Das Stifterbild der Familie
von Braunsberg/Burgbrohl

Nach Restaurierung erstrahlt es in neuem Glanz

Maria Gromke

Durch einen glücklichen Zufall kam 1893 ein altes Stifterbild nach Burgbrohl zurück, das für den Ort von historischer Bedeutung ist. Der damalige Pfarrer von Burgbrohl, Valentin Posh, entdeckte das Gemälde in Koblenz und erwarb es für die Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer, denn er konnte die Stifter durch die über ihnen gemalten Familienwappen als ehemalige Besitzer der Burg in Burgbrohl identifizieren.

Das Ölgemälde ist aus drei ursprünglich selb­ständigen Bildteilen so zusammengesetzt, dass ein zusammenhängendes Bild entstanden ist. Das Mittelstück ist 1,10 x 0,75 m , die Seitenteile sind 0,30 x 0.75 m groß. Die Bildteile stammen von einem alten Flügelaltar einer früheren kleinen Kirche in Burgbrohl, die wahrscheinlich von Elsa von Brule, verheiratete von Vlatten, im 15. Jahrhundert gestiftet worden war. Das Kirchlein wurde im 18. Jahrhundert abgerissen. Es befand sich im Bereich der heutigen Alten Kirche in Burgbrohl an der Gleeser Straße.

Im Mittelpunkt die Verkündigungsszene

Doch sehen wir uns das etwa 375 Jahre alte Bild einmal näher an. Im großen Mittelteil steht die Verkündigungsszene. Maria im kräftig roten Gewand, das den Blick auf sie lenkt, kniet links auf einem Betstuhl, während von rechts ein kraftvoller, männlich wirkender Erzengel Gabriel den Raum betritt. Die Bedeutung seiner Botschaft an Maria wird durch die Geste seines erhobenen Armes unterstrichen. Der Maler orientierte sich damit an einem Bildtypus, der seit dem 15. Jahrhundert in den Niederlanden geläufig war.

Die dargestellten Personen auf den Seitenteilen

Kleiner als die Figuren des Mittelteiles hat der unbekannte Maler die Stifterfamilie auf den Seitenteilen dargestellt. Sie sind jedoch differenzierter gemalt.

Das Stifterbild mit der Verkündigungsszene in der Mitte nach der Restaurierung, 2003

Dietrich von Braunsberg sen. kniet als Adorant im Vordergrund des linken Bildteiles. Er hat seine Rüstung angelegt, unter der ein weißer spitzenverzierter hochgestellter Kragen und weiße Stulpen hervorschauen. Über dem Harnisch trägt er eine rote Schärpe. Ritterrüstungen hatten um diese Zeit schon lange ausgedient, jedoch wurden sie vom Adel noch bei Turnieren und zu feierlichen Anlässen getragen. Hier soll durch die Rüstung die gesellschaftliche Stellung Dietrich von Braunsbergs betont werden. Dieser war seit 1609 Herr zu Brolburg (Burgbrohl), zu Alken, zu Merxheim und später auch von Nordenbeck/Hessen.

Er fungierte zudem als Amtmann im Breisiger Ländchen für die Fürstäbtissin des kaiserlich-freiweltlichen Damenstifts Essen.

Seinen Helm hat Dietrich von Braunsberg abgelegt. Er wirkt ernst und gesammelt. Sein Gesicht: schmal, auffällig rote Wangen, braune klare Augen, dunkler Schnurr- und Kinnbart, Geheimratsecken. Auf seiner Grabplatte an der Burgbrohler Kirche wird er als „wo(h)ledel und gestreng" charakterisiert. Als Sterbedatum ist dort der 11. Dezember 1623 angegeben.

Hinter Dietrich von Braunsberg befindet sich ein ältlich wirkendes Kind. Es ist mit einem weißen langen Gewand bekleidet. Gleich zwei Symbole weisen darauf hin, dass es zur Zeit der Bilderstellung nicht mehr unter den Lebenden weilte: Das kleine rote Kreuzchen auf der Brust und das Lorbeerkränzchen auf dem Köpfchen. Bei diesem Kind könnte es sich um den zweiten Sohn, Dietrich von Braunsberg jun. handeln, der 1625 starb, also zwei Jahre nach seinem Vater. Mit ihm erlosch der Mannesstamm derer von Braunsberg in Burgbrohl.

Maria von Orsbeck, verheiratete von Braunsberg, ist auf dem rechten Bildteil ebenfalls knieend und betend abgebildet. Sie ist gekleidet nach der von Frankreich beeinflussten Mode des Adels in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts: In Falten gelegter, vorne gespaltener Rock, der gerne mit der Hand hochgerafft wurde und das andersfarbige Unterkleid hervorblicken lässt. Oft trugen die Damen unter einem solchen Rock noch einen mit Rosshaar und Filz verstärkten Unterrock. Das kurze Schoß­jäckchen der Adeligen hat geschlitzte, gepuffte, bebänderte Ärmel. Der sehr kleidsame weiße, mit Spitzen verzierte große, hochstehende Kragen bringt ihr ruhiges rundliches Gesicht mit zierlicher Nase gut zur Geltung. Natürlich trägt sie auch standesgemäßen Schmuck. Sie scheint jünger als ihre Ehemann zu sein.

