Zur Geschichte der „Sinziger Zeitung"

Älteste Heimatzeitung des Kreises überlebte drei deutsche Kaiser, zwei Weltkriege, Inflation, Nazi-Diktatur und Währungsreform

Hans Kleinpass

Im Jahre 2001 konnte die 1876 gegründete „Sinziger Zeitung" ihr 125-jähriges Bestehen feiern, für den Verlag und die Druckerei Krupp in Sinzig wie für die Stadt Sinzig ein durchaus denkwürdiges Jubiläum.1) Im Verlauf der vielen Jahrzehnte haben sich zwar Format, Schriftbild und inhaltliche Gestaltung der Sinziger Zeitung wiederholt verändert, aber sie ist trotz mancherlei Schwierigkeiten und zeitweiliger Unterbrechungen nie untergegangen. Bei allem Wechsel hat die Sinziger Zeitung weit über den Sinziger Raum hinaus Generationen von Lesern vor allem mit lokalen Nachrichten aller Art versorgt.

Gründungsgeschichte spärlich überliefert

„Im Jahre 1876 wurde die Sinziger Zeitung von Michael Schäfer gegründet." Mehr ist über die ersten Anfänge der Sinziger Zeitung leider nicht überliefert. Da beim Verlag in Sinzig Belegexemplare erst ab 1893 vorhanden sind, wissen wir nicht einmal genau, wie die ersten Ausgaben der Sinziger Zeitung aussahen und welche Berichte sie enthielten. Auch das Landeshauptarchiv in Koblenz besitzt zwar Arbeitsfilme (Mikrofilme) der Sinziger Zeitung für die Zeit von 1893 bis 1945, ansonsten aber keinerlei Unterlagen zur Geschichte der Sinziger Zeitung vor 1893. Der Archivalienbestand des ehemaligen Landratsamtes Ahrweiler (mit einer Akte „Aufsicht über die Presse" von 1831-1898) wurde durch Bombenangriff im November 1944 vernichtet.2) Auf eine Anfrage an das Kreisarchiv Ahrweiler antwortete der damalige Kreisarchivar Rektor Jakob Rausch am 22. 11. 1966, das Kreisarchiv sei erst 1928 entstanden, habe deshalb keine älteren Zeitungen. Völlige Ungewissheit herrscht bei dieser Quellenlage über die Motive, die 1876 zur Gründung der Sinziger Zeitung geführt haben. Auffallend ist jedoch, dass in den 1870er Jahren auch in vielen anderen rheinischen Orten neue Lokalzeitungen gegründet wurden. Der wesentliche Grund dafür ist zweifellos in dem 1874 neugestalteten deutschen Presserecht zu suchen, das bis dahin in den einzelnen deutschen Ländern noch sehr unterschiedlich geregelt war.

Altes Presserecht 1874 geändert

In der Verfassungsurkunde für den Preußischen Staat vom 5. 12. 1848 (GS. S. 375) wurde zwar in Art. 24 die „Pressfreiheit" garantiert, aber in der Praxis sahen die Dinge doch anders aus. Das preußische Gesetz über die Presse vom 12. 5. 1851 (GS. S. 273) enthielt eine Fülle verwirrender Bestimmungen, die nicht gerade dazu angetan waren, zur Neugründung von Tageszeitungen zu ermutigen. Nach diesem Gesetz waren die Verleger von allgemeinen Tageszeitungen u.a. verpflichtet, eine Kaution zu leisten, deren Höhe bis zu 5000 Reichstaler gestaffelt war. Für behördliche Blätter galt diese Vorschrift nicht. So wird in der 1863 veröffentlichten „Statistik des Kreises Ahrweiler" das damals einmal wöchentlich erscheinende „Ahrweiler Kreisblatt" ausdrücklich als „nicht cautionspflichtig" erwähnt. Der gleichzeitig aufgeführte „Rhein- und Ahrbote", der seinerzeit zweimal wöchentlich in Ahrweiler er- schien, war dagegen mit Sicherheit „cautions- pflichtig".

Erst ab 1874 gab es im Deutschen Reich eine Pressefreiheit etwa im heutigen Sinne. Das Reichsgesetz über die Presse vom 7. 5. 1874 (RGBI. I, S. 65-72) löste die früheren Ländervorschriften weitgehend ab und kannte auch die frühere Kautionspflicht der Verleger von allgemeinen Tageszeitungen nicht mehr. Für die damals rund 2000 Einwohner zählende Stadt Sinzig war die Gründung einer eigenen „Sinziger Zeitung" 1876 zweifellos eine bedeutende Neuerung, wenn nicht gar eine kleine Sensation.

Natürlich bezog man seinerzeit auch hier schon auswärtige Zeitungen, darunter die in Bonn erscheinende „Deutsche Reichs-Zeitung", ein 1871 in Bonn gegründetes Zentrumsblatt. Unerfindlich bleibt jedoch, warum sich das 1856 gegründete und ebenfalls katholisch orientierte „Ahrweiler Volksblatt"3) in einer Werbe-Anzeige vom 27. 3. 1878 im Untertitel als „Anzeiger für die Städte Remagen und Sinzig" bezeichnete.4) Vermutlich ging es damals wie heute ganz einfach um das Profitstreben der leidigen Konkurrenz, die hier auch in jüngster Zeit auf wenig feine Art wieder aktiv ist. Wiederum tritt ausgerechnet ein Unternehmen aus der Kreisstadt nun als Konkurrenz auf und hat es offensichtlich darauf abgesehen, der traditionsreichen Sinziger Zeitung bzw. dem Krupp Verlag durch eine ähnlich angelegte, seit 2002 erscheinende Wochenzeitung das Leben schwer zu machen.

