Kreis Ahrweiler – der Wirtschaftsraum mit großer Vielfalt

Gerd Distelrath

6358 Gewerbeunternehmen bestimmen die gewerbliche Wirtschaft im Kreis Ahrweiler. Hiervon sind 1632 im Handelsregister eingetragen. Sie sind vorwiegend im Dienstleistungsbereich tätig; denn nahezu drei Viertel der Bruttowertschöpfung entfallen auf diesen Sektor; davon 17 Prozent auf Handel, Gastgewerbe und Verkehr; 26,5 Prozent auf Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienst-leister; 30,3 Prozent auf öffentliche und private Dienstleister.

Die Land- und Forstwirtschaft hält permanent einen Anteil von 1,7 Prozent.

Das weitere Viertel der Bruttowertschöpfung im Kreis Ahrweller wird vom produzierenden Gewerbe erwirtschaftet.

Luftaufnahme des Mineralbrunnenbetriebes Tönissteiner

Diese Auflistung zeigt, dass die Kreiswirtschaft von einem gesunden Branchenmix getragen wird. Er hat in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass wirtschaftliche Depressionen in verschiedenen Marktsegmenten stets mit einem „blauen Auge” überwunden werden konnten.

Vor diesem Hintergrund ist die Kreiswirtschaft zur permanenten Weiterentwicklung des Dienstleistungsbereiches prädestiniert, ohne dass sie ihre Aktivitäten für die Ansiedlung von produzierenden Betrieben vernachlässigen darf, da es gilt, die vorhandene Zahl von Auspendlern zu reduzieren. Hierfür sind in den vergangenen Jahren gewerbliche Bauflächen im Rheintal, an der BAB 61 sowie im Westen des Kreises ausgewiesen worden.

Gegenwärtig zählt das verarbeitende Gewerbe mit 20 und mehr Beschäftigten im Kreis Ahrweiler 63 Betriebe, die insgesamt mehr als 5000 Mitarbeiter beschäftigen. Ein Teil dieser Betriebe produziert Erzeugnisse, die der Kreiswirtschaft auf ihrem Weg als Gesundheits- und Fitnessregion – mit dem Bonn-Berlin-Beschluss im Jahre 1991 hat sie sich zu dieser Konzeption entschlossen – sehr dienlich sind. Einige Beispiele mögen das verdeutlichen: Die Fahrradfabrik Schauff in Remagen ist mit den Fahrradrouten durch den Kreis Ahrweiler auf das Engste verbunden. Die fünf Mineralbrunnenbetriebe Apollinaris, Bad Neuenahr-Ahrweiler; Brohler Mineral- und Heilbrunnen, Brohl-Lützing; Rhodius Mineralquellen, Burgbrohl; Sinziger Mineralbrunnen, Sinzig; Tönissteiner Sprudel, Brohl-Lützing, sind mit der Gewinnung von hervorragenden Mineralwässern ein Schwerpunkt der Wirtschaftsstruktur für die Gesundheitsregion. Eifelfango Chemisch-Pharmazeutische Werke in Bad Neuenahr-Ahrweiler gewinnen im Tagebau das seit Jahrzehnten wirksame Heilmittel Eifelfango, das bei verschiedenen Indikationen, in der Hauptsache bei Erkrankungen der Gelenke und Muskeln, der inneren Organe und bei postoperativen Behandlungen eingesetzt wird. Als weiteres Erdvorkommen des Kreisgebietes ist die Kohlensäure zu erwähnen. Sie wird u.a. in der Lebensmittelindustrie zum Schnellkühlen und Schockfrosten, in der Wasserwirtschaft zum Aufbereiten von Trinkwasser und Neutralisieren von Abwässern verwandt.

Gesundheitswesen und Tourismus sind für den Kreis Ahrweiler seit eh charakteristisch. Dafür sprechen 12 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen mit mehr als 1000 Betten sowie 9 Krankenhäuser mit mehr als 900 Betten. Schließlich die 230 Beherbergungsbetriebe mit einem Bettenangebot von 10900. Gerade in diesen Monaten macht ein neues Haus im Kreis Ahrweiler auf sich aufmerksam: das Hotel Kastenholz in Wershofen, das sich von einer Dorfgaststätte zu einem Hotel mit vier Sternen und dem Zusatz „Superior” entwickelte. Stilvolles Ambiente mit Wellness-, Saunaanlage und Beauty-Farm prägen das First-class-Hotel mit 80 Betten auf 100000 Quadratmetern Natur pur. Das Hotel Kastenholz erhielt deutlich mehr Punkte als für seine Kategorie erforderlich sind, heißt es in der Urkunde des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. Damit steht das Hotel Kastenholz der Eheleute Helma und Günter Caspary neben dem Dorint-Hotel in Bad Neuenahr Ahrweiler an der Spitze der Top-Hotels im Kreis Ahrweiler. In ganz Rheinland-Pfalz gibt es nur acht Hotels, die mit dieser Auszeichnung glänzen.

Das neue Hotel Kastenholz in Wershofen, ein Hotel der Superlative

Herrliche Naturlandschaft zu erleben auf dem 35 Kilometer langen Rotweinwanderweg von Bad Bodendorf nach Altenahr, alles Wissenswerte rund um die Traube zu erfahren auf dem Weinbaulehrpfad von Ahrweiler nach Walporzheim, warmes mineralisches Heilwasser aus den Tiefen des vulkanischen Gesteins der Eifel in den Ahr-Thermen in Bad Neuenahr- Ahrweiler, den Römer-Thermen der Quellenstadt Bad Breisig und im reizvollen Thermal- Freibad in Sinzig-Bad Bodendorf zu spüren, im wunderschön gestalteten Thermal Badehaus in Bad Neuenahr die „Sinfonie der Sinne” – ein genussreiches Erlebnis für Körper, Geist und Seele – zu genießen, die Spielbank Bad Neuenahr in den eleganten Salons des Kurhauses zu erleben – das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem sich in der ständigen Fortentwicklung befindlichen Programm der Gesundheits- und Fitnessregion, die durch ihre Rotweine sowie durch ihre Gastronomie-Szene mit teils hochdekorierten Winzern und Gastronomen von sich reden macht.

