Aus dem bäuerlichen Alltag frühererZeiten in der Eifel: „Dä Wann“

Peter Weber (†)

Am 16. Februar 2006 verstarb Oberstudienrat a. D. Peter Weber, der am 31. Juli 1921 in Wershofen geboren wurde. Er lebte seit vielen Jahren in Mayen. Seit 1956 war Peter Weber mit geschichtlichen, vor allem aber mit volkskundlichen Beiträgen Mitarbeiter am Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler. Daneben hat er auch für andere Jahrbücher Artikel verfasst, an Festschriften mitgearbeitet, Wappen entworfen und eigene Bücher publiziert. Peter Weber war ein genauer Beobachter und Bewahrer, der in Wort und Bild das Leben früherer Zeiten beschrieben hat, oft auch noch aus eigenem Erleben heraus. Er hat einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Alltagsgeschichte in der Eifel rund um sein Heimatdorf Wershofen geleistet. (Die Redaktion)

„Dä Wann“

Ein Gerät, aus Weiden geflochten, „Dä Wann“, war früher auf den Speichern anzutreffen. Es diente nämlich dazu, das dort gelagerte Getreide für das Mahlen in der Mühle zu reinigen. Damals erhielt jeder das Mehl zurück, das aus seinem Getreide gemahlen wurde. So war jeder bestrebt, sauberes Getreide abzuliefern, um gutes Mehl zu erhalten. Bevor der Sack mit dem Getreide für den Müller gefüllt wurde, hat man portionsweise Getreide auf „Dä Wann“ geschaufelt und dann damit schwingende Bewegungen gemacht, wobei die Körner in die Luft flogen. Durch den Wind wurden Spelzen und Unkrautsamen auf den Speicherboden geworfen. Wenn genügend Mahlgetreide beisammen war, konnte der Sack zugebunden und der „Abfall“ aufgefegt werden. Er wanderte später in den Viehkessel. Aus der Geschichte ist zu berichten, dass man sich schon zur Urzeit beim Reinigen des Getreides des Windes bediente. Man warf das Getreide mit der Schaufel gegen den Wind. Wie in früherer Zeit mit einer „Wann“, später mit der Fauch oder Windfege nach dem Dreschen, wurden Körner und Spreu getrennt. Die „Wann“ (ahd. wanna) wurde auch Schwinge (ahd. swinga) genannt, weil man durch Schwingen die Körner von der Spreu reinigte. Mit der Korbmacherei war vielfach die Wannenmacherei verbunden. Es gab Fruchtwannen, Putzwannen, Scheuerwannen, Siebe. Die zum Fruchtreinigen und zum Tragen von Saatgut und Mehl dienenden „Wannen“ waren aus geschälten Weiden ganz dicht gearbeitet. Ein Hauptwannenmarkt war Pützchens Markt bei Bonn.

Auch heute noch erinnern Familiennamen, wie Wannemaker, Wennmacher, Wener und Moldenhauer an die Herstellung der Wannen. In vielen Weistümern aus dem 16. Jahrhundert befanden sich Vorschriften für die Müller, „Wannen“ und Siebe bereitzuhalten. Für die Reparaturen der „Wannen“ waren die wandernden Korbflicker und „Körfsmächer“, die von Dorf zu Dorf zogen, zuständig. Sie setzten schadhaft gewordene Korbwaren und auch „Wannen“ instand. Man nannte sie auch Wannläpper oder Wannenläpper. Dass diese nicht überall beliebt waren, geht schon aus einer Verordnung des Herzogs von Jülich-Cleve-Berg hervor, die besagte, keine fremden Spielleute, Tierleiter, Wannenläpper u. a. im Lande zu dulden.

"Ein Wann"