Wechselnde Verlagsleitung

Die Verlags-Chronik berichtet vor allem in den ersten Jahrzehnten von einem mehrfachen Wechsel in der Verlagsleitung der Sinziger Zeitung. Die Nachfolger des Gründers waren demnach Christian Alfter und Paul Gies. Laut Verlags-Chronik ging die Sinziger Zeitung 1883 an den Buchdrucker Joseph Lehmacher über und befindet sich seitdem über Generationen hinweg im Familienbesitz. Nach dem Tod des Joseph Lehmacher im Jahre 1890 wurde die Zeitung von Jean Walterscheid sen. (geb. 4.2.1867), der die Witwe Lehmacher geheiratet hatte, übernommen und bis zu seinem Tode am 27. 10. 1920 geleitet. Nachfolger war sein Sohn Jean Walterscheid jun. (geb. 28. 9. 1893), der aber schon am 18. 3. 1923 an den Nachwirkungen ungeheuerlicher Strapazen starb, die er im 1. Weltkrieg erlitten hatte. Die Leitung des Verlages übernahm nun der jüngere Bruder Franz Walterscheid (geb. 22. 1. 1903, gest. 4.11.1929). Nach dem Tod ihrer beiden Brüder übernahm Else Walterscheid 1929 den elter- lichen Betrieb und leitete das damals noch kleine Familienunternehmen auch in der für einen christlich orientierten Zeitungsverlag schweren Zeit des NS-Regimes. Im Jahre 1948 trat Franz Krupp nach Rückkehr aus englischer Kriegsgefangenschaft in den großelterlichen Betrieb ein, absolvierte eine dreijährige Lehre und übernahm ab 1. 7. 1951 die Leitung des Betriebes.

Eine rätselhafte Probe-Nummer von 1879

Viele Stadtarchive, Bibliotheken und sonstige Institute besitzen mehr oder weniger umfangreich Zeitungs-Sammlungen. Das „Internationale Zeitungsmuseum der Stadt Aachen"5) stellt jedoch insofern eine weltweit einmalige Besonderheit dar. Begründet wurde dieses einzigartige Zeitungsmuseum im 19. Jahrhundert durch den Privatgelehrten Oscar von Forckenbeck,6) der auf vielen Reisen rund um die Welt eine Sammlung von rund 80000 Zeitungs-
Exemplaren zusammentrug. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich der Bestand des Museums mehr als verdoppelt. Dem Gründer des Museums lag zunächst daran, jeweils ein Muster-Exemplar von allen in der Welt erscheinenden Tageszeitungen zu sammeln, dazu aber auch besondere Ausgaben oder Kuriositäten wie etwa die kleinsten und größten Zeitungen. Zu den Schätzen des Museums gehören vielfach auch die ersten und letzten Nummern einer Zeitung, Jubiläums- und Sonderausgaben oder etwa Zeitungs-Exemplare mit verändertem Layout. Dieses Internationale Zeitungsmuseum der Stadt Aachen hat somit keine vollständigen Bestände einzelner Zeitungen, dafür aber eine ebenso umfangreiche wie einzigartige Sammlung von Belegstücken, darunter auch die Nr. 1 einer „Probe-Nummer" der „Sinziger Zeitung" vom 3. Mai 1879.

Auf den beim Verlag überlieferten Belegexemplaren aus späterer Zeit ist jeweils auch der laufende Jahrgang aufgedruckt, so im Jahre 1893 der 17. Jahrgang. Die Rückrechnung ergibt somit 1877 als 1. Jahrgang der Sinziger Zeitung. Da fragt man sich, warum 1879 die Nr. 1 einer Probe-Nummer ohne Angabe des Jahrgangs erschien, kann jedoch hierzu nur Vermutungen anstellen, weil diese Probe-Nummer selbst keinerlei Erklärung dazu liefert. Der berühmte Zufall mag irgendwann zur Aufklärung dieses rätselhaft erscheinenden Vorgangs beitragen.

Nach dieser „Probe-Nummer" war die Sinziger Zeitung 1879 das „Anzeigeblatt für die Bürgermeistereien Sinzig, Niederbreisig, Remagen und Königsfeld", hatte also damals schon ein beachtlich großes Verbreitungsgebiet. Für Expedition, Redaktion und Verlag war 1879 Michael Schäfer in Sinzig verantwortlich, während Karl Isbert in Andernach damals den Druck der Zeitung besorgte. Die Zeitung erschien 1879 dreimal wöchentlich (dienstags, donnerstags und samstags) bei einem vierteljährlichen Bezugspreis von 1,50 Mark.

Die „Probe-Nummer" vom 3. Mai 1879 umfasst vier Seiten, jeweils dreispaltig gedruckt. Auf der Titelseite stehen allgemeine Nachrichten zur „Tagesgeschichte" aus dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn, Frankreich und Russland, auf der zweiten Seite ergänzt durch einige Nachrichten aus Bulgarien und Italien. Auf dem unteren Teil der ersten beiden Seiten findet sich eine unterhaltsame Humoreske. Im übrigen enthalten die Seiten zwei und drei „Vermischte Nachrichten" aus verschiedenen deutschen Städten, darunter aus Sinzig auch den folgenden Bericht:

„Sinzig, 29. April. (Ein Zeichen der Zeit.) Heute Morgen wurde in Remagen die zur Concursmasse der Rhein- und Ahrthal-Gesellschaft in Bonn gehörige feuerfeste Stein- und Dachziegel-Fabrik zu Coisdorf bei Sinzig öffentlich versteigert. Dieselbe kostete neu 200000 Mark. In dem heutigen Termine wurde sie einem Consortium von vier hiesigen Herrn für 4100 Mark ohne Aufgeld zugeschlagen. Vor ca. 3 Monaten wurde auf Selbige noch 6000 Mark geboten, doch wurde damals die Genehmigung nicht ertheilt, welche heute, wenn auch gezwungen, erfolgen musste. Wie man hört, soll die Fabrik bald wieder in Betrieb gesetzt werden. Auch wurde die ganze Gerechtsamkeit (zum Thongraben) der genannten Gesellschaft in hiesiger Bürgermeisterei, welche vor 5 bis 6 Jahren zu 78000 M., sage und schreibe achtundsiebzig Tausend Mark taxiert war, für nur 4 Mark an einen Cölner Herrn verkauft."