Maria von Orsbeck, Tochter des Engelbrecht von Orsbeck zu Olbrück, Efferen und Mühlen/ Adenau und seiner Frau Elisabeth von Bongard, heiratete 1612 Dierich von Braunsberg.

Nach dem Tode ihres Mannes wurde die Brolburg ihr Witwensitz, so wie dieser es angeordnet und 1617 auch von den Herzögen von Jülich bestätigt erhalten hatte. Sie übernahm mit Johann Georg von der Leyen die Vormundschaft über ihre zwei minderjährigen Kinder Dietrich und Anna Elisabeth.

Gestorben ist sie 1628. Auf ihrer Grabplatte steht, dass sie eine „wo(h)ledel, vi(e)lehren, tugentreiche Frau" war.

Rechts hinter der Mutter ist auf dem Bild ein blondes, pausbäckiges Mädchen zu sehen:

Anna Elisabeth von Braunsberg. Es trägt ein helles Kleid, das sich hauptsächlich durch die einfachere Form der Ärmel von dem der Mutter unterscheidet.

Ein Jahr nach dem Tode der Mutter, also 1629, wurde die erbberechtigte Annalisa mit der Herrschaft Burgbrohl belehnt. Sie heiratete Kaspar von Bourscheid und hatte mit ihm vier Kinder. Damit ist sie die Stammmutter aller von Bourscheidt in Burgbrohl.

Ihr Todesdatum ist der 8. Juli 1655. Sie dürfte etwa 40 Jahre alt geworden sein.

Das Ölgemälde zeigt am rechten Bildrand noch ein zweites Kind, vermutlich Engelbert Theodoricus von Braunsberg, den erstgeborenen Sohn, den die Eltern im Dezember 1612 mit drei Monaten verloren.

Bis auf die Grabplatte des Dietrich von Braunsberg jun. sind alle Grabdenkmäler der auf dem Stifterbild abgebildeten Personen erhalten. Sie stehen im Umfeld der Alten Kirche in Burgbrohl.

Wer den kleinen dreiteiligen Flügelaltar in Auftrag gab, wissen wir nicht. Vielleicht ist Maria von Orsbeck die Stifterin, eventuell auch ihre Tochter.

Zustand des Bildes vor der Restaurierung

An diesem alten Altarbild ist die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Im Mittelteil befanden sich vor der Restaurierung Risse und Löcher, die zum Teil bereits zu einem früheren Zeitpunkt mit auf der Rückseite aufgeklebten Gewebestücken repariert worden waren. Die Leinwand war insgesamt brüchig, der Firnis stark verschmutzt und vergilbt. Die Malschicht zeigte partielle schuppige Abhebungen und Malschichtverluste.

Trotz des desolaten Zustandes hielt der Konservator des Bistums Trier, Dr. Busse, das Ölgemälde für restaurierungswürdig, plädierte für Maßnahmen zur Erhaltung des Bildes und versprach einen Zuschuss zu den Kosten der Res­taurierung. Der Kirchenverwaltungsrat stimmte einer Restaurierung zu, allerdings unter der Voraussetzung, dass die Finanzierung sichergestellt sei. Es war von Anfang an klar, dass das nicht einfach sein würde.

Stifterbild suchte und fand Stifter

Zuerst denkt jeder in einer solchen Situation an öffentliche Zuschüsse. Diese wurden auch von verschiedenen Stellen zugesichert. Etwa zwei Fünftel der Gesamtkosten für die Restaurierung, die Rahmung und Verglasung konnten durch kirchliche und öffentliche Zuschüsse gedeckt werden.

Nun galt es noch weitere Stifter zu finden. Durch gezielte Anschreiben mit Informationen über das Stifterbild und beigefügte Photos konnten Banken, Firmen und Privatleute zu Spenden bewegt werden, so dass alle anfallenden Kosten bezahlt werden konnten.

Der Restaurator Tilmann Holly, Kruft, führte mit seiner Mitarbeiterin Britta Langer die aufwendige Restaurierung durch. Marcus Diede, Burgbrohl, übernahm die Rahmung.

Im März 2003 konnte allen Sponsoren und der interessierten Bevölkerung das Stifterbild in seinem neuen Glanz in der Alten Kirche gezeigt werden. Der Restaurator Tilman Holly kommentierte an diesem Abend anhand von Bildmaterial den Vorgang der schwierigen Restaurierung des stark beschädigten Bildes.

In dem daran anschließenden Vortrag wurde die Stifterfamilie von Braunsberg - einst das bedeutendste niederadelige Geschlecht am Mittelrhein - von der Verfasserin vorgestellt.

Das nun gerettete alte Stifterbild hängt jetzt im Saal der Alten Kirche in Burgbrohl. So ist zumindest noch eine ehemalige Burgbrohler Familie aus dem frühen 17. Jahrhundert heute im Bild präsent.

Man könnte auch sagen, die Familie von Braunsberg hat in ihrer frommen Stiftung „überlebt".

Literatur: