Die Seherin Madame Buchela (1899-1986)

Ein Leben zwischen Buche und Birke

Hildegard Ginzler

Auf ihrem Grabstein in Remagen steht „Buchela“ und erst darunter Margareta Goussan-thier, so der bürgerliche Name, unter dem die wenigsten die berühmte Seherin kannten. Die Presse, die Buchela, auch Madame Buchela genannt, immer wieder in die Schlagzeilen brachte, apostrophierte sie gerne als „Pythia vom Rhein“ oder „Seherin von Bonn“.

Jahre bevor Buchela, geborene Meerstein, zwischen 1958 und 1961 in Bad Bodendorf und danach bis 1986 in Remagen wohnte, hatte sich ihr Ruf von Stotzheim aus verbreitet.1) Zu ihr kamen unbekannte wie prominente Menschen, darunter Konrad Adenauer, Edward Kennedy, Soraja, der Schah von Persien, Marika Kilius und Vera Brühne. Sie traf Helmut Kohl und Helmut Schmidt, Erich Honecker und Ludwig Erhard, wie sie in dem 1983 erschienenen durch Ghostwriter verfassten Buch2) „Ich aber sage euch - Das Vermächtnis der großen Seherin“, mitteilt.

Madame Buchela, 1962

Erinnerungen an Buchela

Vom früheren Leben der Zigeunerin wussten nur ihre Verwandten, zu denen sie bis kurz vor dem Tode Kontakt hielt. Buchela hieß sie - soviel können auch die Remagener sagen - weil sie unter einer Buche zur Welt kam. In diesem poetischen Detail erschöpft sich allgemein die Kenntnis ihrer Vorgeschichte, interessierte die Hiesigen doch weniger ihre Person, als der Zulauf, den sie hervorrief. Als 9- bis 12-Jährige erlebte Hildegard Mertz die enorme Anziehung, die von dieser Persönlichkeit ausging. Buchela hatte bei ihren Eltern, dem Ehepaar Barrenstein, zwei Räume (Sprech- und Arbeitszimmer) in der Bodendorfer Pension Ahrperle gemietet. „Es war wahnsinnig interessant durch all die Menschen, die ein- und ausgingen. 20 bis 30 Leute warteten täglich im Lokal; im Sommer im Garten, einige im Auto und ganz Prominente ließen sie abholen. Manche kamen völlig verzweifelt mitten in der Nacht im Taxi, weil sie glaubten, nur die Buchela könnte ihnen noch helfen“. Der Journalist Rolf Sibelius besuchte die Seherin um 1960 in der Ahrperle und berichtete gar von 80 Besuchern pro zermürbendem Arbeitstag3). Es fiel ihr schwer, Hilfesuchende abzuweisen. Todmüde, wie immer, sehe die kleine zierliche Frau aus, deren Kundenkreis ab 1945 anfangs stetig und plötzlich lawinenartig gewachsen sei.

Buchela verstand sich mit den Barrensteins wunderbar. Und mit den Pensionsgästen, die wie die Bodendorfer und Einwohner der Umgebung nicht zu ihren Klienten zählten, habe sie gerne gefeiert, erzählt Hildegard Mertz. „Sie kam nachts nicht ins Bett und schlief morgens lange. Dann frühstückte sie in Ruhe auf ihrem Zimmer und ging mit dem Hund Morle spazieren.“ Kam der Affe Charly mit, ergriff er schon einmal die Flucht und konnte erst nach wilder Hatz vieler „Jäger“ wieder eingefangen werden. Charly schnappte zudem gerne von seinem Laufställchen in Buchelas Sprechzimmer aus nach dem Geschmeide der Damen, so dass die Barrenstein-Tochter ihm einmal ihr Kirmesarmbändchen zum Tausch gegen ein gemopstes Goldarmband anbieten musste.