Unter „Lokales" finden sich auf der 3. Seite auch kurze Berichte über die General-Versammlung des Sinziger Kriegervereins sowie über die Versteigerung der Mädchen durch die Sinziger Junggesellen-Bruderschaft am Vorabend des 1. Mai. Die 4. Seite dieser Zeitung von 1879 ist voll mit Werbe-Anzeigen gefüllt, da-runter zwei Anzeigen von Baptist Schmitz (Material-, Farb- und Colonialwaren-Handlung in Sinzig). „Ohlendorfer Guano" war bei Sam. Hirsch in Sinzig zu haben. Auch Heinrich Broich (Kunst- und Handelsgärtner in Sinzig am Markt), K. Rust (Buchbinderei, Schreibmaterialien- und Pfeifen-Handlung in Sinzig) sowie Wilhelm Schön (Maler und Anstreicher, Milchgasse, Sinzig) sind hier mit Anzeigen vertreten. Peter Lehmann (Restauration und Metzgerei in Sinzig) gab bekannt, er habe heute (Samstag, 3.5.1879) seine „Garten-Wirtschaft mit neuerbauter Kegelbahn" eröffnet. Schließlich warb die Sinziger St. Josephs-Bruderschaft für ihren am Sonntag, 4. Mai 1879, im Lokal der Witwe R. Schwingen geplanten „Mai-Ball".

Michael Schäfer war 1879 offenbar nicht nur Verleger und Herausgeber der Sinziger Zeitung. Er hatte außerdem in seiner Expedition nicht nur „Elementar-Schulbücher für alle Klassen" vorrätig, sondern auch ein „wohlassortirtes Lager in Cigarren... bei Abnahme von 500 Stück zu Fabrikpreisen" sowie „Gebet-, Gesang und Erbauungsbücher in großer Auswahl und in den verschiedensten Einbänden". Auch auswärtige Unternehmen warben damals in der Sinziger Zeitung. Die Anzeigenseite schließt mit einer Auflistung der seit Anfang April 1879 in der Bürgermeisterei Sinzig erfolgten Geburten, Heiraten und Sterbefälle, eine Liste, wie sie sich damals auch in anderen Lokalzeitungen findet.

Interessanterweise erschien am 28. 9. 1879 in der Bonner Presse7) eine Anzeige als „Einladung zum Abonnement auf die Sinziger Zeitung" wobei u.a. wohl bewusst auch darauf hingewiesen wurde, dass deren „Tendenz: katholisch" sei.

Amtliches Bekanntmachungsorgan

Seit 1993 erscheint neben dem Titel der Sinziger Zeitung der Zusatz „Amtliches Bekannt-machungsorgan der Stadt Sinzig". Vor 125 Jahren war das insoweit anders geregelt, als der Verleger der Zeitung sich alljährlich erneut um diese Möglichkeit bemühen musste. Im Herbst 1879 stellte Michael Schäfer bei der Stadt Sinzig den Antrag, die amtlichen Bekanntmachungen der Stadt in der Sinziger Zeitung zu veröffentlichen. Die damals stets sehr auf Sparsamkeit bedachten Stadträte lehnten jedoch den Antrag in ihrer Sitzung am 17.11.1879 ab, weil „die Publikationen mit der Schelle für ausreichend erachtet wurden". Gegen den unentgeltlichen Abdruck der Sitzungs-Tagesordnungen hatten die Stadtväter keine Bedenken.

Michael Schäfer gab jedoch nicht auf, und gut ein Jahr später konnte er die Sinziger Stadträte tatsächlich von ihrer bis dahin ablehnenden Haltung abbringen. Auf seinen Antrag vom 10.2.1881 bewilligten die Stadtverordneten am 11. 2. 1881 „dem Verleger der Sinziger Zeitung, Michael Schäfer.... für Aufnahme der Bekanntmachungen im Etatsjahr 1880/81 eine Entschädigung von 30 Mark."

Bei dieser Regelung blieb es zunächst auch, als Christian Alfter um 1881/82 die Verlagsleitung der Sinziger Zeitung übernahm und seinerseits die Überweisung der amtlichen Bekanntmachungen zur Aufnahme in die Sinziger Zeitung beantragte. In der Niederschrift über die Sitzung der Stadtverordneten am 6. 4. 1883 heißt es, Christian Alfter „soll auch für das laufende Etatsjahr eine Entschädigung von 30 M. erhalten", woraus zu schließen ist, dass er auch für das Etatsjahr 1882/83 diese Summe bekommen hat. Damals ging das Etatjahr jeweils vom 1. 4. bis 31. 3. des folgenden Jahres, war also nicht mit dem Kalenderjahr identisch.

Für das Etatjahr 1884/85 beschlossen die Sinziger Stadträte am 2. 4. 1884 wie folgt: „Für das laufende Etatsjahr soll es mit dem Inseriren der Gemeindebekanntmachungen dergestalt gehalten werden, dass die Hälfte der letzteren der „Sinziger Zeitung", die andere Hälfte dem „Sinziger Volksfreund" und jeder der beiden Zeitungen an Insertionskosten 15 M. pro Jahr gezahlt werden." Leider werden in dieser Sitzungsniederschrift nicht die Namen der damaligen Zeitungsverleger erwähnt. Ob es damals wohl immer gelang, die Bekanntmachungen gerecht zu halbieren, ist nicht überliefert.