Die Weine der Ahr haben der Region den Titel „Rotweinparadies” eingebracht. Mit 520 Hektar Rebfläche zählt das Anbaugebiet der Ahr zu den kleinsten Deutschlands. Zugleich stellt es jedoch landesweit das größte zusammenhängende Rotweinanbaugebiet dar.

Die exzellente Kochkunst der Region bringt das Zusammenspiel von Wein und Speisen zur Perfektion. Highlight und mittlerweile schon ein Klassiker ist die Veranstaltungsreihe „Gourmet und Wein”. Auch die Floristen der Kreiswirtschaft sind in diese Entwicklung mit der Ausgestaltung der Räumlichkeiten in Hotels und Festsälen sowie mit Blumenschauen eingebunden.

Die Kreiswirtschaft wartet mit einem vielfältigen Freizeitangebot für Jung und Alt auf. Von A wie Angeln bis Y wie Yoga reicht das körperliche Betätigungsfeld. Dabei ist in diesem Jahr der Motorsport hervorzuheben. Pünktlich zum 75-jährigen Jubiläum des Nürburgrings, der bekanntesten Rennstrecke der Welt, wurde die neue Mercedes-Arena fertig gestellt und zum Formel 1-Rennen am 23. Juni 2002 eingeweiht. Sie schafft Platz für 30000 Zuschauer und stärkt den Nürburgring, der mit seiner Erlebniswelt, seinen Fahrsicherheitslehrgängen, seinen Kartfahrten für die gesamte Region ein immenser Wirtschafts- und Imagefaktor ist.

Die wirtschaftliche Vielfalt der Kreiswirtschaft ist einzigartig. Jetzt die Hände in den Schoß zu legen, würde den Menschen dieser Region sicherlich nicht einfallen. Neue Konzepte auf den verschiedenen Ebenen werden dagegen in Angriff genommen.

Das Thermal-Badehaus in Bad Neuenahr

Der Kreis wird das Schulwesen ausbauen und verbessern. Angesichts der PISA-Studie eine begrüßenswerte Investition. Mit der von der Wirtschaft geforderten kreisweiten Wirtschaftsförderungsgesellschaft sollen Impulse zur Vermarktung des an der A 61 zu schaffenden Technologieparks Grafschaft ausgelöst werden. Die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr als Träger des Heilbades geht mit neuen Plänen auf ihr 150-jähriges Bestehen im Jahre 2008 zu. Für die Wirtschaft ist ein Weg zu finden, das Know-how der jungen Professoren an der Fachhochschule RheinAhrCampus in Remagen zu nutzen, an der inzwischen nahezu 1000 Studierende in den Fächern Angewandte Mathematik, Medizintechnik und sportmedizinische Technik, Lasertechnik, Gesundheits- und Sozialwirtschaft, Sportmanagement, Logistik und E-Business, Wirtschaftsingenieurwesen immatrikuliert sind. Schließlich wird damit gerechnet, dass durch die Politik die Installation von weiteren Institutionen erfolgt, die zum Ausbau der Gesundheits- und Fitnessregion beitragen werden. Ungeachtet dessen erhält die Region mit dem Slogan WohlSein365 durch die große Zahl von Einzelprojekten in den Unternehmen eine laufende Verbesserung ihres Profils. Der Strukturwandel im Kreis Ahrweiler ist auf einem guten Weg.

Die IHK-Bezirksstelle Bad Neuenahr-Ahrweiler ist in das wirtschaftliche Geschehen mit seinen über 6000 Gewerbeunternehmen im Kreis Ahrweiler eingebunden. Ihr zur Seite steht der IHK-Beirat, der sich unter Leitung von Vizepräsident Dipl.-Ing. Tilman Kerstiens aus den Vollversammlungsmitgliedern (Ralf Bernards, Bad Breisig; Hans-Joachim Brogsitter, Grafschaft; Karl-Heinz Horrmann, Bad Neuenahr- Ahrweiler; Paul Nett, Bad Neuenahr-Ahrweiler; Ludger Volkermann, Bad Neuenahr-Ahrweiler) sowie den Gastmitgliedern (Dipl.-Wirtsch.- Ing. Michael Gierlichs, Remagen; Bernhard Heuft, Burgbrohl; Helmut Hölters, Bad Neuenahr-Ahrweiler; Helmut Koch, Adenau; Ingo König, Bad Neuenahr-Ahrweiler; Peter Krupp, Sinzig; Dominik Graf von Spee, Bad Breisig) zusammensetzt. Der IHK-Beirat tauscht seine Erfahrungen mehrmals im Jahr aus und legte auf seiner letzten Sitzung Wert auf die Beseitigung des Lückenschlusses der Eifelautobahn A1, damit der westliche Teil des Ahrkreises mit dieser Verbesserung der Infrastruktur seinen wirtschaftlichen Durchbruch erfährt. Zudem sieht er in der Realisierung des Technologieparks Grafschaft eine grundlegende Verbesserung der Wirtschaftsstruktur im AW-Kreis.