„Von der Jugend für die Jugend" –
Jugendarbeit am Beispiel von Heppingen

Andreas Kniel/Michael Kriechel/Guido Schäfer/Volker Steinfartz

Die Grundidee

Jugendliche bestimmen die Jugendarbeit und das Angebot für Jugendliche am besten selbst. Sie haben eine Fülle an Ideen, sind kreativ und besitzen die Energie und Ausdauer, um diese auch umzusetzen. Hierzu bedarf es lediglich der Bündelung und einer gewisse Koordination und Unterstützung durch einen Jugendleiter. So hat sich dies zumindest in Heppingen entwickelt. Hier planen die Jugendlichen inzwischen rund ums Jahre ihre Jugendarbeit und setzten diese auch um. Das soll nachfolgend anhand von einigen Beispielen beschrieben werden.

Der Heppinger Jugendtreff in Trägerschaft der katholischen Pfarrgemeinde Heppingen besteht mit Unterbrechung schon seit fast 30 Jahren im Jugendraum unter der Kirche. Jeden Freitag steht die Tür für Jugendliche aus Heppingen und Umgebung offen, um bei rockiger Musik einen netten Abend zu verbringen.

Seit 1995 steht der Jugendtreff unter der Leitung von Michael Kriechel und seitdem hat die Heppinger Jugend auch schon einiges auf die Beine gestellt, um ein ansprechendes Programm für die Jugendlichen zu gestalten. Unter anderem waren das Sommerfeste für das ganze Dorf, „Tag der offenen Tür"-Veranstaltungen zur Vorstellung des Jugendtreffs, die Teilnahme an diversen Karnevalsumzügen, die Veranstaltung kleiner Discos in unserem Jugendraum, Teilnahme an der Bolivien-Kleidersammlung und dem von der Bad Neuenahrer Jugendgruppe der Rosenkranzkirche jährlich veranstalteten „Cup-Lan"-Fußballturnier. Als besondere Leis­tung der Heppinger Jugend kommt seit 1998 die Durchführung von Rockkonzerten hinzu.

Bei diesen Events übernehmen die 15-20 Jugendlichen eigenverantwortlich alle Aufgaben, so dass der Jugendleiter lediglich die koordinative Funktion auszuführen hat.

Das gilt auch bei unseren Kindergruppen, die von insgesamt 15 Grundschülern zu den regelmäßigen Gruppenstunden besucht werden. Geleitet wird diese Einrichtung von Michaela Schäfer.

Auch das Logo des Jugendtreffs Heppingen wurde selbst entworfen.

Nach der Wiedereröffnung des Jugendtreffs gab es 1997 zu Beginn noch einige Probleme mit der Akzeptanz durch die Bevölkerung, die Ruhestörungen und andere Formen von Beläs-tigung befürchtete. Diese Vorurteile basierten auf Erlebnissen mit dem „alten" Jugendhaus. Sie konnten aber durch die Verhaltensweise der neuen Gruppen beseitigt werden.

Umsetzung der Idee

Bei einem der regelmäßigen Treffen wurde die Idee für das Rock-Live-Team des Heppinger Jugendtreffs geboren. Einer der Jugendlichen schlug vor, ein Open-Air-Konzert zu veranstalten, was natürlich sofort Zustimmung fand. Schnell hatten wir kompetente Leute zusammen, um mit der Vorarbeit für eine solche Organisation zu beginnen. Doch eben so schnell kamen auch schon die ersten Probleme auf: Wer sollte die anfallenden Kosten bezahlen, wo sollten wir als Newcomer die Bands herbekommen und wo sollten wir das Open-Air-Konzert überhaupt durchführen?

Wir fanden Sponsoren, die das Konzert überhaupt erst möglich machten. Alle Probleme erwiesen sich glücklicherweise als lösbar. Dem Open-Air-Konzert 1998 stand nichts mehr im Wege. Dank der freundlichen Kooperation des Apollinarisbrunnen konnten wir den großen Angestelltenparkplatz als Konzertgelände nutzen. Wichtig war auch, dass wir die Strom- und Wasserversorgung vom Apollinarisbrunnen erhielten.

Auftritt der Hardrockformation „Gun Barrel" aus Köln im Jahre 2000 mit „Rock aus allen Rohren".

Auftritt der Gruppe „Courage" aus Bad Neuenahr-Ahrweiler beim Open Air im Jahre 2001: Die Gruppe spielt „einheimischen Mundartrock".

