Der Weinbau der St. Sebastianus-Bürger-Schützen-Gesellschaft Ahrweiler

Alfred Oppenhoff

Nach den Bestimmungen des Deutschen Weingesetzes von 1971 unterliegen Qualitätsweine aus deutschen Weinanbaugebieten einer amtlichen Qualitätsprüfung mit einer dabei verliehenen Prüfungsnummer. Bestandteil dieser mehrstelligen Nummer sind die Kennzahlen der Prüfstelle, die Ortskennzahl und die Betriebskennzahl.

Die historische Ahrweiler St. Sebastianus-Bürger-Schützen-Gesellschaft, die im Jahre 2003 ihr 600-jähriges Bestehen feiert, ist die einzige deutsche Schützengesellschaft - und auch wohl weltweit die Einzige - mit gesellschaftseigenem Weinbau und somit einer eigenen amtlichen Prüfungsnummer: „A.P.1791447"; hierbei stehen „1" für das Anbaugebiet der Ahr, „791" als Ortskennzahl für Ahrweiler und „447" für die Schützengesellschaft.

Der Wein aus gesellschaftseigenem Anbau ist für die Schützen Begleiter sowohl bei offiziellen Zusammenkünften als auch bei rein gesellschaftsinternen Festveranstaltungen. Es stellt sich daher die Frage nach der geschichtlichen Entwicklung dieser Beziehung der Schützengesellschaft zum Wein, der gemäß Ratsprotokoll vom 22. November 1602 „dieser ortt die vornemste narung ist".

Weit in die Geschichte der Stadt zurückreichende Urkunden, die im Stadtarchiv aufbewahrt werden, bringen immer wieder die Schützen und den Wein in Verbindung. In den Ahrweiler Stadtrechnungen, die zum großen Teil von 1407 an erhalten sind, werden gleich in den ältesten Belegen und fortan bis in das 17. Jahrhundert Spenden an Wein und Geld für „onse Schützen" nachgewiesen.

Im 17. Jahrhundert bildet sich sogar der Brauch heraus, das Königsschießen nur abzuhalten nach einer guten Weinlese im voraufgegangenen Jahr, wie es auch noch bis weit in das 19. Jahrhundert üblich gewesen ist.

Wann die St. Sebastianus-Bürgerschützen damit begonnen haben, selbst Wein anzubauen, ist in den Jahrhunderte alten Akten und Unterlagen des Schützenarchivs wie auch im Stadtarchiv festzustellen.

In Ratsprotokollen des Jahres 1694 ist erstmals vom Weinbau der Schützen die Rede. Die Stadt Ahrweiler hatte damals den Schützen den Stadtgraben zwischen dem Niedertor und dem Adenbachtor mit einem Bestand an Nussbäumen und anschließenden Weingärten zur Nutzung überlassen. Im 18. Jahrhundert gaben die Schützen den Graben an die Stadt zurück und erhielten als Ausgleich Teile des Sebastianus- und des Johanniswalls, auf denen sie Weingärten anlegten. Durch Stiftungen konnten die Schützen weiterhin ihren Weinbergsbesitz vergrößern; er war zeitweise weitaus größer als heute.

Das alte Weinetikett des traditionellen Schützenweins der St. Sebastianus-Bürger-Schützen-Gesellschaft Ahrweiler e.V. wurde bis 1975 verwendet.

Der letzte Stifter war übrigens Schützenbruder Josef Wolschläger, der gemäß notarieller Urkunde vom 28. Februar 1924 den Schützen einen Weinberg von 17 ar „Im Valder" – heute „Im Silberberg" – übertrug.

Gemäß einem Sitzungsprotokoll des Verwaltungsrates der Gesellschaft aus dem Jahr 1836 besaß diese, neben den Weingärten auf den Wällen, Weingärten in den Lagen „Auf Hammerstein", „Im Dümerich", „Im Alverad" und „Am Kaubaum".

Die Wall-Wingerte wurde 1875 und 1878 verkauft und dafür Weinberge „Auf dem Forstberg", „An der Anna-Kapelle" und „Im Thurmberg" erworben. 1926 musste man sich von einem Teil des Besitzes trennen. Es verblieben im Besitz der Schützen gemäß Sitzungsprotokoll vom 23. November 1926 noch 16 ar im Forstberg, 6 ar im Thurmberg, 6 ar im Dümmerich, 17 ar im Valder.

Die beiden angeführten kleineren Flächen im Thurmberg und Dümmerich wurden 1974, weil unrentabel, verkauft, da sie nicht maschinell bearbeitet werden konnten. Für den Erlös erwarben die Schützen günstigere Flächen „Im Forstberg". Der Weinberg „Im Valder" wich 1975 dem Bau der Umgehungsstraße.

