Hydrauliktüren und ABC-Filteranlagen in gespenstischer Foto-Ästhetik

„Der Regierungsbunker im Ahrtal". Der Ausstellungstitel klang so technisch und so spartanisch wie der Ausstellungsgegenstand selbst. Dass jedoch menschenleere Gänge und gespenstisch anmutende Betonröhren einen gewissen ästhetischen Stil vermitteln können, bewiesen die Schwarzweißaufnahmen, die der Fotograf Werner Mertens über mehrere Jahre im - so der offizielle Name des Tunnelsystems tief unter den Weinbergen zwischen Dernau und Ahrweiler - „Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes" aufgenommen hat.

Vom 30. November 2001 bis 3. Februar 2002 war die Ausstellung in einer ersten Etappe im Museum von Mertens´ Heimatstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler zu sehen. Anschließend zeigte die Kreisverwaltung - hier arbeitete Mertens bis zu seiner Pensionierung als Fotograf des Medienzentrums - ihren Besuchern die Exponate. Dieser Zeitrahmen hatte auch einen symbolischen Wert: Die Anlage, zwischen 1959 und 1972 während des Kalten Krieges als Ausweichsitz und Kommandostützpunkt der Bundesregierung gebaut, wurde, als sich die Weltlage entspannte, nicht mehr gebraucht. Im April 2002 begann der Rückbau des Bunkers.

Werner Mertens im ehemaligen „Regierungsbunker"

Die bis zur Schließung als „streng geheim" eingestufte unterirdische Anlage verlief über 19 Kilometer.

Die Fotografien stellen die bis zur Schließung als „streng geheim" eingestufte Anlage mit ihren wesentlichen Teilen und Funktionsbereichen vor. Insgesamt war der Bunker für 3000 Personen konzipiert. Er umfasste unter anderem 936 spartanisch eingerichtete Schlafräume, 897 Büros, fünf Großküchen, fünf Kommandozentralen, fünf Sanitätsbereiche, Ersatzteil-, Nahrungsmittel- und Treibstofflager, die Ver- und Entsorgung (Strom, Wasser, Luft) sowie insgesamt rund 25000 Türen und 38 Verbindungswege zur Außenwelt. Die Fläche betrug 83000 Quadratmeter bei einer Ausdehnung von 19 Kilometern.

„Technische Fotografie in Perfektion" nannte Landrat Dr. Jürgen Pföhler die Werke des früheren Mitarbeiters im Kreis-Medienzentrum. Werner Mertens habe es verstanden, „die unvergleichbare Atmosphäre der Anlage einzufangen". Die Fotoserie aus dem Bunker sei eine Dokumentation ersten Ranges und halte „dieses einmalige Bauwerk in unserem Kreis für die Nachwelt fest", so Dr. Pföhler.

Klar wie die technische Konzeption des Mammutbauwerkes und knapp wie dessen Architektur zeigte sich auch die Sprache, mit der Mertens seine Aufnahmen beschrieb: Großküche zur Versorgung von 600 Personen. Hydrauliktüren. Zahnärztlicher Behandlungsraum. Zuluftrohre. Verbindungsstollen. ABC-Filteranlage für Raumluft.