Beleg-Exemplare ab 1893 vorhanden

Blättert man in den alten, seit 1893 (17. Jg.) noch fast lückenlos vorhandenen Bänden der Sinziger Zeitung, so stößt man auf eine unerschöpfliche Fülle von Berichten aus aller Welt und von Lokalnachrichten aus Sinzig und Umgebung.8) Allerdings muss hierbei erwähnt werden, dass der damalige Verlag der Sinziger Zeitung nicht über einen großen Stab von Redakteuren und Mitarbeitern oder über die vielfältigen Möglichkeiten der modernen Technik verfügte, wie man sie heute auch beim Verlag der Sinziger Zeitung gewohnt ist. Manches lokale Ereignis wurde daher früher nicht immer mit der wünschenswerten Ausführlichkeit gewürdigt. Dennoch bilden selbst die Anzeigenseiten der alten Zeitungen eine lokalhistorisch wertvolle Fundgrube.

1893 trug die Sinziger Zeitung den Untertitel „Anzeiger für den Amtsgerichtsbezirk Sinzig, bestehend in den Bürgermeistereien Sinzig, Niederbreisig, Remagen und Königsfeld." Für Redaktion, Druck und Verlag zeichnete Jean Walterscheid (sen.) verantwortlich. Für vierteljährlich 1,25 Mark wurde die dienstags, donnerstags und samstags erscheinende Zeitung damals frei Haus geliefert, und zwar einschließlich einer achtseitigen illustrierten Sonntagsbeilage. Bei Zustellung per Post kam das Bestellgeld hinzu. Die Zeitung war nach wie vor dreispaltig bei einem Seitenformat von etwa 45 x 30 cm. Im März 1902 ging die Sinziger Zeitung ohne Erhöhung des Bezugspreises vom dreispaltigen zum vierspaltigen Großformat (ca. 54 x 37,5 cm) über. Die erste Ausgabe in dem bis Ende Oktober 1923 beibehaltenen Großformat war die Nr. 30 vom 12.3.1902. Gelegentlich musste der Verlag in früheren Zeiten wohl auch die Hilfe anderer Druckereien in Anspruch nehmen. In den ersten beiden Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts war Jean Walterscheid (sen.) zwar bis 1920 für Verlag und Expedition der Sinziger Zeitung verantwortlich, Redaktion und Druck der ersten drei Zeitungsseiten erfolgten jedoch bei W. Ferrari in Mayen, während der Verlag in Sinzig für Zusammenstellung und Druck der vierten Zeitungsseite mit den Anzeigen zuständig war.

Als Sinzig im Dezember 1918 von amerikanischen Besatzungstruppen belegt wurde, war auch die Sinziger Zeitung von deren Genehmigung abhängig. Bis Mitte November 1920 hieß es auf der ersten Seite oben über dem Zeitungs-titel: „Erscheint mit Erlaubnis der amerikanischen Militärbehörde."

Astronomische Inflationspreise

In den schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren des 1. Weltkriegs, vor allem aber in den Inflationsjahren war die regelmäßige Herausgabe der Sinziger Zeitung oft mit unsagbaren Mühen und dazu noch ständig steigenden Kosten verbunden. Am 5. 9. 1922 appellierten Verlag und Redaktion der Sinziger Zeitung „...in elfter Stunde an den Lokal-Patriotismus der gesamten Bevölkerung der Stadt- und Landbürgermeisterei Sinzig, die „Sinziger Zeitung" durch regen Bezug und Ueberweisung von Anzeigen zu erhalten...".

Interessant ist in diesem Zusammenhang ein kleiner Streifzug durch die damalige Preisentwicklung der Zeitung. So wird in Nr. 1 der Sinziger Zeitung vom 3. 1. 1923 der monatliche Bezugspreis mit 180,- Mark angegeben. Die Inflation ging rasend schnell weiter, und ab Nr. 2 vom 5. 1. 1923 fehlte die Angabe des Bezugspreises zunächst ganz. Ab Nr. 15 vom 6.2.1923 belief sich der monatliche Bezugspreis auf 600,- Mark. Dieser Preis stieg ab Nr. 27 vom 6. 3. 1923 auf 1800,- Mark, ab Nr. 40 vom 7. 4. 1923 auf 2100,- Mark und ab Nr. 77 vom 5. 7. 1923 auf monatlich 9000,- Mark. Mit der weiter zunehmenden Geldentwertung stiegen auch die Preise der Sinziger Zeitung rapide an. Für die erste Augusthälfte 1923 betrug der Bezugspreis 30000,- Mark, für die zweite Augusthälfte 100000,- Mark, für die erste Septemberhälfte 700000,- Mark und für die zweite Septemberhälfte sieben Millionen Mark.

Schließlich änderte sich sogar der Preis der einzelnen Zeitungen in immer kürzeren Abständen. Ab Nr. 15 vom 2. 10. 1923 betrug der Preis für eine Sinziger Zeitung 10 Millionen Mark, Nr. 121 vom 16. 10. 1923 kostete 12 Millionen Mark, ab Nr. 122 vom 18. 10. 1923 musste der Leser für eine Zeitung 35 Millionen Mark, ab Nr. 125 vom 25. 10. 1923 sogar 100 Millionen Mark pro Stück zahlen. Nach der Nr. 127 vom 30. 10. 1923 stellte die Sinziger Zeitung für eineinhalb Monate ihr Erscheinen ein. Die Nr. 128 erschien erst am 15. 12. 1923 und kostete pro Stück 175 Milliarden Mark. Für etwa sechs Wochen war die Sinziger Zeitung wieder dreispaltig und erschien nur mittwochs und samstags. Erst ab Februar 1924 gab es sie wieder dreimal wöchentlich im gewohnten vierspaltigen Großformat. Die Bezugspreise wurden noch lange in Milliardenbeträgen angegeben, und erst ab Nr. 116 vom 4. 10. 1924 stand auf der Sinziger Zeitung als monatlicher Bezugspreis wieder ein normaler Betrag, nämlich 90 Pfennig.

