„Du strahlst Licht im Wind der Zeiten – Maria Laach unter dem Atem der Poesie“

Ein neues Buch zur 850. Kirchweihe von Maria Laach (1156 – 2006)

P. Drutmar Cremer OSB

Am 24. August 1156 wurde die noch unvollendete Laacher Klosterkirche unter dem zweiten Abt Fulbert durch Erzbischof Hillin von Trier feierlich geweiht.

Das Ereignis der 850. Kirchweihe von Maria Laach wurde 2006 festlich begangen. Aus diesem Anlass entstand für die Mönche aller Jahrhunderte, für die vielen Freunde und Besucher der Abtei in heutiger Zeit ein poetisches Buchaus meiner Feder mit vielen Fotos. Sein Titel lautet: „Du strahlst Licht im Wind der Zeiten“. Die einfühlsamen Farbfotos dieses Gedichtbandes schuf die Fotografin Marie Luise Preiss aus Bad Honnef. Die poetischen Texte und die ganz neu geschauten Bilder der Abtei und des Laacher Seetals mit seinen zarten Facetten ergänzen sich. Sie stellen Aspekte der Abtei und der sie umgebenden Landschaft im Gang der Jahreszeiten vor.

Die Bilder sind zudem durch kulturgeschichtliche und kunstwissenschaftliche Anmerkungen ergänzt, welche die Texte und die Bilder erläutern. Es finden sich in diesem Anhang Angaben über Geschichte, Kunst, Kultur, Literatur. Maria Laach, 1093 gegründet, hat alle Zeitläufe in seiner mehr als 900-jährigen Geschichte unbeschadet überstanden. 1802 wurde die Benediktinerabtei im Zuge der Säkularisation aufgehoben und französisches Nationalgut. Sie kam schließlich in preußischen Besitz und wurde über Jahrzehnte hin auch privates Eigentum. Die Kirche blieb eine Simultankirche, wurde aber nicht genutzt.

Von 1862 – 1873 lebten und wirkten Jesuiten in Maria Laach. 1892 wurde das Kloster am See von Benediktinern der Erzabtei Beuron wiederbesiedelt. Seitdem beten und arbeiten hier wieder Söhne des Hl. Benedikt. Zur Laacher Kommunität gehören heute zwischen 50 und 60 Mönche.

Eine kleine Auswahl von poetischen Texten aus dem 120 Seiten umfassenden Buch soll zusammen mit Aufnahmen von Marie Luise Preiss einen kleinen Eindruck von diesem neuen Werk vermitteln. Mögen Auge und Herz vieler Besucher von dieser bibliophil gestalteten Edition angerührt werden.

Die Abteikirche Maria Laach

Haus Gottes

Über dir – du Stadt der Jenseitsträume
kreist das Morgenlicht geheimer Schwüre
so als brächten Engel neue Botschaft
Deine Mauern tragen Wunderzeichen –
Zeugnis aus Gestein und Leben
mitten in den Schatten die der
Finger Tod gemalt hat in die Sonnenuhr des Seins

Über dir – du Arche Sehnsucht
haucht die Taube Geist in deine Türme
altersstark und sturmumweht im
Lied der Winde seit Jahrhunderten
Seufzer aus Gebet und Hoffnung
wandeln Brot und Wein im Opfer
zum Gesang aus Lob und Dankbarkeit

Über dir – du Haus der Psalmen
ruht ein Schweigen voll Geheimnis
das verborgen Welten neu gebiert und die
Nähe Gottes unter Tränen austrägt
Ja in dir – du Burg der Rätsel
sammeln Cherubim die Trauer aller
auch die Endlosfragen der Gejagten

Sternweit pflanzen sie das Paradies von morgen

Abendschönheit am See

Mensch! Dein Blick schweift
sanft in große Freiheit
Licht bricht schwebend
ein in zarte Schatten
Unter ihnen hauchlos-tief der
Schweigekelch der Wasser

Hörst du – Herz –
die Stille sprechen
mit dem Echoklang der Sehnsucht?
Schau! Die Lämmerwolken
tanzen leicht beschwingte Reigen
über dunklem Horizont

Über stillem Wasserspiegel
winden sich die kahlen Äste
Sind sie Fragezeichen oder Klagerufe? -
Abendschönheit schreitet
durch das Land in feiner Robe
auf dem Stufenweg der Liebe

Blick über den Laacher See vom nordöstlichen Ufer aus

Ich bin die Tür

Es gibt viele Wege ins Leben des Menschen. Fragen stehen auf: Was bewegt mich? Welchen Beruf soll ich ausüben? Was berührt mein Herz? Wie wird meine Zukunft aussehen? Oftmals sogar bange Fragen. – Wenn der Mensch sich selbst überschreitet, wo Gott in seiner Nähe lebendige Wirklichkeit wird, da öffnet sich eine Tür, da erschließt sich völlig neuer Raum, vielleicht mit entscheidender Weisung oder mit einer echten Befreiung.

Immer erleben wir in solchen Augenblicken gleichsam ein Portal, das sich öffnend Lebenssinn erkennen lässt. Das Gefühl erfüllten Ankommens wird spürbar, die Gewissheit nicht ins Leere zu laufen. –

Beim Eintreten machen wir gleichzeitig Erfahrungen: Angefochtenheit, Bedrängnis, falsche Bindungen, Versagen, Schuld, aber auch: Hoffnung, Zuversicht, die Freude, Lebensziele erreichen zu können.

Solange der Mensch lebt, sucht er Zugänge durch ein Tor, auf der Suche nach Heimat, Geborgenheit und Licht. Türen vermögen gleich beides: Vergangenheit zu schließen und dem Glauben neue Horizonte aufzutun. Jesus Christus sagt den Menschen, die auf ihn hören: „Ich bin die Tür!“ (Joh 10,9)

In ihm entscheidet sich das Lebensschicksal, wird Freiheit erfahrbar, Freude geschenkt.

Die geöffnete Tür in neue Räume schenkt Hoffnung auf eine weite Zukunft. Dem Glaubendenbedeutet verheißene Ankunft Trost.

Das südliche Portal zur Abteikirche

Wintersonne

Die Wintersonne haucht
als sei dies vorher ausgerechnet
feine Fingerschatten
über See und Tal

Die Birkenfee umarmt
den dunklen Partner
neben ihr – und lächelt
ihren Silbercharme
verzückt in ihrem Raureifmantel –
fast bereit zu einem Menuett

Hörst du
wie die Stille flüstert?

Du schaust Wunder
wenn du Worte
schweigst

Winter am Laacher See: Blick von der Südhöhe des Laacher Seetals aus