremdwort, nein, er lebte sie vor. In allen Gesprächen, die er mit den Fraktionen hatte, überzeugte er nicht nur durch seine nie in Frage gestellte Sachkompetenz, sondern auch durch seine Ruhe, seine Verbindlichkeit und seine Aufrichtigkeit.

Landrat seit 1988

Joachim Weiler wurde am 27. März 1947 geboren. Der aus Oberwesel stammende Jurist arbeitete bei der Kreisverwaltung Mainz-Bingen (1976), der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung in Mayen (1976 bis 1978), als Büroleiter des CDU-Bundesvorsitzenden Dr. Helmut Kohl in der CDU-Bundesgeschäftsstelle in Bonn (1978 bis 1981) und dem Ministerium des Innern und für Sport in Mainz (1981 bis 1988). Im November 1988 wurde er Landrat des Kreises Ahrweiler. Im Januar 1992 bestätigte ihn der Kreistag in seinem Amt und wählte ihn für zehn weitere Jahre zum Landrat des Kreises Ahrweiler.

Alle konnten sich darauf verlassen, dass er nicht „trickste". Neue Sachverhalte konnten neue Entscheidungslagen ergeben, überzeugende Argumente ihn umstimmen, aber dies geschah offen und hinter niemandes Rücken. Keiner fühlte sich von ihm getäuscht. Während der Kreistagssitzungen stand er immer an seinem Platz. Für alle sichtbar und ansprechbar, gleichzeitig hatte er aber alles im Blick. Er war präsent. Er freute sich wirklich, als wir zum ersten Mal vor 3 Jahren einen fast einstimmigen Beschluss zum Haushaltsplan erreichten. Dies gelang dann auch in den beiden letzten Jahren. Bei allem war seine menschliche Wärme immer und für alle Gesprächspartner spürbar. Er wandte sich den einzelnen zu, und man merkte, dass dies nicht vorgetäuscht, sondern ehrlich gemeint war. In einem kleinen Gedichtband von Antje Sabine Naegeli fand ich in den letzten Tagen einige Zeilen:

„Wir lernen so viele Dinge, die bei Licht besehen, niemals den Stellenwert haben können, den wir ihnen beimessen. Das wesentliche übersehen wir Mit einer seltsamen Blindheit des Herzens.

Ob es nicht menschlicher her- und zuginge auf dieser Welt, wenn das Fühlenkönnen in gleicher Weise gefördert würde wie das Denken? Die innere Eiszeit, die in unseren Tagen so sehr um sich gegriffen hat, läßt sich überwinden, wenn wir den Reichtum unserer Gemütskräfte wiederentdecken.

Dazu bedarf es der Menschen, die sich ihr Fühlenkönnen bewahrt haben." Jochen Weiler war ein solcher Mensch, der sich diese wunderbare Eigenschaft auch noch in der Politik bewahrt hatte. Und weil die meisten von uns dies spüren konnten, trifft uns sein Tod besonders hart.

Es könnte wieder ein Stück kälter werden, wenn wir seinem Beispiel nicht folgen. Ganz persönlich möchte ich zum Schluss noch sagen, wie tief mich selbst dieser viel zu frühe Tod getroffen hat. Wir waren uns durch die gemeinsame Arbeit nicht nur politisch, sondern auch menschlich nahe gekommen. Die Freundschaft mit ihm ließ manchen unvermeidlichen Ärger in der kommunalpolitischen Arbeit schneller vergessen, sein positives Wesen Probleme oft leichter lösbar erscheinen, das persönliche Gespräch entlastete und verband.

Seine, aus tiefer christlicher Überzeugung entspringende Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft, die er allen entgegenbrachte, werde ich sehr vermissen. Liebe Familie, Ihnen gilt in diesen Abschiedsstunden von Jochen Weiler unser besonderes Mitgfühl. Sie haben in Ihrer Anzeige ein Zitat von Dietrich Bonhoeffer aufgenommen. Ich möchte mit einem Satz von ihm schließen:

„Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung. Man trägt das vergangene Schöne wie ein kostbares Geschenk in sich."

Jochen, wir werden dich nie vergessen!

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Die St. Sebastianus-Bürgerschützen aus Ahrweiler hielten die Totenwache vor dem Sterbeamt am 7. Oktober 1999 in der Pfarrkirche St. Laurentius.