Zum Schicksal der Blasweiler Mühle

Rudolf Leisen

Der Blasweiler Bach, der den Talgrund in Richtung Ahrbrück durchfließt, hat seine Quellen südlich von Blasweiler zwischen dem Düsselsberg und Schneppscheid, nahe der Kohlstraße in einer Höhe von fast 600 m über NN. In seinem Verlauf änderte der Bach seinen Namen in Staffeler und Kesselinger Bach. Er nimmt in seinem Lauf eine Vielzahl an kleinen Nebenbächen auf, bevor er bei Ahrbrück in die Ahr mündet.

Wer heute über Ramersbach in Richtung Blasweiler-Heckenbach-Brück fährt, überquert diesen Bach in der Rechtskurve im Blasweiler Tal. Hier stand einst die Blasweiler Mühle. Von dem Gebäude ist allerdings heute keine Spur mehr zu erkennen. Wo früher in scheinbar gleichem Rhythmus eine Mühle klapperte, wo sich über Jahrhunderte das vom Blasweiler Bach angetriebene Mühlrad drehte, ist heute nur noch ein öder Platz übrig geblieben.

Nur die ältesten Bürger können sich noch an diese Mühle erinnern. Durch die Umsiedlung der Dörfer und Anwesen musste auch sie bei der Anlage des Luftwaffenübungsplatzes Ahrbrück 1939 geräumt werden. Der letzte Müller Peter Hergarten und seine Frau Helena mit den fünf Kindern Sofia, Peter, Gertrud, Anna und Katharina mussten die Mühle verlassen.

Auf der Zehrensmühle bei Hausen im Kreis Mayen fanden sie ein neues Zuhause.

Mit der Räumung aus militärischen Gründen fand ein friedliches, nach heutigen Begriffen gewiss recht bescheidenes, ja ärmliches Leben ein Ende. Das Mühlengebäude war fortan scheinbar herrenlos. Für einige Zeit fand hier zunächst noch ein Schäfer eine Unterkunft für seine Herde. Aber das war auch nur vorübergehend.

Malerisch lag diese Mühle zwar im Blasweiler Tal, jedoch darf die ländliche Idylle nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit dem Leben und Arbeiten in dieser entlegenen Region in Zeiten, in denen es noch keine überregionalen Verkehrsanbindungen und kein Telefon gab, viele Beschwernisse verbunden waren. Die Menschen mussten zwangsläufig für ihren Lebensunterhalt hart arbeiten und mit dem auskommen, was sie hier erwirtschafteten. Auch die medizinische Versorgung war in Notfällen nur schwer erreichbar. Die Kinder mussten mehrere Kilometer einen beschwerlichen Weg zu Fuß zur Schule bis nach Blasweiler zurücklegen und nach dem Unterricht im Mühlenbetrieb und der kleinen Landwirtschaft mithelfen. Alle waren aufeinander angewiesen. Der Familienzusammenhalt war groß.

Die Blasweiler Mühle in den 1930er Jahren

Aber auch mit den Bewohnern der umliegenden Dörfer und langjährigen „Mahlkunden" wurden Freud und Leid geteilt.

Nichts erinnert mehr an die Blasweiler Mühle, Situation 2002.

Zur Geschichte der Mühle

Über das genaue Alter der Mühle ist wenig bekannt, obschon sich hier – nach den Quellen zu urteilen – über vier Jahrhunderte ein Mühlrad drehte. So wird um 1600 vom Bau einer Mühle in Blasweiler berichtet. Eine Mühle dürfte aber an dieser Stelle schon vordem existiert haben, da Anton von Eltz bereits vor Errichtung der Mühle um 1600 umfangreiche Ländereien hier angekauft hatte, darunter eine Wiese „an der Müllen".

Die Mühle gehörte verwaltungsmäßig zur Gemeinde Blasweiler und trug deshalb auch auch den Namen „Blasweiler Mühle".

Um nun die Wasserkraft des kleinen Baches für den Betrieb einer Mühle auch während der trockenen Jahreszeit zu sichern, war der Mühle ein Mühlteich (Stauweiher) vorgelagert, der heute noch erhalten ist. In der Karte von Tranchot und v. Müffling (1803-1820) ist nicht nur die Blasweiler Mühle mit dem Stauweiher eingezeichnet, sondern das ganze Tal wird als „Mühlen Tal" bezeichnet, was sicherlich seinen guten Grund hat, da weitere Mühlen im Tal schon um 1329 existierten. Von den Mühlen, welche im Laufe der Jahrhunderte in diesem Tal und den Seitentälern in Betrieb waren, sei hier noch die Staffeler Mühle erwähnt, wo sich das Mühlrad noch bis Ende 1960 drehte.

Den Mühlen gebührt der Ruhm, die ersten und durch Jahrhunderte hindurch fast einzigen technischen Einrichtungen gewesen zu sein, die die Arbeit des Menschen wesentlich erleichterten. Mühlen existierten selbst an kleinen Bächen. Hier wurde vor Ort das Brotgetreide für die Familien der näheren Umgebung gemahlen.

Im Volkslied heißt es: „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach." Was früher allenthalben zutraf, gehört heute der Vergangenheit an.

Ob es in unserer Region am Blasweiler Bach, am Vinxt- oder Brohlbach war, um nur einige zu nennen, überall klapperten Mühle.

Nach dem großen Mühlensterben in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden viele Mühlen zu reinen Wohnhäusern oder aber auch zu Gaststätten umfunktioniert.

Vielfach erinnern nur noch Namen in der Überlieferung an ehemalige Mühlen.

Es ist aber auch heute noch interessant, diesen volkskundlichen Überlieferungen nachzuspüren, auf Spurensuche zu gehen. Selbst im entlegendsten Winkel stoßen wir auf materi­elle Reste, Quellen oder mündliche Überlieferungen, die uns Hinweise geben auf frühere Lebens- und Arbeitsverhältnisse. Alte Häuser, Mühlen, aber auch Hausrat und landwirtschaftliche Gerätschaften können uns zu solchen Nachforschungen anregen. Leider sind viele dieser Zeugnisse untergegangen oder der Spitzhacke zum Opfer gefallen, so auch die Blasweiler Mühle.

Anmerkungen:

  1. Bernhard Koll: Agrarlandschaftsveränderungen in der östlichen Hocheifel vom Ende der frühneuzeitlichen Ausbauperiode (ca. 1580) bis zum Jahre 1830. (Dissertation) Bonn 1984. s. dort bes. S. 33, unter Bezug auf Eltville, Archiv v. Eltz, Lagerbuch S. 526-52

  2. Ders. unter Bezug auf LHAKo 1 C Nr. 9483, S. 87 begl. Abschrift von 1777 der 1587 datierten Kaufurkunde.

  3. Frick-Zimmer: Quellen zur Geschichte der Landskron. Bonn 1966. S. 149: Im Kirchspiel Heckenbach - Landskronische Mühlen in Heckenbach und Watzel. (De moelen van Waczindal), beide ca. 1329.

  4. Rudolf Leisen: Was die Staffeler Mühle erzählt. In Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 1995. S. 128-131.

  5. Peter Weber: Viele Mühlräder stehen still! Erinnerungen an frühere Mühlen im oberen Ahrtal. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1984. S. 108-115.