50-jähriges Bestehen im Jahre 1926

Bald darauf erschien 1926 der 50. Jahrgang der Sinziger Zeitung. Der Verlag nahm dies zum Anlass, im Oktober 1926 eine „Jubiläums-Ausgabe der Sinziger Zeitung" in Form einer großen Festschrift (ca. 31 x 23 cm) zu veröffentlichen. Von den zahlreich eingegangenen Glückwünschen wurden diejenigen des Regierungspräsidenten, des Landrats sowie der Bürgermeister von Sinzig und Niederbreisig in der Festschrift abgedruckt. Gleichzeitig enthielt der Innentitel dieser Festschrift den Abdruck einer neuen Kopfleiste, die von da ab auch für die Sinziger Zeitung gebraucht wurde, bis der Verlag nach einigen Jahren doch wieder zu der schönen alten Kopfleiste zurückkehrte.

Der 45-seitige Textteil dieser Festschrift enthält nicht nur eine Plauderei von Karl Wind zum Thema „50 Jahre Sinziger Zeitung", sondern auch eine Reihe historischer Beiträge zur Geschichte von Sinzig und Umgebung, bildet insgesamt fast ein kleines Heimatbuch für Sinzig und Umgebung. Gewürdigt wurde in dieser Festschrift mit Versen und Bild auch ein weiterer Jubilar: Peter Berenheuser, damals bereits „50 Jahre lang Zeitungsträger bei der Sinziger Zeitung". Ein umfangreicher Anzeigenteil trug wohl kräftig zur Finanzierung dieser Jubiläums-Festschrift bei.

Im 3. Reich zeitweise verboten

Es kam schließlich das Jahr 1933 mit der nationalsozialistischen Machtübernahme und damit auch eine weitgehende Einschränkung der Pressefreiheit. Durch unzählige Anweisungen und Verfügungen wurde damals die Presse auf vielfache Weise zentral gesteuert und politisch beeinflusst. Die Sinziger Zeitung erschien in der alten Form noch bis in die letzten Kriegstage des 2. Weltkriegs. Der 1945 begonnene 69. Jahrgang der Sinziger Zeitung wurde allerdings nicht mehr vollendet, da die Sinziger Zeitung mit der Besetzung des Sinziger Raumes im März 1945 ihr Erscheinen auf zunächst nicht absehbare Zeit ganz einstellen musste. Wenige Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner erschien als letzte Ausgabe die Nr. 18 der Sinziger Zeitung vom 3./4. März 1945 als Wochenendausgabe. Wenige Tage später wurde Sinzig am Mittwoch, dem 7. März 1945, von amerikanischen Besatzungstruppen besetzt und damit auch die Verlagstätigkeit der Sinziger Zeitung zwangsläufig unterbrochen.

Natürlich blieb auch die katholisch eingestellte Sinziger Zeitung im 3. Reich nicht von staatlicher Zensur und Überwachung durch die Gestapo verschont. Vor allem durch ihr Eintreten für die Ziele der Zentrumspartei, die als Partei des politischen Katholizismus den Nationalsozialisten ohnehin ein Dorn im Auge war, erregte auch die Sinziger Zeitung das Missfallen der NS-Machthaber. Nach dem Berliner Reichstagsbrand in der Nacht zum 28. 2. 1933 wurde noch am 28. 2. 1933 durch eine Verordnung des Reichspräsidenten „zum Schutz von Volk und Staat" u.a. auch die ohnehin nach der Macht-übernahme schon eingeschränkte Pressefreiheit praktisch aufgehoben. Ungeachtet der veränderten politischen Situation stellte sich die Sinziger Zeitung noch Anfang März 1933 in ihrer Berichterstattung zu Wahlveranstaltungen in Sinzig eindeutig auf die Seite der christlich orientierten Zentrumspartei. Sofort nach der Reichstagswahl vom 5. 3. 1933, bei der die NSDAP mit 43,9 % der abgegebenen Stimmen stärkste Fraktion im Reichstag geworden war, wurde die Sinziger Zeitung vom Koblenzer Regierungspräsidenten für die Zeit vom 6. bis 10. März 19399) verboten, laut Claus Bünnagel „als erstes Zentrumsorgan Deutschlands nach der Märzwahl".10)

Bezeichnend für die damalige politische Situation ist auch der folgende Vorgang gut zwei Jahre später. Auf ein Schreiben vom 23.5.1935 antwortete der Reichsverband der Deutschen Zeitungsverleger (damals in Berlin W 35, Standartenstr. 14) am 13. 6. 1935 dem Verlag der Sinziger Zeitung wie folgt: „Aus der uns eingesandten Liste Ihrer Freistückempfänger ersehen wir, dass Sie ein Freiexemplar an das Pfarrhaus und an das Krankenhaus in Sinzig abgeben. Diese Stellen konnten in unserer Anordnung vom 19. 10. 1934 leider nicht berücksichtigt werden, so dass wir Sie bitten müssen, die beiden Freistücke von Ihrer Liste zu streichen. Von der erfolgten Zurückziehung wollen Sie uns bitte Kenntnis geben."

Neubeginn 1945 zunächst aussichtslos

Nach dem Zusammenbruch 1945 dauerte es lange, bis überhaupt die ersten Tageszeitungen von den Besatzungsmächten genehmigt wurden. Auch das Pressewesen unterlag damals natürlich den Bestimmungen der Siegermächte, die zunächst selbst auf diesem Gebiet tätig wurden. In Köln erschien am 2. April 1945 die Nr. 1 der Zeitung „Kölnischer Kurier", nach dem Untertitel eine „AMTLICHE ZEITUNG", deren Herausgeber „DIE AMERIKANISCHE ARMEE" war. In Nr. 2 dieser Zeitung vom 9. April 1945 hieß es damals in einem längeren Artikel: „Ahrtal lebt auf ... Im Ahrtal ist der Krieg vorbei, und im übrigen Deutschland neigt er sich seinem Ende zu."

