Seit 25 Jahren für die Nachbarn in Not

Wer im Kreis Ahrweiler unverschuldet in eine finanzielle Sackgasse gerät und nicht auf Unterstützungen bauen kann, die gesetzlich geregelt sind, braucht die Hoffnung nicht aufzugeben. Hier hilft ein Fonds weiter, in dem Spendengelder aus der breiten Öffentlichkeit gesammelt und über eine Institution diskret weitergeleitet werden. Die Rede ist von „Nachbar in Not“, jenem Fonds des Landrates, der in Absprache mit dem Sozialamt der Kreisverwaltung gezielt und punktuell hilft.

1999 wurde diese Aktion 25 Jahre jung. Der damalige Landrat des AW-Kreises, Dr. Christoph Stollenwerk, rief den Fonds im Oktober 1974 ins Leben. Anlass war der tragische Unfall eines jungen Mannes, der schwer verletzt wurde und behindert blieb. Versicherungen und andere Leistungsträger übernahmen jedoch nicht alle Kosten für notwendige Hilfsmaßnahmen. Die Idee für „Nachbar in Not“ war geboren.

Als eine Art Selbsthilfeeinrichtung der AW-Bürger lebt und hilft der Fonds seit einem Vierteljahrhundert: Einzelpersonen, Geschäftsleute, Vereine, Schulklassen, Firmenbelegschaften oder andere Gruppen spenden. Sie geben das Geld an den Landrat des Kreises Ahrweiler, der die persönliche Schirmherrschaft über den Hilfsfonds übernimmt - nach Dr. Stollenwerk war dies dessen Nachfolger Dr. Egon Plümer und bis heute Joachim Weiler. Von dort fließt das Geld an jene, die ohne eigenes Verschulden in Not geraten sind: Menschen, die Hab und Gut bei Bränden oder Hochwasserkatastrophen verloren haben; Personen, in deren Leben das Schicksal zuschlägt: wenn etwa der alleinverdie-nende Familienvater schwer krank wird oder stirbt; wenn eine Ehefrau und Mutter von fünf Kindern an Krebs erkrankt und der Vater für lange Zeit unbezahlten Urlaub nehmen muss.

Die nachbarlichen Spenden im Kreis Ahrweiler fließen aber auch ohne solche gravierenden Einschnitte. So erhalten ältere Menschen mit geringem Einkommen bei der regelmäßigen Weihnachtsaktion Zuwendungen aus dem Landrat-Topf.

Wichtig: Die Spenden werden ohne einen Pfennig Abzug an die Bedürftigen weitergeleitet. Formulare sind nicht nötig. Alle Geldempfänger bleiben anonym. Die Informationen über die einzelnen Notlagen kommen meist von Sozialämtern, dem Jugendamt, Wohlfahrtsverbänden, Kirchengemeinden und caritativ tätigen Einzelpersonen - selten von den Bedürftigen selbst.
Welch hohes Vertrauen die Menschen dieser unkonventionellen Art der Finanzhilfe entgegenbringen, zeigen die regelmäßig hohen Spendenaufkommen. Mehr als 1,2 Millionen Mark flossen seit 1974 auf das Konto des Hilfsfonds. 1997 und 1998 betrug das Spendenaufkommen zwischen 55.000 und 65.000 Mark, die Zahl der Spender lag zwischen 70 und 120, die der Empfänger zwischen 120 und 150. Besonders erwähnenswert: Die Bürger der Stadt Adenau zeigen sich besonders aktiv, wenn es ums Helfen geht. So veranstalten die Adenauer Musik- und Gesangvereine jedes Jahr ein Benefizkonzert, dessen Erlös den Nachbarn in Not zufließt.

Da alle Zahlungen für „Nachbar in Not“ für gemeinnützige Zwecke gespendet werden, können Spendenquittungen ausgestellt werden. Das Konto der Aktion lautet: Kreissparkasse Ahrweiler, Kontonummer 810 200, BLZ 577 513 10