Nürburgring in neuen Dimensionen 

Der Nürburgring dringt in neue Dimensionen vor. Die Meldung vom 2. Februar 2004, dass die Formel 1 trotz der scharfen Rennstreckenkonkurrenz vor allem in Asien nach einer Vertragsverlängerung bis 2009 in der Eifel bleibt, bildete den Auftakt des Jahres. Am 5. Mai 2004 dann wurde ein gigantisches Projekt bekannt gegeben: Der Nürburgring wird zur Erlebnisregion. 

Am "Ring" ist ein Ferien- und Businesszentrum für 200 Millionen Euro geplant, das die Eifel touristisch und strukturpolitisch weiter aufwerten soll. Das Konzept der Nürburgring GmbH sieht vor, Familien, Geschäftsleuten und Sportfans eine Kombination aus Freizeit- und Erlebnisangeboten rund um die Themen Automobil, Motorsport, Unterhaltung sowie Sport & Action anzubieten. Finanziert wird das Projekt hauptsächlich von Privat-Investoren. 

Im Mittelpunkt des Konzeptes stehen das neue "Village" mit Feriendorf und Hotel, das den touristischen Kern des Ferien- und Businesszentrums bildet. Am "Boulevard", der Erlebnismeile direkt an der Rennstrecke, tauchen Besucher ein in die Welt der Automobile und des Motorsports. Komplettiert wird die Erlebnisregion durch eine Golfanlage. 

Das Modell und die Zukunft des Nürburgrings im Visier (von links): Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage, Nürburgring-Geschäftsführer Dr. Walter Kafitz, Landrat Dr. Jürgen Pföhler und Ministerpräsident Kurt Beck bei der Präsentation der „Erlebniswelt“ am 5. Mai 2004. 

Gesamtüberblick Erlebnisregion Nürburgring 

Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz unterstützt das Vorhaben. Ministerpräsident Kurt Beck verwies vor allem auf die enorme Strahlkraft des Projektes über die Landesgrenzen hinaus: „Der Nürburgring war schon immer ein wichtiger Imageträger für die Eifel und Motor für die regionale Wirtschaft." Für Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage werden "die gesamte Eifel touristisch und wirtschaftlich aufgewertet und der wichtige Ganzjahrestourismus entscheidend gestärkt.“ 

Landrat Dr. Jürgen Pföhler nannte das Projekt "visionär", die Zukunft der strukturschwachen Eifel werde mit sanftem Tourismus abgesichert. Das Vorhaben sei die konsequente Weiterentwicklung dessen, was seit dem Bau der neuen Grand-Prix-Strecke in den 80er Jahren geschaffen wurde. Im AW-Kreis seien allein 3.200 Beschäftigte unmittelbar im Tourismussektor tätig, der mit einem Jahresumsatz von 240 Millionen Euro einen erheblichen Wirtschaftsfaktor darstelle. Die „Erlebnisregion Nürburgring“ biete ein Potenzial von weiteren bis zu 500 neuen Arbeitsplätzen, so Pföhler. Das prognostizierte Gästepotenzial laute: zusätzlich bis zu 500.000 Besucher jährlich, davon geschätzte 200.000 Mehrtagesgäste. 

Mit jährlich rund 200 Veranstaltungen, davon 15 Großveranstaltungen, und zwei Millionen Besuchern sei der Nürburgring die größte Sportstätte Deutschlands. Die Königsklasse des Motorsports beschere der Nürburgring GmbH 50 Prozent des Umsatzes. Ein Grand-Prix-Wochenende sorge für 60 Millionen Euro Umsatz. Aber: Es sei falsch, allein auf den Motorsport zu setzen.

Michael Schumacher
siegte Pfingsten 2004
auf dem Nürburgring.
Gewohnte Bilder der Formel 1-Saison 2004: der spätere Weltmeister Michael Schumacher war auch am Nürburgring Trainingsschnellster (1:28,351 Minuten), dominierte das Rennen, legte die schnellste Rennrunde hin(1:29,468 Minuten, siebte Runde) und gewann den Großen Preis von Europa am 30. Mai 2004. Mit 216.000 Besuchern, davon die Hälfte am Rennsonntag, kamen 23.000 Formel 1-Fansweniger als 2003.

Neue Standbeine, etwa die Erlebniswelt oder der Gewerbepark, machten den Wirtschaftsmotor Nürburgring unabhängiger, erklärte der Ahrweiler Landrat.

Dr. Walter Kafitz, Hauptgeschäftsführer der Nürburgring GmbH, sagte: „Mit diesem Vorhaben setzen wir unsere Wachstumsstrategie konsequent fort. Grundlage und Ausgangspunkt ist und bleibt unsere große Motorsport-Tradition." Die Bevölkerung könne sich vorab ein Bild vom künftigen Ferien- und Businesszentrum machen. Dazu gebe es Veranstaltungen und Bürgerforen.

Rock am Ring fast wie immer

"Rock am Ring" fand 2004 nicht, wie sonst üblich, an Pfingsten statt. Weil der Formel 1-Weltverband FIA den Großen Preis von Europa auf Pfingstsonntag (30. Mai) festgelegt hatte, mussten sich die Musikfans etwas gedulden. Deutschlands größtes Open-Air-Festival ging dann eine Woche später über die Bühnen. 65.000 Besucher rockten drei Tage am Ring.

Luki Scheuer verstorben

Eine traurige Nachricht: Ludwig "Luki" Scheuer, langjähriger Redakteur der Rhein-Zeitung und anerkannter Nürburgring-Kenner, starb am 10. August 2004 im Alter von 63 Jahren. Als Auto- und Motorsportexperte genoss er bundesweites Ansehen. Viele Jahre leitete er die RZ-Lokalredaktion in Bad Breisig. Auf der legendären Rennstrecke kannte sich der Niederzissener aus wie kaum ein Zweiter, was ihm den liebevollen Ehrentitel "Mister Nürburgring" einbrachte.