Die Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Dieter Franke

Etwas zur Geschichte

Ramersbacher Straße 95 in Bad Neuenahr- Ahrweiler, das ist die Anschrift der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ). Rund einen Kilometer vor dem Ortsschild, mit freiem Blick auf die Stadt und das sich verengende Ahrtal liegt diese Ausbildungsstätte der besonderen Art. Schon wenn sich der Autofahrer der historischen Stadtmauer von Ahrweiler nähert, kann er den Hinweis lesen. AKNZ steht dort schwarz auf weißem Grund. Eine Abkürzung, mit der auch viele Bewohner der Kreisstadt ihre Schwierigkeiten haben. Dabei reichen die Anfänge schon einige Zeit zurück. Genau ein halbes Jahrhundert ist es her, dass im heutigen Ortsteil Marienthal die Vorläufer dieser bundesweit einmaligen Einrichtung eröffnet wurden.

Unsere Verfassung, also das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, weist dem Bund die Aufgabe zu, die gesetzlichen Voraussetzungen zu schaffen für den Schutz der Bevölkerung im Verteidigungsfall. Ebenso hat er dafür zu sorgen, dass diese Regelungen in den Ländern und Kommunen umgesetzt werden können. Anfangs beabsichtigte er, diese Aufgaben verstärkt mit eigenen Kräften zu unterstützen. Dazu wurde die „Zentrale Ausbildungsstätte für den Luftschutzhilfsdienst" geschaffen. Auch wurde der Gedanke erwogen, als Pendant zur Bundeswehr ein kaserniertes Zivilschutzkorps zu schaffen. Im Wesentlichen waren ökonomische Gründe schließlich ausschlaggebend für die noch heute gültige Regelung, nach der der Schutz der Bevölkerung stets durch die in den Ländern vorhandenen Kräfte wahrgenommen wird. Sie werden allerdings von Bundesseite materiell und finanziell unterstützt.

Die Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) in Bad Neuenahr-Ahrweiler, 2002

Ursprünglich richtete sich das Augenmerk stärker auf die Praxis des Katastrophenschutzes. Daher trug die Ausbildungsstätte lange Jahre den Namen „Katastrophenschutzschule des Bundes" oder kurz „KSB". Die über die Jahre hin immer stärker gewordenen Strukturen der Feuerwehren und des Rettungsdienstes haben den Bund schließlich veranlasst, seinen Beitrag zur Aufgabenbewältigung in Absprache mit den Ländern zu überdenken. Hinzu kam die heute nahezu flächendeckende Verbreitung von Leitstellen, die mit modernster DV-Technik die Einsätze professionell koordinieren.

Der Wegfall der innerdeutschen Grenze und der Zusammenbruch des Warschauer Paktes sorgten dann im letzten Jahrzehnt dafür, dass der Bund seine Aufgaben neu sortierte. So wurden die Akademie für zivile Verteidigung in Bonn, die Bundesschule des Bundesverbandes für den Selbstschutz, die ebenfalls auf Godeneltern beheimatet war, und auch die KSB aufgelöst. An ihre Stelle trat zum 1. Januar 1997 die AKNZ. Mit der zum 31. Dezember 2000 erfolgten Auflösung des Bundesamtes für Zivilschutz (BZS), dem früher die KSB und danach die AKNZ angegliedert waren, wurde diese schließlich in das Bundesverwaltungsamt (BVA) eingegliedert, einer Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums mit Sitz in Köln und Außenstellen u.a. in Bonn-Bad Godesberg.

Die Aufgaben der AKNZ

Primär sind die Aufgaben im Zivilschutzgesetz vom 25. März 1997 aufgelistet. Danach ist die AKNZ die zentrale Bildungs- und Forschungseinrichtung des Bundes auf dem Gebiet des Zivil- und Katastrophenschutzes. Die Ereignisse des Herbstes 2001 haben die ohnehin bestehende Absicht des Bundes forciert, die AKNZ zielgerichtet weiterzuentwickeln zu einem Kompetenzzentrum für das Bund-Länder-Krisenmanagement und zu einer Begegnungsstätte für in- und ausländische Experten. Dabei spielt zukünftig die bisherige Unterscheidung nach Krieg und Frieden keine Rolle mehr. Es gilt, alle am Gesamtsystem des Bevölkerungsschutzes Beteiligten zu integrieren.

Die Aus- und Fortbildung von Führungskräften des Katastrophenschutzes richtet sich einerseits an die schadensnah operierenden Einsatzleitungen, andererseits an die zuständigen Verwaltungen auf Kreis-, Regierungsbezirks- und Landesebene. Hier sind atomare, biologische und chemische Risiken sowie medizinische Aspekte abzustimmen, Seuchenrisiken und Versorgungsprobleme mit unbelasteten Nahrungs- und Futtermitteln zu bewerten oder Informationen für Medien und Öffentlichkeit zu koordinieren. Die Sicherstellung von Wirtschaft, Energieversorgung, Wasser und Verkehrsleistungen sind nur einige der weiteren Themen, die den mehrheitlich öffentlichen Verwaltungen, Behörden und Institutionen angehörenden Seminarteilnehmern offeriert werden. Unverändert zählen aber auch haupt- und ehrenamtliche Mitglieder der Feuerwehren, der Sanitätsorganisationen und des Technischen Hilfswerks zum Klientel ebenso wie Angehörige der Polizei und der Bundeswehr.