Hatten Buchelas Kunden meist nur das eigene Schicksal im Blick, „schon das des Tischnachbarn interessiert sie nicht mehr“, traf Sibelius in der Ahrperle einen, der sie „rein menschlich“ schätzte und mit ihr, zu Zeiten geringeren Andranges, an Ahr und Rhein Kaffee trinken und im Karneval zum Tanzen gegangen war. Sie sei humorvoll, tanze ausgezeichnet - „leicht und federnd“ attestierte der Herr - könne aber auch „ganz schön energisch“ auftreten. Obwohl sie „eine wunderbare besonders hilfsbereite Person“ (Remagens Bürgermeister i.R. Hans Peter Kürten), eine so „herzensgute Frau“ (Liane Koll, Nachbarin in Remagen) war? Sie musste gerade deswegen eine Grenze ziehen. „So was Liebes, wie die Margarete war, habe ich nicht mehr kennengelernt“, meint auch Albert Schreier, langjähriger Vorsitzende des Remagener Tierschutzvereins. Ihn rief sie, war im Haus Viktoriabergweg 5 etwas zu richten oder wenn den Tieren (in Remagen drei Affen und zwei Hunde) etwas fehlte. Buchela besuchte das Ehepaar Schreier, sah von ihrem Haus den Karnevalszug und feierte mit ihnen Silberne Hochzeit. Als Geschenk brachte sie einen Becher mit Widmung von sich und dem Neffen Wolfgang. Für den Tierschutzverein spendete sie öfter, einmal sogar 1000 Mark, so Albert Schreier, der ihr Spendenquittungen erst aufdrängen musste. Unter den Remagener Vereinen waren die Stadtsoldaten bevorzugte Adresse ihrer allseits bekannten Freigiebigkeit.

Kündigten sich Besucher in Bodendorf telefonisch bei der Seherin an, fand sie für Remagen eine andere Lösung. Im Hotel/Gaststätte „Zum Kapellchen“, nahe ihrem Domizil, mussten die Klienten mit der Wirtin Agnes Müller einen Termin ausmachen und dort warten, bis Buchela sie kommen ließ. Der Warteort außerhalb der Wohnung diente der Vielbedrängten als notwendiger Puffer. Wagte sich dennoch jemand unangekündigt zu ihr, riss sie ein Fenster auf und schrie, „waren Sie schon im Kapellchen?“, erinnert sich Nachbarin Martha Schmitz4).

Sehergabe

Buchela schenkte all ihre Kraft dem Sehen, das ihr Gabe, Fluch, vor allem aber Verpflichtung war. Damit sie sich ganz der Berufung widmen konnte, wohnten nacheinander die Neffen Peter und Wolfgang bei ihr, nahmen ihr Haus- und Gartenarbeit ab.5) Auch die Nachbarin und Vertraute Elisabeth Krey entlastete sie, kochte und erledigte Büroarbeiten. Ihre freie Zeit verbrachte Buchela mit den geliebten Tieren, ging spazieren und ruhte vom Sehen aus, das sie körperlich wie seelisch erschöpfte.6) Als „Werkzeug des Außerirdischen“ leuchtete sie den Menschen ins Unbekannte, um ihnen die „lähmende Angst“ vor der Zukunft zu nehmen und sie „anzuhalten, ihre Kraft zur Wendung des Schicksals einzusetzen“. „…nichts, was vorherbestimmt scheint, ist unabwendbar. Der Mensch selbst kann es in andere Bahnen lenken - wenn er darum weiß. Das ist der Grund, warum es Menschen wie mich gibt“, war Buchela überzeugt.7) Misstrauische erkannten darin eine Absicherung vor Falschankündigungen8), anderen bewies diese Haltung ihre Seriosität.

Waltraud Kallen (Bad Breisig), in den 1960er Jahren Dolmetscherin im Diplomatischen Dienst, empfand: „Man fühlte sich in ihrer Gegenwart geborgen“. Frau Kallen begleitete Diplomaten zu der in Politkerkreisen als Geheimtip gehandelten Seherin und übersetzte. Während sie auf dem Sofa Platz nahm, saßen sich Buchela und ihr Klient gegenüber. „Es war jedesmal rasend interessant für mich. Sie schloss die Augen und erzählte dem Herrn sehr viele intime Dinge aus seiner Vergangenheit. Buchela erklärte, ‘ich musste Ihnen das sagen, damit sie Vertrauen haben. Stellen Sie jetzt Ihre Frage.’ Einmal äußerte sie, der Kunde sei mit seiner zweiten Frau gekommen. Die so Bezeichnete erschrak, ihr Mann empörte sich, betonte, nie zuvor sei er verheiratet gewesen, während Buchela ruhig auf dem Gesagten bestand. Schließlich rief sich der Herr, Sohn eines hohen Mandarins, ins Gedächtnis, dass sein Vater und ein befreundeter Mandarin für ihre fast zeitgleich geborenen Kinder ein Eheversprechen gegeben hatten. Das Versprechen musste, wenn die Kinder 21 Jahre alt geworden waren und sich im Land befanden, von diesen wiederholt werden. Indes kehrte der in Paris studierende Mandarinsohn zum 21. Geburtstag nicht ins Land zurück, da er inzwischen eine andere Landsmännin kennen- und liebengelernt hatte. Daraufhin wurde die ‘Kinderehe’ aufgelöst.“9)

Berufsethos

Buchela, „eine ganz einfache, gar nicht eingebildete Frau“, religiös von innen heraus (Albert Schreier), betete täglich zu Hause, lobte Gott im Wald, war überaus mildtätig und hatte ein hohes Berufsethos entwickelt. Für ihre Dienste nahm sie kein festes Honorar. „Jeder kann soviel geben, wie es ihm wert ist“, sagte sie immer (Waltraud Kallen). Das Geld kam, das Geld ging. Bei Buchela blieb es nicht. Kein Armer gehe mit leeren Händen von ihr fort, heißt es im „Vermächtnis“. „Jedem von ihnen helfe und gebe ich ohne dafür kniefällige Dankbarkeit zu erwarten. Und da sind die Zigeuner meiner Sippe und die der anderen Familien, Fahrende. Obwohl ich in einem festen Haus wohne, bin ich eine der ihren geblieben. Und eine, die dazugehört und Geld hat, soll geben. So lautet das Gesetz“.10) Wurde sie ausgenutzt, wie manche meinen? Hatte sie sich zuletzt gar bedürftig gespendet? Nachbar Michael Schmitz jedenfalls erfuhr im Gemischtwarenladen Geschwister Harth, Buchelas Kunden kauften dort ein, weil die Seherin selbst, mit der Begründung, sie sei so arm, um Lebensmittel gebeten habe.

Lebenslauf

„Das Gesetz“, welches das Zusammenleben der Sinti und Roma regelt, beeinflusste schon Buchelas Geburtsort. Als sich das Kind am 12. Oktober 1899 ankündigte, trieb der Vater die Pferde an, um schnell den Wald bei Honzrath11) (Kreis Merzig) zu durchfahren und eine geschützte Stelle im Freien zu finden. Denn kam eine Frau im Wohnwagen nieder, galt er als unrein und musste samt Ausstattung verbrannt werden. So kam Margareta Meerstein unter besagte Buche zur Welt, weshalb ihr der Vater den Namen Buchela gab.

Achtjährig verkaufte das Mädchen Spitzendeckchen an den Türen, las bereits in den Augen der Menschen, schwieg aber, weil die Eltern von Wahrsagerei nichts hielten. Erst als sie das Unglück des Lieblingsbruders Anton, eines von sechs Geschwistern, voraussah, teilte sie sich der Mutter mit. Anton starb tags darauf beim Versuch, die Pistole des Vaters zu reinigen. „Nie wieder konnte ich ein Ereignis, das meine Familie oder mich selbst betraf, vorausahnen“12). Kurz nach Antons Tod überfielen Behördenvertreter die Familie und entrissen ihr frühmorgens die Kinder. Buchela kam ins Waisenhaus nach St. Wendel zu den Borromäerinnen13), wo sie sich wohl fühlte, weil hell- wie dunkelhäutige Kinder gleich freundlich behandelt wurden und sie plötzlich das Zweite Gesicht verlor. Dadurch konnte Sie Kind sein und „das erstemal seit Jahren richtig laut lachen“. Als sie das Waisenhaus verließ, war die Sehergabe unvermittelt wieder da. Kurze Zeit arbeitete sie bei einem Händler in Lebach, ein Übergang in das, so Buchela, „normale Dasein… einer umherstreifenden Zigeunerin“. Dann wohnte sie bei der Mutter in Köln und ernährte sie durch tägliches Hausieren. Auf Ihren mühseligen Verkaufstouren aß Sie mittags heißhungrig die mitgebraten Brote.. Nur nebenbei, wenn ihr Käufer gefielen oder sie Schwerwiegendes voraussah, erzählte sie ihnen von der Zukunft. Die Freudlosigkeit ihres Daseins verstärkte sich, als die Mutter, um ihre Einnahmen besorgt, mit aller Gewalt versuchte, Buchela vom Heiraten abzuhalten. So blieb der 23-jährigen Hausiererin nur, „das Gesetz“ zu nutzen, den Brauch der Fahrenden, über Nacht mit dem Geliebten fortzubleiben, um die Zustimmung der Familie zu erzwingen. Mit dem Freund Alba missglückte dies, mit Adam Goussanthier gelang es erst nach viermaliger Flucht. Buchela heiratete ihn.

Madame Buchela im Karneval 1971. Besuch des Remagener Prinzenpaares

Hitler kam an die Macht. Das Paar gab das Umherreisen auf, blieb in Stotzheim und hausierte nur noch heimlich, denn die schon vor 1933 diskriminierten Zigeuner wurden von den Nazis zunehmend kontrolliert, verhaftet und in Konzentrationslager gesteckt. Buchelas Mann Adam Goussanthier wurde zum Kriegsdienst eingezogen. Nur für einige Ausgewählte, die nachts kamen, schaute sie in die Zukunft. Zu Besuch bei der Familie ihres Bruders in Düren, erlebte sie, wie die siebenköpfige Familie von der Polizei abgeführt wurde. Aus einem Lager bei Honzrath befreite Buchela wagemutig die drei Kinder Josele, Anna und Marie der mit ihr verschwägerten Winterstein-Sippe. Später wurde Buchelas Mutter, die sich mit den Befreiten und zwei weiteren Kindern nach Frankreich abgesetzt hatte, samt den Kleinen nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Die Goussanthiers überlebten den Krieg, außer Adam, der im Lazarett starb. Von Buchelas Sippe schafften es dagegen nur sie und die Geschwister Katja, Mariann und Dandela.

Buchela bewahrte sich trotz dieser Verluste ihre Menschenliebe. Im „Vermächtnis“ spricht sie von den wahren Bedürfnissen des Menschen hinter den materiellen Belangen, wirbt für mehr Mitmenschlichkeit. Sie ruft eindringlich dazu auf, Verantwortung für das eigene Leben, den Partner, die Kinder, die ihr besonders am Herzen lagen, und den Nächsten zu übernehmen. Im Stillen tat sie viel Gutes. Durch ihre Voraussagen wurde sie jedoch zur öffentlichen Person. Sie prophezeite unter anderem den Wahlsieg der CDU 1953, Adenauers Rückführung von Kriegsgefangenen aus Rußland, den Ausgang des Saarreferendums oder Sorajas Kaiserkrone. Als sie half, die Morde von Lebach aufzuklären - die Täter, die Eduard Zimmermann 1969 in seiner ZDF-Sendung suchte, kamen zu ihr ins Haus - stieg der Berühmtheitsgrad nochmals.