Trotz aller guten Absichten konnte der Verlag nach dem letzten Krieg die alte Tradition der Sinziger Zeitung nicht mehr in der früheren Weise fortsetzen. Redaktionelle und drucktechnische, vor allem aber finanzielle und wirtschaftliche Gründe waren hierbei ausschlaggebend. Die allgemeine Not und die zunehmende Geldentwertung in den ersten Nachkriegsjahren fanden erst mit der Währungsreform am 20.6.1948 ein Ende. Selbst zu diesem Zeitpunkt standen jedoch dem Verlag der Sinziger Zeitung weder die nötigen Mittel, noch die erforderlichen Kräfte zur Verfügung, um die langjährige Tradition dieser Zeitung wieder aufleben zu lassen. Die Währungsreform von 1948 hatte zwar die allgemein ersehnte Normalisierung der wirtschaftlichen Verhältnisse ermöglicht, aber es bedurfte noch erheblicher Bemühungen, um wieder eine „Sinziger Zeitung" im völlig veränderten und höchst bescheidenen Format erscheinen zu lassen.

Ab Dezember 1949 kostenlose Heimatzeitung

Zur Weihnachtszeit 1949 wurden schließlich die ersten Nachkriegs-Ausgaben der „Sinziger Zeitung" im Kleinformat auf damals noch sehr schlechtem Papier herausgegeben, überraschenderweise kostenlos an alle Haushaltungen verteilt und von der Bevölkerung allgemein begrüßt. Am 3. 12. 1949 erschien die erste Ausgabe dieser „Sinziger Zeitung", und zwar in dem von da ab viele Jahre beibehaltenen Kleinformat DIN A 4. In den vielen Jahren seit 1949 gelang es dem Verlag, zunächst jeweils zum Jahresende mehrere Ausgaben der Sinziger Zeitung zu veröffentlichen und kostenlos an alle Haushaltungen in Sinzig- Stadt und Sinzig-Land verteilen zu lassen. Dank verdient in diesem Zusammenhang vor allem die Sinziger Geschäftswelt, die es durch ihre bezahlte Anzeigenwerbung dem Verlag ermöglichte, wieder eine „Sinziger Zeitung" – wenn auch zunächst in ganz bescheidenem Rahmen – herauszugeben. Während die Sinziger Zeitung bis 1945 als Tageszeitung auch sehr stark der überörtlichen Berichterstattung diente, ist sie seit 1949 ein Spiegel der lokalen Ereignisse. Als echte Sinziger Heimatzeitung ist sie damit für Sinzig und Umgebung mehr denn je auch zu einer wertvollen Quelle der heimatgeschichtlichen Forschung geworden. Im Jahre 1951 feierte die Sinziger Zeitung sogar mit einem eigenen Karnevalswagen ihr 75-jähriges Bestehen.

Wegen mancherlei Schwierigkeiten war das weitere Erscheinen der „Sinziger Zeitung" auch zwei Jahre später im Dezember 1951 keineswegs gesichert. In einem längeren Leserbrief11) mit der Überschrift „Schon wieder Abschied?" wurde die gewaltsame Vernichtung der lokalen Zeitungen sehr bedauert. Die Lokalpresse, so hieß es sinngemäß, könne doch viele Berichte über lokale Ereignisse veröffentlichen, welche die auswärtigen Blätter allein schon aus Platzgründen überhaupt nicht bringen könnten.

„Heimatzeitung und vielgelesener Anzeiger für Sinzig-Stadt und Sinzig-Land" so lautete nun der Untertitel der Sinziger Zeitung, die zwar seit 1949 keine fortlaufende Jahrgangs-Nummer mehr auf der Titelseite angibt, dafür aber seit 1969 das Gründungsjahr 1876 in der Kopfleiste erwähnt. Angehörige aus den verschiedensten Berufsgruppen und Bevölkerungskreisen gehörten seit 1949 zu den Mitarbeitern der Sinziger Zeitung. Dementsprechend vielseitig war auch die lokale Berichterstattung. Jeweils aktuelle Themen wurden ausführlich behandelt, zu vielen Jubiläen und besonderen Anlässen erschienen Sonderausgaben, immer war Platz für Vereins-Mitteilungen und Leserbriefe, und gerade die ebenso bunte wie interessante Mischung von lokalen Berichten aus Vergangenheit und Gegenwart machte die Sinziger Zeitung zu einer echten Heimatzeitung und damit auch für die Nachwelt von bleibendem Wert. Eine gereimte Le­serzuschrift, abgedruckt in der Sinziger Zeitung vom 11. 2. 1982, brachte ebenso treffend wie humorvoll die Meinungsvielfalt dieser Zeitung zum Ausdruck und lobte die oftmals bewiesene Toleranz von „Zeitungskaiser Franz" (KRUPP).

