Der Tag der schwarzen Sonne

Es war ein Jahrhundertereignis. Seit Wochen hatten die Medien darüber berichtet - am Tage selbst gab es Sondersendungen auf allen Kanälen. Am 11. August 1999 schob sich der Mond vor die Sonne und sorgte in Deutschland für die Sonnenfinsternis. Nicht irgendeine, sondern die Sonnenfinsternis, die totale. Zwischen 12.33 und 12.35 Uhr war es im Rheinland soweit, wenn es auch hier nicht ganz für die 100-prozentige „Finsternis“ ausreichte. Die trat beispielsweise in Karlsruhe und Stuttgart ein, als es minutenlang Nacht wurde am hellichten Tage. Im AW-Land verdunkelte sich die Sonne pünktlich zur Mittagspause wie bei einer Dämmerung. Hinzu kam ein rascher Temperatursturz um vier bis fünf Grad.

Schade: Trotz anhaltend schönen Wetters bei klarer Sicht im August 1999 zogen gerade am „Sofi-Tag“ dicke Wolken über Mitteleuropa auf. Folglich ließ sich das Naturschauspiel nur in verschleierter Form blicken. Petrus hatte den Vorhang zugezogen. Der Kreis Ahrweiler spürte das Jahrhundertereignis noch auf anderem Wege: nämlich durch eine vollgestopfte A 61, über die sich Auto- und Menschenmassen nach Süden bewegten, um „Sofi“ in ihrer ganzen Pracht bewundern zu können. Erfreulich: Augenverletzungen, verursacht durch den ungeschützten Blick in das grelle Licht der Sonne kurz vor und nach der Finsternis, wurden im AW-Land nicht bekannt.

Ermöglicht wurde die totale Sonnenfinsternis, weil Sonne und Mond von der Erde aus gleich groß wirkten. Der Grund: Die Sonne hat zwar einen 400-mal größeren Durchmesser als der Mond, ist aber gleichzeitig 400-mal weiter entfernt als dieser. Höhepunkt des beeindruckenden Schauspiels: Als der Mond sich punktgenau vor die Sonne geschoben hatte, wurde die Korona der Sonne sichtbar, jener imposante Licht- und Strahlenkranz um den Planeten. Der rund 100 Kilometer breite Kernschatten des Mondes zog mit doppelter Schallgeschwindigkeit vom Atlantik und Südengland, Frankreich, Süddeutschland und Südosteuropa bis Indien, um gegen 18 Uhr Ortszeit im Golf von Bengalen zu versinken. Es war ein Jahrhundertereignis, das längst nicht alle Generationen erleben dürfen. Die letzte totale Sonnenfinsternis in Deutschland datiert auf das Jahr 1887. Die nächste „Sofi“ kommt 2081.

Helles Interesse an der Finsternis auch in Ahrweiler: Spezialbrillen waren nötig, um am 11. August 1999 die Verdunkelung der Sonne ohne Augenschäden zu beobachten.

Schwere Wolken verdeckten zwischen 12.33 und 12.35 Uhr den freien Blick in den Himmel. Dämmerung trat ein, die Temperatur sank.

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