An ihrem Lebensabend legte sich der Trubel. Alt und gebrechlich ließ Buchela nur noch wenige Besucher vor. Nach der Ermordung des Neffen Wolfgang 1976, der wie sie zahlreiche Remagener Vereine gesponsert hatte, „war auch die glanzvolle Ära Buchelas zu Ende“, so Nachbar Erich Schmitz. Die Hofierungen großen Stils, „zum Namenstag gaben die Stadtsoldaten auf der Straße ein Ständchen, Prinz Karneval machte immer seine Aufwartung“, ließen nach. Doch die Ruhe, der Friede, den Buchela ersehnte, wollte sich nicht einstellen. Als sie Ende August 1986 von Remagen zu Carla Wiedeking nach Oberwinter zog, wo sie hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt lebte, wirbelte dies Staub auf. Gegen die Vermutung, die alte Dame sei vor ihren Verwandten geflüchtet, protestierten die Nichte Vita und Tochter Helma Goussanthier und sprachen ihrerseits von Entführung.14) Ein Sinziger Anwalt überzeugte sich davon, dass Buchela, die in Oberwinter bleiben wollte, einwandfrei untergebracht sein. 87-jährig starb Buchelle am 8. November 1986 nach einer Operation im Bonner Malteserkrankenhaus. Ihre letzte Ruhe fand die Seherin nach einem begegnungsreichen Leben, das sich den Fragen der anderen öffnete, aber im Innersten rätselhaft blieb, unter einer Birke auf dem Remagener Friedhof.

Anmerkungen:

