Der Regisseur Anno Saul

Ein „Ahrweiler Jung” zog in die Welt hinaus, um Filme zu machen

Ulla Buchmann

Am 25. Januar 2001 feierte der Jugendfilm „Grüne Wüste” in den deutschen Kinos Premiere. Der Regisseur ist Anno Saul, ein „Ahrweiler Jung”. Grund genug, dass das Melodram um eine Jugendliebe gleich zu Anfang Einzug im Turmtheater am Ahrweiler Marktplatz fand. Zwischenzeitlich ist der Film auch in Österreich angelaufen und kommt demnächst auch auf Video und DVD in den Handel. Er wurde laut der Filmgesellschaft zwar nicht der Kassenschlager schlechthin, dennoch hat er mit über 50000 Zuschauern mehr Menschen ins Kino gelockt „als für so einen anspruchsvollen Film zu erwarten war”. 

Der Regisseur Anno Saul, 2001

Einfühlsam erzählt der Regisseur Anno Saul die Geschichte einer ersten Liebe zweier 14-Jähriger, die durch eine Leukämie-Erkrankung auf die Probe gestellt wird. Schauspieler sind unter anderem Martina Gedeck sowie Tatjana Trieb, die in „Jenseits der Stille” das Kind Lara gespielt hat. Der Film ist keine heute eher übliche flachsige Pubertätskomödie, sondern ein Film, der sich mit den Fragen des Erwachsenwerdens auseinandersetzt. Ein Grund, warum der Regisseur sich diesem Thema widmet, spiegelt sich in seinen persönlichen Emotionen wider. „Mich fasziniert die Frage, was von einem Menschen übrig bleibt, in einer Phase, in der sich fast alles verändert”. Wenn ich einen Film drehe, gehe ich davon aus, dass Dinge die mich bewegen, auch andere Menschen interessieren”, sagt Anno Saul, der selbst früh erfahren hat, wie sich Verlust und Tod anfühlen können. Als er elf Jahre alt war, kam eine Mitschülerin durch ein Lawinen-Unglück ums Leben.

Zu lernen sich abzugrenzen, ist eine Facette, die er ebenfalls in den Film eingebaut hat. Auch die „dringende Ahnung davon, dass alles was kommt größer wird, wenn ich in eine Großstadt gehe”, hat ihn durch die Schulzeit begleitet. So zog er gleich nach dem Abitur nach München, weil er darin die reale Chance sah, seine Träume, die er seit seiner frühen Kindheit träumte und nie losgelassen hat, zu verwirklichen.

Bereits im zarten Alter von zehn Jahren, erzählte Anno Saul dem Superintendenten Hans Warnecke, dass er später einmal Regisseur werden möchte. Warnecke sagte damals zwar nichts, gesteht aber heute ein, dass er dachte „der Kleine spinnt”. Was dieser Berufswunsch genau bedeutete, wusste der heute 37-Jährige damals selbst nicht so genau. „Für einen Jungen aus Ahrweiler war das etwa so, als wolle man Astronaut werden”, versucht Anno Saul seinen Kindertraum zu erklären. Als er älter wurde, beschloss er, einen „vernünftigen” Beruf zu erlernen. „Ich habe aber damals schon geahnt, dass Vernunft nicht unbedingt das ist, was einen ans Ziel bringt”.

Nachdem er nach seiner Grundschulzeit in Ahrweiler zunächst das Are-Gymnasium besucht, zwischenzeitlich vier Jahre im Bad Godesberger Jesuiten-Internat verbracht und schließlich sein Abitur am Peter-Joerres-Gymnasium absolvierte hatte, zog Anno Saul nach München, um dort Philosophie zu studieren. In der bayerischen Metropole wurde dem Studenten schnell klar, dass der Berufswunsch Regisseurs nichts mit dem eines Astronauten zu tun hat, sondern etwas ganz Realistisches ist. An „.meiner” Uni knüpfte ich Kontakte zu Dozenten und Studenten, die gleichzeitig an der Filmhochschule tätig waren. 

Dass die Filmerei auch extreme Kosten verursacht, erfuhr Anno gleich bei seinem ersten Werk. „Ich begann in Eigenregie einen Film zu drehen und merkte schnell, dass mich die Kosten überrollten. Er wurde teurer und teurer”, erzählt der Regisseur. „Obwohl ich ursprünglich den Ehrgeiz hatte, es alleine zu schaffen, konnte ich doch immer auf die volle Unterstützung meiner Eltern zählen. So führte mich mein Weg damals nach Hause an die Ahr. Ich saß mit meinem Vater im Garten und erzählte von meinen Sorgen. Am nächsten Tag drückte er mir einen Umschlag in die Hand”, erinnert sich Anno Saul – drittes Kind von vieren einer Ahrweiler Arztfamilie – heute noch genau an die Begebenheit vor 16 Jahren.

Im Jahre 1985 hatte der damals 21-Jährige dann Gelegenheit, seine Belastbarkeit unter Beweis zu stellen. „Das war ein Horrorjahr”. Genau in den Zeitraum seiner Prüfungen in Philosophie fiel auch das Theater-Praktikum am Residenz-Theater München sowie die Aufnahmeprüfung bei der Filmhochschule. „Ich habe trotz erheblichem Schlafmangel alle Prüfungen mit Bravour bestanden,” sagt Anno Saul nicht ohne Stolz. In der Zwischenzeit ist der „Ahrweiler Jung” schon längst kein Unbekannter in der deutschen Filmbranche. So hat er bereits zahlreiche Fernsehspiele, wie beispielsweise den Kurzspielfilm „Unter Freunden” sowie „Und Morgen fängt das Leben an”, gedreht. Auch in der Werbung ist er eine feste Größe. „Im Fernsehen liefen in den letzten Jahren so um die 60 Werbespots unter meiner Regie, da wird auch sicher jeder Ahrweiler den ein oder anderen schon gesehen haben”, vermutet Anno Saul. Dass sein erster Kinofilm in Ahrweiler startete, lag dem heimatverbundenen Filmer sehr am Herzen. „Ich liebe diese Gegend. Hier bin ich aufgewachsen und hier habe auch ich meine erste Liebe erfahren”, erinnert sich Anno Saul an seine Jugendliebe Meggie Berg aus der Oberhutstraße. „Da war ich so 15/16 Jahre alt und sehr stark in der katholischen Jugend St. Laurentius engagiert”. Auch sonst pflegt er noch regen Kontakt mit seinen ehemaligen Schulfreunden. Allen voran mit seinem „dicksten” Freund Markus Stenz. „Ich bin sogar Pate seines ersten Kindes”, betont Anno Saul, dem es wichtig ist, dass auch Erfolge und Entfernungen wahre Freundschaften nicht gefährden.