Noch in den 50er Jahren lag der durchschnittliche Seitenumfang der Sinziger Zeitung bei acht Seiten (2 Doppelbogen DIN A 4). Mit großem Zeit- und Arbeitsaufwand mussten die fertig gedruckten Zeitungsbogen damals noch manuell zusammengelegt werden, eine Arbeit, die heute beim Umfang einer einzelnen Ausgabe von 50 und mehr Seiten von der „Zusammentragmaschine" erledigt wird. Die Auflage der Sinziger Zeitung, 1949 zunächst mit 3000 Stück beginnend, stieg in den 60er Jahren auf bis zu 5000 Stück, in den 80er Jahren auf 6000 bis 7000 Stück. Mitte 2002 erschien die Nr. 25 dieser Zeitung in einer Auflage von 9200 Stück. Während bis 1974 neben gelegentlichen Sonderausgaben in der Regel nur im Dezember mehrere Ausgaben der Sinziger Zeitung erschienen, bemühte der Verlag sich ab 1975, die Zeitung bis auf die Ferienmonate einmal monatlich erscheinen zu lassen. In dem Bestreben, die Berichterstattung noch aktueller zu gestalten, ging der Verlag Mitte Oktober 1978 dazu über, die Zeitung alle 14 Tage herauszugeben,12) konnte diese Regelung auch später beibehalten, weil die Geschäftsleute dankenswerterweise durch ihre Anzeigenwerbung die Finanzierung ermöglichten.13) 1987 gelang es dann, die Sinziger Zeitung wöchentlich herauszubringen, sie außerdem von da ab vierfarbig zu drucken.

Druckerei und Verlag weiterhin im Familienbesitz

Bereits 1976 trat Peter Krupp ins Unternehmen ein, ein Jahr später Hermann Krupp und 1988 Alois Krupp. Auch die Töchter Marita und Marga waren bis zu ihrer Heirat und Mutterschaft zeitweilig im Betrieb tätig. Um der zunehmenden Entwicklung Rechnung zu tragen, wurde das Unternehmen 1977 getrennt in die Krupp Druck GmbH und die Krupp Verlag GmbH. Franz Krupp, Druckermeister und langjähriger Verleger der „Sinziger Zeitung", zog sich nach rund vier Jahrzehnten nach und nach aus dem Unternehmen zurück und übertrug die Leitung auf seine Söhne Peter und Hermann Krupp (beide „Industriemeister Druck") sowie Alois Krupp (Bürokaufmann). Sie übernahmen ab 1.1.1990 zunächst die Geschäftsführung der Druckerei,14) ab 1. 1. 1995 dann auch die Verantwortung für den Verlag.15) Mit diesem Generationswechsel blieb das Unternehmen auch nach über 100 Jahren weiter im Familienbesitz und nahm in der Folgezeit, unterstützt von modernster Technik aller Art, eine ungeahnte Aufwärtsentwicklung. Schier unerschöpflich ist die Liste dessen, was Krupp Verlag GmbH und Krupp Druck GmbH außer den farbigen Heimatzeitungen alles herstellen, drucken und verarbeiten. Beide Unternehmen stießen zwangsläufig in zunehmendem Maße auf das Interesse der Öffentlichkeit. Nicht nur Vertreter der Stadt und des Kreises waren hier des öfteren zu Gast, sondern auch hochrangige Vertreter der Landesregierung und des Landtages sowie der Bundesregierung und des Bundestages.

Als der ehemalige Landrat Joachim Weiler im Dezember 1989 den Verlag sowie die Druckerei Krupp besichtigte, lief gerade die Produktion der „Andernacher Stadtzeitung". Der Landrat verfolgte sehr interessiert ihre Weiterverarbeitung und konnte schließlich aus der Zusammentragmaschine eine fertige Zeitungsausgabe entnehmen. Der Landrat war der Meinung, dieser Betrieb zähle wohl zu den modernsten Druckereien im weiten Umkreis und äußerte sich auch sehr zufrieden darüber, dass durch die Heimatzeitungen des Krupp-Verlages weithin eine flächendeckende Information gewährleistet sei.16) Als Franz Krupp am 9. 8. 1990 seinen 65. Geburtstag feierte, gehörte auch Landrat Weiler zu den Gratulanten.17)

Alter Betrieb wiederholt erweitert

Schon 1967 wurde die Druckerei Krupp vom traditionellen Buchdruck auf das damals modernere Offsetdruckverfahren umgestellt, 1976 schließlich der Fotosatz eingeführt. Nach einer im wesentlichen schon 1983 vollzogenen baulichen Erweiterung wurden die damaligen Produktionsräume in Sinzig, Mühlenbachstr. 40, am 16. 3. 1984 im Beisein einer großen Zahl geladener Gäste eröffnet.18) Die damit verbundene Betriebsbesichtigung weckte allgemeines Erstaunen über den hohen Stand der Technik in diesem mittelständischen Unternehmen. Im Rahmen einer erneuten Betriebserweiterung fand am 13. 10. 1992 im Sinziger Druck- und Verlagshaus Krupp die Einweihung eines neuen Betriebsgebäudes statt.19) Seniorchef Franz Krupp und seine Familie konnten damals etwa 300 Geschäftsfreunde begrüßen. Zu den Gäs-ten gehörte auch der damalige Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann. Er war seinerzeit nach einigen Rundflügen mit einem Hubschrauber im Sinziger Rhein-Ahr-Stadion gelandet. Landtagspräsident Christoph Grimm aus Mainz, der am 13. 10. 1993 anlässlich seines Besuchs im Kreis Ahrweiler auch den Verlag und die Druckerei Krupp in Sinzig aufsuchte, war sehr beeindruckt von Inhalt und Druck-Qualität der Heimatzeitungen des Krupp-Verlages und erklärte, lokale Wochenzeitungen dieser Qualität habe er noch nie gesehen.20)

Seit 1992 neue Kopfleiste

Im Jahre 1991 erschien die Sinziger Zeitung letztmalig mit den seit Menschengedenken auf der Titelseite gewohnten Schrifttypen des Zeitungstitels. Mit Ausnahme einiger Unterbrechungen war diese typische Schriftzeile seit Gründung der Sinziger Zeitung 115 Jahre lang beibehalten worden. Ab 1992 wurde die altgewohnte Kopfleiste der Zeitung völlig verändert und sowohl in ihrer Gestaltung wie auch in der Schriftart den übrigen Heimatzeitungen des Verlages Krupp angepasst. Das seit 1949 für die Sinziger Zeitung gewählte Format DIN A 4 wurde im Laufe des Jahres 1993 auf das Format 24 x 32,5 cm leicht vergrößert, um etwas mehr Gestaltungsspielraum zu haben. Heute, nach Einsatz der neuen Rollenoffsetdruckmaschine „Heidelberg M-600", die bereits am 28.9.2001 im neuen Firmengebäude in Betrieb genommen wurde, haben die Heimatzeitungen des Verlages Krupp das Format 24 x 31 cm.

