„Byteburg" Rheineck und der neue Burgherr Kai Krause

Andrea Loraing/Thomas H. Herr

Die Geschichte der Burg Rheineck

Von Burg Rheineck aus bietet sich dem Betrachter ein unvergleichlicher Blick über das Rheintal vom Siebengebirge bis ins Neuwieder Becken, in den Westerwald und auf die Eifelhöhen. Im 11. Jahrhundert erbaut, wurde die Höhenburg im Laufe ihrer Geschichte mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Ab 1832 erfolgte der Aufbau in der heutigen Form nach Plänen des Koblenzer Baumeisters Claudius von Lassaulx für die Familie von Bethmann-Hollweg.

Rheineck wechselte wiederholt den Besitzer. Von der Familie Bethmann-Hollweg erwarb die Firma Horst & Jüssen nach dem Zweiten Weltkrieg das Anwesen und baute die Burg zum touristischen Ausflugsziel mit Sessellift und Café aus. Ende der siebziger Jahre ging es an den Burgensammler Hillebrandt über, der die Burg umfassend modernisierte. Nachdem die Burg von 1982 bis 1993 als Konferenzhotel diente, stand sie bis Weihnachten 1999 leer.

Kai Krause, der neue Burgherr

Ein neues „Zeitalter" brach Ende 1999 an, als Kai Krause die Burg übernahm. Der gebürtige Dortmunder kehrte nach fast 30 Jahren aus den USA zurück, wo er sich einen Namen als erfolg­reicher Softwareentwickler erwarb. Mit 19 Jahren in die USA ausgewandert, beschäftigte er sich anfangs mit der Entwicklung von
Soundeffekten und Synthesizern, was schließlich darin gipfelte, dass er den Clio-Preis für die
Soundeffekte des ersten „Star Trek"-Filmes erhielt. Anschließend wechselte er von Computermusik zu Computergrafik. Er entwickelte revolutionäre Grafikprogramme, wie „Kai`s Power Tools", „Bryce", „Power Goo", „Soap" und viele andere, mit denen er weltweit Millionen von Computernutzern den Einstieg in die Bildgestaltung spielerisch ermöglichte.

Nachdem seine erfolgreiche Firma „MetaCreations" auf fast 350 Mitarbeiter angewachsen war, entschloss sich Krause, neue Wege einzuschlagen und seine Idee, die er seit Jahren entwickelt hatte, in die Tat umzusetzen.

Die Idee „Byteburg"

Die Idee einen Ort zu schaffen, der sich zum Treffpunkt für ein globales Netzwerk von Entwicklern und Unternehmern, Theoretikern und Künstlern entwickeln kann, der aber auch im Ambiente bereits die Verbindung von Geschichte und Zukunft mit einbezieht, war mit Burg Rheineck gefunden.

Die Verbindung zwischen Historischem und der Zukunft spiegelt sich auch darin wieder, dass die Burg nun den Namen „Byteburg" trägt, in Anlehnung an die Speichereinheit „Byte" in Computern. Um aber auch der neus­ten Technologie genüge zu tun, wurde die Burg umfassend renoviert und mit hochmoderner Technik ausgestattet. Kilometer von Glasfaserkabel wurden verlegt, um so per Internet mit der Welt kommunizieren zu können. Hinter dicken Mauern versammeln sich nun kreative Köpfe und entwickeln ohne Zeitdruck neue Ideen.

Dieses Jahr wird am Rande von Köln die zweite Byteburg den Fokus erweitern: hier werden bis zum Jahr 2005 über 30 StartUp Firmen mit bis zu 200 Mitarbeitern Platz haben können. Die „Byteburg" wird die Gründung und Beteiligung neu entstehender Firmen unterstützen.

Burg Rheineck ist nicht mehr zu besichtigen. Ein Wanderweg führt zum Aussichtspunkt Reutersley, wo man ebenfalls den Blick von Andernach bis zum Drachenfels genießen kann.

Der Burgherr
Kai Krause blickt vom Bergfried auf
„Byteburg" Rheineck.