Als Ersatz wurde zunächst ein Weinberg „Im Bachemer Karlskopf" der Gesellschaft von ihrem Schützenbruder und Oberleutnant Paul Winnen bis zum Beginn der Flurbereinigung in Bachem zur kostenlosen Nutzung überlassen. Erst 1987 konnte der Erlös aus dem Verkauf des Weinbergs „Im Valder" für den Kauf eines Weinbergs „Im Bachemer Karlskopf" verwendet werden.

Zur Zeit werden auf einer Fläche von ca. 20 ar „Im Forstberg" Spätburgunder und auf weiteren ca. 28 ar „Im Karlskopf" Frühburgunder erzeugt.

Die Trauben aus den Wingerten der Gesellschaft wurden früher nicht selbst gekeltert und zu Wein ausgebaut. Sie wurden vielmehr, wie auch die Trauben aus städtischem Besitz und dem Besitz der Ahrweiler Pfarrkirche, meistbietend versteigert oder auch aus freier Hand verkauft. Aus dem Erlös der Traubenernte kaufte die Gesellschaft Rotwein, soweit sie ihn für das jährliche Patronats- und das Schützenfest benötigte.

Erst aufgrund der Geldentwertung durch die Inflation in den zwanziger Jahren nach dem Ersten Weltkrieg ließ der Verwaltungsrat den Wein ausbauen, zunächst bis 1933 an der heutigen Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt.

Von 1934 bis 1977 – Beginn der Flurbereinigung – übernahm der Ahrweiler WinzerVerein Ausbau und Pflege des Weins der Schützen. Von 1978 bis 1988 zeichnete Schützenbruder und Oberleutnant Otto Schäfer vom Weingut Wilhelm Schäfer für die Herstellung der Weine verantwortlich. Seit 1988 nun hat das Weingut J. J. Adeneuer, die Gebrüder Frank und Marc Adeneuer, diese Aufgabe über­nommen. Für die Flaschenbefüllung der Weine aus dem gesellschaftseigenen Weinbergsbesitz wurden immer auch besondere Etiketten verwendet.

Das früher, bis 1975 zulässige und gebräuchliche Etikett trug nur die Bezeichnung „Schützenwein", ohne weitere Angaben zu Jahrgang, Weinbergslage, Rebsorte und Qualitätsstufe. Es zeigte in der Mitte die Huldigungs-Medaille von König Friedrich Wilhelm IV von Preußen, links und rechts daneben Vor- und Rückseite der Schützenmedaille der Gesellschaft.

Das seit 1976 verwendete Etikett entspricht den Vorschriften des deutschen Weingesetzes. Es wurde von Schützenbruder Franz Ulrich, Mitglied des Elitekorps, entworfen und zeigt die stilisierte Silhouette der Stadt Ahrweiler mit dem Ahrweiler Stadtwappen und einem Landsknecht. Text – Jahrgang, Weinbergslage, Reb­sorte und Qualitätsstufe sowie amtliche Prüfnummer – werden je nach Bedarf eingedruckt.

Zum Erhalt der Prüfnummer müssen die Weine der Schützen analysiert und dem Weinbauamt Koblenz eingereicht werden; andernfalls dürften sie nur als Tafelwein gekennzeichnet werden. Von dieser Prüfung her war es nur ein kleiner Schritt für die St. Sebastianus-Bürger-Schützen-Gesellschaft ihre Weine bei der Weinsiegelkommission, der Landwirtschaftskammer Rhein­land-Pfalz und bei der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) zur Prämierung anzustellen.

So erhielt die Gesellschaft 1983 erstmals eine bronzene Kammerpreismünze für einen 1982er Ahrweiler Forstberg, Spätburgunder, Qualitätswein b.A. Seither wurde der „Schützentrunk" immer wieder – neben dem Weinsiegel – mit Prämierungen sowohl durch die Landwirtschaftskammer wie auch durch die DLG bedacht.

Seit 1976 wird das von dem Künstler Franz Ulrich gestaltete Weinetikett zur Kennzeichnung des traditionellen Schützenweins der St. Sebastianus-Bürger-Schützen-Gesellschaft Ahrweiler e.V. verwendet.

So erhielten der 1997er Ahrweiler Forstberg, Spätburgunder, Qualitätswein, trocken das Deutsche Weinsiegel in gelb (trocken), die Silberne Kammerpreismünze und den Goldenen DLG-Preis.

Der 1997er Bachemer Karlskopf, Frühburgunder, Qualitätswein, halbtrocken, das Deutsche Weinsiegel in grün (halbtrocken), die Silberne Kammerpreismünze und den Silbernen DLG-Preis.