Weitere Heimatzeitungen

Schon am alten Firmensitz in Sinzig, Mühlenbachstr. 40, gelang es dem Verlag Krupp, durch bauliche Erweiterungen des Betriebes und Investitionen in modernste Produktionsanlagen ab 1985 neben der Sinziger Zeitung weitere Heimatzeitungen herauszugeben, so seit 1985 die „Remagener Chronik". Inzwischen hat der Verlag Krupp sein bewährtes Programm der kostenlos verteilten farbigen Heimatzeitungen mit jetzt zwei Dutzend verschiedenen Ausgaben auf weite Bereiche der Rhein-Mosel-Region ausgedehnt. Nach dem Stand vom März 2002 waren es jede Woche über 200000 Haushalte, die der Verlag mit seinen nachfolgend genannten Heimatzeitungen erreichte: Andernacher Stadtzeitung, Bad Breisiger Echo, Bad Hönninger Echo, Brohltal Echo, Cochemer Reporter, Grafschafter Echo, Kaisersescher Reporter, Kreisstadt Echo, Reporter Linz, Maifelder Chronik, Mayener Stadtzeitung, Meckenheimer Stadtzeitung, Mendiger Zeitung, Mittelahr Echo, Remagener Chronik, Rheinbacher Stadtzeitung, Sinziger Zeitung, Swisttal Echo,Treis- Kardener Reporter, Unkeler Reporter, Untermosel Reporter, Vordereifel Reporter, Weißenthurmer Zeitung und Wiedtal Echo.

Neues Druck- und Verlagshaus

Ende 2001 gaben Verlag und Druckerei Krupp den alten, zu eng gewordenen Firmensitz im Sinziger Stadtzentrum (Mühlenbachstr. 40) auf und bezogen im Sinziger Gewerbe- und Industriepark am Kranzweiherweg 29-31 ihr neues Druck­- und Verlagshaus. Der 2001 erbaute, großzügig angelegte Neubau umfasst eine Produktionshalle von 3500 qm und ein Verwaltungsgebäude von 1500 qm. Mit diesem Umzug und der weiteren Ausdehnung vollzog der mittelständische Betrieb den Wechsel vom Familien- zum Industrieunternehmen. Mit inzwischen rund 100 Beschäftigten spielt das Unternehmen auch als Arbeitgeber in der Region eine nicht unbedeutende Rolle. Über 200 Gäste, Geschäftspartner und Kunden waren dabei, als das neue Druck- und Verlagshaus Krupp im Sinziger GI-Park am Montag, 10.6.2002, durch den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck offiziell eingeweiht wurde.

Anmerkungen:

  1. Vgl.: 125 Jahre Zeitungstradition im Krupp Verlag, Sonderzeitung, Auflage 200000, Verlags-Beilage zu Nr. 47/2001.

  2. Schriftliche Auskunft des Landeshauptarchivs Koblenz vom 23.3.2001.

  3. Vgl. dazu Heimat-Jahrbuch des Kreises Ahrweiler 1955, S. 76.

  4. Vgl. Deutsche Reichs-Zeitung (Bonn) vom 27. 3. 1878 (7. Jg., Nr. 84, S. 3).

  5. Vgl. Gert HAGELWEIDE, Zeitung und Bibliothek, Ein Wegweiser zu Sammlungen und Literatur, (Pullach bei München) 1974, S. 251; ferner Angelika STORM-RUSCHE: „Das Standesamt der Weltpresse", in:
    General-Anzeiger (Bonn) vom 16. / 17. 3. 2002, Beilage „Journal", S. IV.

  6. Vgl.: Neue Deutsche Biographie, 5. Bd, (Berlin) 1961, S. 298.

  7. Deutsche Reichs-Zeitung (Bonn) vom 28. 9. 1879 (8. Jg., Nr. 269, S. 3).

  8. Vgl. dazu Beiträge des Verfassers (Vor 90 Jahren erste „Sinziger Zeitung") in: Sinziger Zeitung Nr. 1 / 25. 11. 1966, Nr. 2 / 2. 12. 1966, Nr. 3 / 16. 12. 1966, Nr. 4 / 30. 12. 1966.

  9. Vgl. Mitteilung in Sinziger Zeitung vom 7. 3. 1933.

  10. Claus BÜNNAGEL, Der Überlebenskampf katholisch geprägter Zeitungen im Landkreis Ahrweiler während der NS-Zeit, in: Heimat-Jahrbuch Kreis Ahrweiler 1999, S. 105.

  11. Vgl. Sinziger Zeitung vom 29. 11. 1951

  12. desgl., Nr. 9 vom 12. 10. 1978, S. 1.

  13. desgl., Nr. 1 vom 24. 1. 1980.

  14. desgl., Nr. 1-2 vom 11. 1. 1990, S. 7.

  15. desgl., Nr. 1-2 vom 12. 1. 1995, S. 7.

  16. desgl., Nr. 50 vom 14. 12. 1989, S. 16-17.

  17. desgl., Nr. 33 vom 16. 8. 1990, S. 16.

  18. desgl., Nr. 6 vom 22. 3. 1984, S. 1-3.

  19. desgl., Nr. 43 vom 22. 10. 1992, Sonderbeilage.

  20. desgl., Nr. 42 vom 21. 10. 1993, S. 1 und 8.