Um auf dem Laufenden zu bleiben, wertet die AKNZ nationale und internationale Großschadensereignisse ebenso aus wie vielfältige Publikationen und Studien. Gleichzeitig werden Forschungsprojekte, die der Bund in Auftrag gibt, wissenschaftlich begleitet und für die Lehre aufbereitet. Zu aktuellen Themen werden ergänzend Workshops durchgeführt. Die Ergebnisse stehen der breiten Öffentlichkeit in einer Schriftenreihe, die von der AKNZ herausgegeben wird, zur Verfügung.

Zunehmend schlägt sich der internationale Aspekt des Krisenmanagements und der Katastrophenhilfe im Gästeprofil der AKNZ nieder. Fachausschüsse der NATO, Seminare für die Europäische Union, Informationsveranstaltungen für mittel- und osteuropäische Staaten sind in den letzten Jahren Routine geworden. Die Beteilung der Bundesrepublik Deutschland an friedenssichernden Einsätzen in Krisengebieten hat ein weiteres Tätigkeitsfeld eröffnet. Zivilmilitärische Zusammenarbeit von Militär, Polizei, Verwaltung und Hilfsorganisationen, die Einstellung auf die ethnischen, sozialen und kulturellen Probleme in den Einsatzländern stehen daher im Angebotskatalog.

Ein bisschen Statistik

Als in den 1960er bzw. 1970er Jahren die damals Verantwortlichen sich entschlossen, die „Zentrale Ausbildungsstätte des Bundes für den Luftschutzhilfsdienst" und spätere „Kata­stro­phen­schutzschule des Bundes" von Marien­thal weg auf das alte Ziegeleigelände an der Ramersbacher Straße und schließlich nach Godeneltern zu verlegen, hatten sie ein exklusi­ves Gelände ausgesucht. 21 Hektar groß mit einem Verwaltungsgebäude, einem Lehrsaal­gebäude mit 12 Seminarräumen und vier Unterkunftsgebäuden neben diversen Funktions­bauten präsentierte sich diese bundesweit einzige Ausbildungsstätte schon damals fort­schrittlich. Inzwischen wurde vieles der Zeit entsprechend modernisiert.

Übung in der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ), 2002

Rund 160 komfortable Einzelzimmer, mit technisch aktuellen Medien ausgestattete Übungsund Seminarräume und eine moderne Kommunikationstechnik sind vorhanden. Die circa 7000 Gäste pro Jahr mit einer Aufenthaltsdauer von zwei bis fünf Tagen sollen sich an der AKNZ ebenso gut informiert wie aufgehoben fühlen. Sie sollen aber auch die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und den Ahrkreis kennen lernen. Dafür sorgt ein fakultatives Rahmenprogramm, das jede Woche angeboten wird und neben Stadtbesichtigung und Weinprobe auch den Nürburgring einschließt.

Da die Waren und Dienstleistungen nahezu ausnahmslos in der näheren Umgebung eingekauft werden, stellt die AKNZ einen nicht unbedeutenden Wirtschaftsfaktor für das heimische Gewerbe dar. Hierzu sind auch die rund 100 Arbeitsplätze zu rechnen.

Der Blick nach vorn

Nachdem im letzten Jahrzehnt aufgrund der erfreulichen Entspannung in Europa das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Prävention und Schutz zurückgegangen war, hat in der letzten Zeit wieder ein Wandel eingesetzt. Der Staat, und damit sind alle Ebenen von der Gemeinde über den Landkreis und das Bundesland bis hin zum Bund gemeint, misst der Fürsorge und dem Schutz seiner Bürger wieder mehr Aufmerksamkeit bei. Dabei wurde der verteilten Zuständigkeit Rechnung getragen und vom Bund eine Koordinierungsfunktion erwartet. Um dieser inhaltlich und vom Umfang her gerecht werden zu können, wird die Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz ausgebaut. Ein fünftes Unterkunftsgebäude ist geplant, zusätzliche Arbeitsräume und eine angemessene Mensa sollen die Kapazitätsausweitung auf jährlich circa 500 Veranstaltungen mit insgesamt 10000 Gästen gewährleisten. Bereits in diesem Jahr wurde der Dozentenstab erweitert. Aus den Gebieten Psychologie, Soziologie, Medizin, Rechtswissenschaften, Sozialwissenschaften, Journalismus und Naturwissenschaften wurden Experten gefunden, so dass nun über 30 Dozenten an dieser Akademie der besonderen Art in Ahrweiler tätig sind.