Auf dem Konzertgelände sorgten Imbiss- und Getränkewagen für das leibliche Wohl des Publikums und sanitäre Einrichtungen gab es auch. Den Bands stand selbstverständlich eine Bühne zur Verfügung, damit sie bei ihren Zuschauern auch richtig Stimmung verbreiten konnten. Der Auf- und Abbau der Ton- und Lichttechnik erfolgte durch eine eigens dafür bestellte Firma, die auch während des Konzerts für die Abmischung und Bedienung zwei Techniker abstellte.

Aufgrund dieser Technik waren die Bands immer höchst zufrieden mit dem Sound, mit dem sie ihre Musik optimal zum Ausdruck bringen konnten. Auch ausländischen Bands traten auf und begeisterten das Publikum. Bis zu 400 jugendliche Zuschauer jubelten den Gruppen zu. Für sechs Stunden Life-Musik zahlten die Fans nur 12 DM Eintritt als Unkostenbeitrag. Die Veranstaltungen waren ein voller Erfolg.

Rockkonzerte im Kirchenkeller

Dem Konzert-Team unseres Jugendtreffs war es nicht genug, nur einmal im Jahr ein OpenAir zu veranstalten. Wir wollten mehr Musik, mehr Action und vor allem wollten wir unser Potenzial nutzen, neue Erfahrungen sammeln und alte weiterentwickeln. So kamen wir auf die Idee, unseren kleinen Jugendraum unter der Kirche in Heppingen für kleinere Konzerte zu nutzen, die wir „Secret Gigs" nennen. Bei diesen Veranstaltungen spielt meistens eine Band vor einem maximal 90-Personen­ Publikum. Diese „Secret Gigs" dienen dazu, neueren Nachwuchsbands Anschluss an den Musikmarkt zu ermöglichen und geben ihnen die Chance, vor kleinem Publikum auf der Bühne Auftritts-Erfahrung zu sammeln. Für uns bietet es die Gelegenheit, den Jungmusikern auf die Finger zu schauen und zu entscheiden, wer auf dem nächsten OpenAir die schwierige Aufgabe des „Openers" übernehmen kann. Mit ungefähr drei solchen „Gigs" pro Jahr unterstützen wir die Finan­zierung des OpenAirs und bieten unseren Besuchern in dem kleinen Kellerraum die fetzige Unterhaltung, die sie suchen.

Der Umbau im Jugendraum zur Vorbereitung der Rockkonzerte ist schnell erledigt, da wir lediglich drei mittelgroße Fenster abzudichten haben, damit die Anwohner nicht belästigt werden. Dazu sind Schaumstoffmatten und allerhand Möbel nützlich, die wir sonst nirgendwo verstauen können. Um die Fans zu unterhalten, reichen für die Beschallung meist die Verstärkersysteme aus den Proberäumen der Bands aus.

Seit März 2002 haben wir noch einen Neuling im Programm: Die Rock-Live Specials. Diese Konzerte werden in der örtlichen Schützenhalle von Heppingen veranstaltet, wo ein Raum für etwa 300 Besucher zur Verfügung steht. Bei diesen Konzerten spielen drei Bands auf einer Bühne und begeistern ihre Fans mit dem meis-terlichen Sound, für den eine Ton & Licht-Firma sorgt. Somit stehen die Specials dem Open Air in nichts nach, weshalb sie sich auch als gute Schlechtwetter-Alternative zum Sommer-Event eignen.

Projekt-Bilanz

Seit 1998 Jahren veranstaltet der Jugendtreff Heppingen die hier kurz vorgestellten Rockkonzerte. Jedes selbst organisierte Konzert bringt neue Erfahrungen und ist, obwohl wir so langsam mit einer gewissen Routine arbeiten können, eine jeweils neue Herausforderung. Unterstützt werden wir auch von den Anwohnern und der Nachbarschaft der Konzertstätten, die uns mit Verständnis begegnen und so dazu beitragen, dass die Konzerte friedlich ablaufen. Auch ein positiver Nebeneffekt ist, dass trotz der fluktuierenden aktiven Jugendlichen im Treff bei jedem Konzert immer wieder alle Helfer mit neuen Elan bereitstehen, um anzupacken.

Am Beispiel des Jugendtreffs von Heppingen zeigt sich, dass Jugendliche motiviert, engagiert und erfolgreich selbst gewählte und selbst bestimmte Projekte umsetzen können.

Hompage:
Neueste infos und Rückblicke auf alle Konzerte unter http://www.rock-live.com