  1. Margarete Goussanthier war mit Nebenwohnsitz in Bodendorf am 8.3.1958 im „Haus am Weiher“ gemeldet, ab 7.8.1958 „über der Ahr 60“ und ab 28.2.1961 in Remagen, Viktoriabergweg 5. Hauptwohnsitz blieb Stotzheim, Kreuzbergstraße 8. Erst am 5.10.1964 wurde Remagenen Hauptwohnsitz. Am 27.7.1986 zog sie nach Oberwinter (Auskunft Einwohnermeldeamt Remagen).
  2. Auskunft von Denise Schweida Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München. Der ehemalige Erbenverwalter des Ghostwriters will dessen Namen nicht preisgeben.
  3. Rolf Sibelius, Die Seherin von Bonn. Weshalb kommt man zu der Buchela?, Das grüne Blatt, Nr. 33, S. 3, 4, vermutlich 1960. „An den Wochenenden sind es 100 und mehr.
  4. Sibelius (Anm. 3) erlebte folgendes: „Madame Goussanthier kommt. In der Hand drei Apfelsinen. Mit einer energischen Stimme, die ich an ihr nie vermutet hätte, sagt sie ‘Herr Barrenstein, ich verdurste ja. Wo bleibt denn die Orangeade!’ Dann knallt sie die Apfelsinen auf die Theke und dreht sich um.“
  5. Buchela, Ich aber sage euch - Das Vermächtnis der großen Seherin, München 1983, S. 228, 243-253.
  6. Ebenda, S. 15/16: „Ich bin eine normale alte Frau…Ich kann nur von ein Uhr mittags bis um fünf, halb sechs arbeiten, vielleicht mit fünf, sechs Menschen sprechen. Danach habe ich Blicke in Abgründe geworfen…“
  7. Ebenda, S. 11-13
  8. Ludwig Harig, Kassandra kam von der Saar, Saarbrücker Zeitung, 5.3.1983, schrieb hämisch: „Sie sagt von sich selbst, sie sei nicht nur gut, schlichten Gemütes und mit der Gabe des Sehens beglückt und geschlagen, o nein, sie irre auch nicht, und wenn sie irre, dann sei nicht sie es, die sich versehen habe, sondern der Mensch, dem sie prophezeit habe, sei durch Korrektur seines Verhaltens an seinem vorhergesagten Schicksal schlankweg vorbeigegangen“.
  9. Einem Diplomat, der nach Wochenfrist in die Heimat fliegen sollte, ließen Freunde mitteilen, dort werde gegen ihn intrigiert, seine Verhaftung sei zu befürchten. Buchela versicherte, er werde „noch eine ganze Weile hierbleiben“. Zwei Tage später wurde der Mann wegen massiver Gelbsucht vier Wochen krankgeschrieben, war weitere vier Wochen in der Reha und erhielt drei Monate nach Krankheitsausbruch die Aufforderung ins Land zurückzukehren. Durch Diplomatenpost erfuhr er, seine Widersacher seien im Gefängnis, er könne unbesorgt kommen. Auch Buchela, ein zweites Mal aufgesucht, riet, „fahren Sie nach Hause, es besteht überhaupt keine Gefahr“. (Waltraud Kallen)
  10. Buchela, Vermächtnis, S. 228.
  11. Ebenda, S. 29, heißt der Ort Unzerath. Biographische Angaben sind dieser Quelle entnommen.
  12. Ebenda, S. 36/37. Anton wurde auf dem Friedhof in Euskichen beerdigt. Frau Leuschner, Stadtverwaltung Euskirchen, fand in den Standesamtsakten keine Beurkundung von Antons Tod, so dass sich Buchelas Einweisung ins Waisenhaus St. Wendel (siehe auch Anm. 13) nicht datieren läßt.
  13. Die 1455 gegründete Stiftung in St. Wendel war als Spital und Herberge armer kranker Menschen bestimmt. Ende der 1870er Jahre brachte die Rheinprovinz „ihre landarmen und verwahrlosten Kinder“ in der Anstalt unter. 1882 wurde baulich vergrößert und 1886 eine Hospitalschule gegründet, da die Zöglinge, darunter „zahlreiche böse Elemente“, nicht nur die städtischen Schulen überlasteten, sondern auch die Besorgnis der Bürger um die eigenen Kinder hervorriefen. 1906 kam ein Mädchenwaisenhaus dazu. 1910 kümmerten sich 17 Schwestern um 193 Fürsorgezöglinge und Waisen. Siehe Müller, Max, Die Geschichte der Stadt St. Wendel von ihren Anfängen bis zum Weltkriege, St. Wendel 1927, das Kapitel Armen- und Krankenwesen, S. 687-700. Unterlagen des Waisenhauses gingen im 2. Weltkrieg verloren, Auskunft Catrein, Stadtarchiv St. Wendel.
  14. Sie sagte die Zukunft voraus. Die „Phytia vom Rhein“ starb im Krankenhaus. Die Seherin Madame Buchela wurde 86 Jahre alt, RZ, Nr. 260, 10.11.1986. Im „Vermächtnis“ spricht Buchela von ihrem ersten nach der Geburt gestorbenen Kind, ohne lebende Kinder zu erwähnen. Dem Artikel zufolge hatte Helma G. für die gebrechliche Mutter eine Pflegschaft beantragt, die eine Sinziger Anwaltskanzlei übernahm. In Absprache mit Buchela bestimmte der Anwalt den zukünftigen Aufenthaltsort. Noch bei der Beerdigung war ihr Domizil in Oberwinter brisantes Thema. Nie hätten die Angehörigen Buchela ausgenutzt, sondern diese habe getreu dem Sippengrundsatz gegenseitiger Hilfe gehandelt, rief Buchelas Schwester Mariann den Trauernden zu, siehe Ruch, Manfred: „Musik ist das letzte, was wir ihr noch geben können“ Buchela ruht jetzt unter einer Birke „Die Seherin vom Rhein“ in Remagen beigesetzt - „Geistiges Testament“ diktiert, RZ, Nr. 265, 15./16.11.1986.