Die Energiewende auch im Kreis Ahrweiler?

H a n n s j ö r g P o h l m e y e r

In unserem waldreichen Kreis Ahrweiler und vor allem in der Kreisstadt selbst sind in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe bemerkenswerter und teilweise preisgekrönter Holzbauten entstanden. An der Schwelle zum dritten Jahrtausend sind nun zwei weitere herausragende Projekte realisiert worden, deren Bedeutung für eine zukunftsfähige Entwicklung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Es handelt sich um die Holz-Hackschnitzel-Nahwärmeversorgung der Siedlung „alte Ziegelei" und die Passivhäuser in Heimersheim. Beide setzen Zeichen im Hinblick auf einen sparsamen Umgang mit unseren Energieressourcen und beide haben auch durch den rasanten Ölpreisanstieg der vergangenen Monate eine ungeahnte Aktualität erfahren.

Zur Energieversorgung der „alten Ziegelei" mit Heizwärme und Warmwasser wurde ein vom rheinland-pfälzischen Finanzministerium gefördertes Nahwärmenetz auf Basis einer 300 kW-Holz-Hackschnitzel-Heizzentrale errichtet. Hinter diesem mons-trösen Begriff verbirgt sich ein vollautomatisches kleines Heizkraftwerk, das mit kleinen streichholzschachtelgroßen Holzchips versorgt wird. Derart aufbereitet lässt sich das Holz einfacher transportieren und handhaben. Gleichzeitig wird durch diese Homogenisierung eine optimale Verbrennungsqualität erreicht. Da nur naturbelassene Sägeresthölzer aus Buche und Fichte zum Einsatz kommen, die aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen, wird eine beeindruckende Ökobilanz erzielt. Der Energieaufwand für Aufbereitung und Transport ist gering und da beim Rohstoff Holz nicht mehr geerntet wird als nachwächst, befindet sich das Kohlendioxid im Kreislauf: Das bei der Verbrennung freigesetzte Gas wird von den wachsenden Bäumen wieder aufgenommen. Die Verbrennungstechnik eignet sich auch für Landschaftspflegematerial und Grünschnitt. Wegen der Bedeutung der Anlage wurde an das planende Ingenieurbüro zusätzlich ein Forschungsauftrag für Langzeituntersuchungen vergeben. Während in der Schweiz und in Österreich solche Projekte an der Tagesordnung sind, stoßen sie bei uns immer noch auf Skepsis. Damit für den Bauträger kein Vermarktungshindernis entstand, wurde den Bewohnern garantiert, dass der Preis für die verbrauchte Wärmeenergie den Vergleichspreis für Gas bzw. Öl nicht überschreitet. Was dabei niemand geahnt hätte, ist eingetreten:Die rasante Steigerung der Öl- und Gaspreise führt dazu, dass sich die Mehrkosten in einem deutlich kürzeren Zeitraum bezahlt machen. Dabei ist Versorgungssicherheit kein Thema:Der Holzlieferant garantiert innerhalb von 7 Stunden nach Anruf eine prompte Belieferung. Fazit: Es lohnt sich, sich langfristig mit regenerativen, d.h. nachwachsenden Energien zu beschäftigen.

Auf ganz andere Weise ist Holz bei den Passivhäusern in Heimersheim beteiligt. Hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich der zukunftsfähige Energiestandard schlechthin. Bei solchen Häusern werden nämlich in Öl umgerechnet nicht mehr als 3 Liter je Jahr und Quadratmeter Wohnfläche für Strom, Heizung und Warmwasser verbraucht. Bedenkt man, dass der Durchschnittsverbrauch aller Gebäude nahe bei 20 Litern pro Quadratmeter liegt, ist das ein beeindruckender Wert. Bei den drei Holz-Reihenhäusern, die in Heimersheim entstanden sind, liegt der Verbrauch mit 1,3 Litern noch niedriger:Keines der Häuser benötigt mehr als 200 Liter, um durch den Winter zu kommen. Bei diesem anspruchsvollen Baustandard spielt dasHolz als nachwachsender Rohstoff eine besondere Rolle. Seine gu-ten wärmetechnischen Eigenschaften prädestinieren es ebenso für solche Projekte, wie die Tatsache, dass die erforderlichen Dämmstoffpakete in die Rahmenkonstruktion quasi eingebaut werden. Damit werden die notwendigen Dämmungswerte mit vergleichsweise schlanken Wandquerschnitten erreicht und Flächen eingespart:Bei gleichen Außenabmessungen konnten bei diesem Vorhaben 6 - 8% mehr (Innen-)Wohnfläche untergebracht werden und so einTeil der Mehrkos-ten für den anspruchsvollen Baustandard kompensiert werden. Holz hat hier gleich mehrfach zur Ressourcenschonung beigetragen. Die beteiligten Firmen – alles mittelständische Betriebe aus demKreisgebiet – haben gezeigt, dass sie fit für die Zukunft sind. Diese erfreuliche Tatsache sollte Anlass sein, über Folgeprojekte nachzudenken, zumal auch hier die Energiepreisentwicklung die wirtschaftliche Bilanz solcher „Zukunftshäuser" enorm verbessert hat.

Kurze Bauzeit durch Holz-Fertigbauweise: Die Passiv-Häuser in Heimersheim wurden im Juni 2000 von mittelständischen Firmen aus dem Kreisgebiet errichtet.